Je höher er kam, desto kälter wurde es. War der Weg gestern einfach nur feucht gewesen, wurde er heute zur Rutschpartie – vor allem, wenn es bergab ging. Die hohe Geschwindigkeit konnte er bei diesen Bedingungen unmöglich halten, also zügelte er das Tier. Doch er hatte das Gewicht des Fuhrwerks nicht bedacht. Es geriet ins Schlingern, sodass Kaspar das Pferd antrieb, das abrupt wieder Tempo aufnahm, während der Wagen weiter schlingerte.
Ihm brach der kalte Schweiß aus. Krampfhaft versuchte er, den Gaul mit den Zügeln zu steuern und gleichzeitig das Gleichgewicht zu halten. Er stand auf. Ein fataler Fehler, denn er verlor den Halt und purzelte seitlich des Wagens zu Boden, einen Zügel noch in der Hand. Seine Ho!-Ho!-Rufe verhallten, ohne dass das Pferd stoppte. Zwar lief es nicht besonders schnell, doch Kaspar hatte keine Chance, sich wieder hochzurappeln. Immer, wenn er meinte es zu schaffen, brachte ihn ein Hindernis wieder zum Stolpern.
Endlich kam er auf die Idee, den Zügel loszulassen. Er versuchte aufzustehen, stieß aber einen Schmerzensschrei aus. Sein linker Knöchel schien verletzt zu sein. Wütend rief er dem Pferd erneut hinterher. Aber das Fuhrwerk war schon mehr als 50 Meter entfernt. Mit dem verletzten Fuß würde er es niemals einholen. Auf einem Fuß hoppelte er ein paar Meter. Weil er kaum vorankam, blickte er sich nach einer Stütze um und fand einen stabilen Ast. Immerhin kam er jetzt etwas besser vorwärts.
Wie weit mochte es noch bis Kersbern sein? Er blickte sich um, versuchte, seine Position genauer zu bestimmen. Zweieinhalb Kilometer bestimmt. Kaspar ärgerte sich über seine Ungeschicklichkeit. Und dass der Gaul nicht stehengeblieben war, konnte er sich auch nicht erklären. Missmutig humpelte er weiter. Jeder Schritt musste vorsichtig gesetzt werden. Der Boden war uneben und wegen des Frosts schwer einzuschätzen. In diesem Tempo würde er nicht so bald in Kesbern ankommen. Da wäre er ja auf Knien schneller. Doch er verwarf den Gedanken, es auszuprobieren, und kämpfte sich Schritt für Schritt voran.