Überraschung im Wald

Ernst Danz macht beim Verschönern Iserlohns eine Entdeckung


Wie so häufig macht sich Ernst Danz im Frühherbst 1882 mit seinen Schülern auf den Weg in die Wälder südlich von Iserlohn. Sie haben einige Bäume geschultert, die sie für den Iserlohner Verschönerungs-Verein neu pflanzen.

Ein arbeitsreicher Tag, bei dem fast jeder weiß, was er zu tun hat, erwartet sie. An dem der Professor mal wieder zeigt, dass ihn nichts so leicht aus der Fassung bringt. 

 


Wäre es an diesem Morgen in der Stadt still gewesen, hätte man den Gesang gehört, der den Mühlenberg hinab klang. Man hätte vielleicht sogar erkannt, dass es Knabenstimmen waren, die hell das Lied Kein schöner Land erklingen ließen, gestützt von einem tiefen Bass.

Ah, hätte sich mancher vielleicht gedacht, der Professor steigt wieder mit seinen Schülern in den Wald, um Bäume zu pflanzen. Eichen und Buchen, vielleicht auch Erlen und Eschen. Je nachdem, wo Ernst Danz sie gerade hinführt, der große kräftige Professor mit dem weiten Mantel und dem Hut. Doch in Iserlohn war es nicht still, die Stadt versank in ihrer alltäglichen Betriebsamkeit. 

Es war das Jahr 1882. In den Schmieden und Fabriken wurde unter lautem Getöse Metall geschmolzen oder verarbeitet. Aus Letmathe fuhr in einer dicken, irgendwie geräuschvollen Dampfwolke gerade ein Zug in den Iserlohner Bahnhof ein und gab ein lautes Pfeifen von sich.

Es war Markttag und die Dienstmädchen, Lieferanten und Boten feilschten mit den Bauern der Umgebung um angemessene Preise. In den Küchen blubberten in großen Töpfen bereits die ersten Brühen auf den Herden. Und so verhallte der Gesang beinahe ungehört. Nur tief im Wald, nahe dem Wolfsplatz hatte jemand zu wimmern aufgehört, und das Lied vernommen. Doch hier, auf der Südseite des Mühlenbergs, war es kaum mehr als ein zarter Hall.  

Mit vereinten Kräften für die Schönheit des Waldes

„Haaalt!“, rief der Professor schließlich und ließ die stämmige Stieleiche, die er über der rechten Schulter getragen hatte, auf den Boden gleiten. Mit seinem Trupp aus rund 50 Schülern zwischen zwölf und 15 Jahren war er vom Hallenweg auf den Teichweg eingebogen, hatte den ersten Stadtsteich hinter sich gelassen und war nun an der Kreuzung von Teich- und Talweg angekommen. Die Jungen taten es ihm nach, setzten unter Geplauder die Bäumchen zu Gruppen zusammen oder legten Hacken und Schaufeln ab, die sie getragen hatten. Der Professor hob die Hand, unter den Jungen kehrte Ruhe ein. Nur das Plätschern des Wermingser Bachs und das Zwitschern verschiedener Vögel war zu vernehmen. 

Danz deutete den Hang hinauf, an dessen Fuß sie standen. Obwohl junge Birken und Ebereschen zu sehen waren, erinnerte der Bewuchs eher an ein gerupftes Huhn, denn an einen Wald. „Schaut euch diesen Hang an“, sprach er. „Wie ihr seht, haben die Köhler ganze Arbeit geleistet. Wir werden unsere Bäume hier einsetzen, damit wieder ein schöner Wald wächst. Doch zuerst machen wir eine kurze Rast.“ Er nahm seinen Rucksack ab, löste die Eimer, die er daran befestigt hatte, öffnete den Rucksack und verteilte Äpfel unter den Schülern. Die waren selbst mit Broten ausgestattet und schöpften sich frisches Wasser aus dem Bach. Doch schon bald klatschte Danz, der inzwischen auch den Mantel abgelegt hatte, in die Hände und rief die Jugendlichen zur Arbeit. 

Er stieg ein Stück den Hang hinauf, zog einen Pflock aus dem Boden und hielt ihn in die Höhe. „Diese Pflöcke zeigen euch, wo ihr die Bäumchen setzen sollt“, sagte er und deutete auf die Kennzeichnung. „Ei steht für Eiche, Bu für Buche. Tut euch für jeden Baum zu zweit zusammen. Einer gräbt das Loch ungefähr doppelt so groß wie den Wurzelballen. Lockert den Boden unten in der Grube etwas auf. Der andere entfernt die Jute. Aber Obacht! Die Ballen sind feucht! Dann setzt ihr den Baum ein und schüttet das Loch wieder zu. Sucht euch dicke Äste, um die Bäumchen zu stützen, und wickelt dann die Jute unten um den Stamm, damit das Wild nicht daran knabbern kann. Bindfaden gibt’s bei mir.“ 

Mit Feuereifer gingen die Jungen an die Arbeit. Gemeinsam suchten sie die Pflöcke, brachten das passende Bäumchen und Arbeitsgerät den Hang hinauf und begannen bald zu graben. Wie von selbst taten sich diejenigen, die schon mehrmals solche Exkursion mit dem Professor unternommen hatten, mit Neulingen zusammen. Drüben in der Stadt entwickelte sich inzwischen ein warmer Tag, doch hier im Tal und am Osthang streifte die Sonne nur die Höhen, es blieb angenehm kühl. Die Jungen konnten in Ruhe arbeiten und kamen gut voran.



Danz hatte seine Stieleiche, den größten aller Stämme, bereits nahe der Weggabelung gepflanzt und beobachtete jetzt die Arbeiten am Hang. Wann immer ein Baum drohte zu kippen, eine Schaufel herunterkullerte oder Bindfaden gebraucht wurde, war er zur Stelle. Doch meist nickte er zufrieden, denn seine Schüler machten ihre Sache sehr gut. Als die ersten Bäumchen gesetzt waren und die Jungen sich den Schweiß von der Stirn wischten, rief er von unten herauf: „Jetzt müsst ihr die Bäumchen noch wässern, dazu könnt ihr die Eimer oder eure Tassen benutzen. Und bringt die Pflöcke mit.“ 

Gehorsam taten die Jungen, wie ihnen geheißen. Am Bach füllten sie Eimer oder Tassen und kletterten mit der Fracht so hurtig wie möglich wieder hinauf. Am Fuß des Hangs nahm Danz die Pfähle in Empfang und verstaute sie in seinem Rucksack. Dann ließ er die Jungen erneut pausieren und genehmigte sich selbst auch einen Apfel, ein Stück Brot sowie etwas Speck. Bald klatschte er erneut in die Hände, rief „Zweite Runde!“, schnappte sich selbst ein Bäumchen und eine Hacke. Schwungvoll kletterte er aufwärts und pflanzte die kleine Buche im Handumdrehen. Auf dem Rückweg sammelte er die weiteren Pflöcke ein. Dann holte er Wasser zum Angießen. Zurück im Tal, packte er die restlichen Pflöcke ein, holte eine Tute aus der Seitentasche des Rucksacks und blies hinein. Alle Köpfe fuhren herum. 



Vorbereitung für die nächsten Pflanzungen

„Ich setze jetzt die Pflöcke für die nächsten Pflanzungen“, rief er. „Die Tute bleibt hier. Wenn etwas passiert, könnt ihr mich damit rufen!“ Er stellte das Instrument auf einen Baumstumpf, winkte und stapfte auf dem Dunklen Weg davon. Nach gut zweihundert Metern kam er zu den nächsten Stadtsteichen. Der Weg bog scharf nach rechts ab und stieg an. Hier wollte er zu beiden Seiten des Weges die nächsten Pflöcke einsetzen – und dazu brauchte er immer etwas Ruhe. Schließlich war nicht jeder Platz für jeden Baum geeignet. Vorsichtig stieg er den rechten Hang hinauf, schaute sich um, testete den Boden, prüfte den Bewuchs und entschied sich für Pflanzplätze. Er arbeitete sicher und schnell, schon bald hatte er den ersten Hang bestückt.

Doch plötzlich stutzte er. Durch das Rauschen der Bäume und Sträucher, durch das Vogelgezwitscher hatte er ein Geräusch gehört, das nicht hierher gehörte. Angestrengt lauschte er, vernahm aber nichts. Er setzte den letzten Pflock mit dem Kennzeichen Er für Erle in den Hang. Da! Da war es wieder! Nicht die Tute, dafür war es zu leise, und außerdem ein ganz anderer Ton. War das ein Tier? Kein Waldtier machte solche Geräusche. Es klang eher wie ein Weinen. Ein verletzter Luchs? Er schüttelte den Kopf. Unwahrscheinlich. Er kletterte aus dem Hang und folgte dem Weg weiter hinauf. Immer dem Geräusch nach. Täuschte er sich, oder kam es aus der Richtung des Wolfsplatzes? Er traf auf den Weg nach Ihmert. Das Wimmern kam näher. Danz begann zu laufen, im Rucksack klapperten die Pflöcke. 



Nach einem letzten Abzweig erreichte er den Wolfsplatz. Leer. Kein Vogel, kein Säugetier. Er blieb stehen und lauschte. Lauschte noch angestrengter. Jetzt! Es kam von links aus dem Gebüsch. Ein Wimmern, fast ein Weinen. War das ein Mensch? Langsam pirschte er sich heran. Gar nicht so einfach, bei seiner Größe. Er bog ein paar Zweige auseinander. Da war ein gelber Fleck im Gestrüpp, ungewöhnlich für diese Jahreszeit, wo sich das Laub bald rötlich färben würde. Doch es war der gelbe Fleck, der wimmerte. Kein Tier, das stand fest. Ein Mensch? Er ging um den Busch herum und erschrak – aber nur kurz. Denn es war ein kleines Mädchen, das unter dem Strauch saß. Ein kleines Mädchen von vielleicht sechs, sieben Jahren. Mit einem gelben Hütchen. Es hob das Gesicht, sah ihn mit großen Augen an, die Wangen von Tränen ganz verschmiert. 

„Gütiger Himmel“, sagte Danz. „Was machst du hier?“ Das Mädchen wimmerte, ein Bein war merkwürdig verschwunden. „Bist du verletzt?“, fragte er. Es deutete nach unten. Sein Bein war offenbar in einen Kaninchenbau geraten. Das Mädchen konnte sich offenbar nicht selbst befreien. Vorsichtig zog Danz das Bein heraus. Über dem Stiefelchen zeigte sich eine breite Schürfwunde. Er untersuchte die Wunde genauer. Gebrochen war nichts, ein Glück. Aber das Bein blutete. Danz durchsuchte seinen Rucksack, brachte jedoch nur einen Apfel zutage. Er reichte ihn dem Mädchen und riss einen Fetzen Stoff aus seinem Hemd. „Woher kommst du denn?“, fragte er während er das Bein verband. Sie zuckte die Schultern. „Weiß nicht“, antwortete die Kleine. „Wie kommst du hierher?“, setzte er nach. „Gelaufen“, war die Antwort. „Wohl eher verlaufen“, meinte Danz. Sie zuckte wieder die Schultern.

„Wo ist deine Mutter?“ Dem Mädchen schossen wieder die Tränen in die Augen. „Weiß nicht“, sagte es. Danz atmete tief ein. Woher konnte die Kleine kommen? Er gab nichts auf Mode, aber ihre Kleidung wirkte bürgerlich, überhaupt nicht ärmlich. Und sogar er konnte erkennen, dass das Kleidchen farblich zum gelben Hütchen passte. Sie kam aus der Stadt und nicht aus den Dörfern im Süden. Ein weiter Weg für ein kleines Mädchen. „Und wo sind dein Vater und deine Geschwister?“ „Weiß nicht“, antwortete es erneut. Vielleicht war sie auf einem Ausflug mit der Kutsche ausgebüxt. Aber warum suchte sie niemand? „So, fertig“, sagte Danz und betrachtete seinen Verband. „Kannst du auftreten?“ Die Kleine streckte das Bein und berührte mit dem gestiefelten Fuß kurz den Boden, zog ihn aber sofort zurück. Er nickte, er hatte sich schon gedacht, dass der Fuß auch leicht verstaucht war. 

Kurzerhand nahm Danz das Mädchen auf den Arm, es klammerte sich verschreckt an ihm fest. „Na dann gehen wir mal in die Stadt“, sagte er und war flugs auf dem Rückweg. Die Jungen staunten sehr, als er mit der Kleinen ankam. Er setzte sie auf den Baumstumpf, wobei sie ängstlich darauf achtete, ihr Kleid nicht zu beschmutzen. Doch nach ihrem Unfall hinter dem Strauch war es sowieso schon egal. Die Jungen hatten ihr Werk bereits vollbracht, waren gerade beim Wässern. Nach und nach kamen sie den Hang hinab und versammelten sich neugierig um den Baumstamm. „Sie ist in einen Kaninchenbau eingebrochen“, erklärte Danz und warf sich seinen Mantel über. Er wusste natürlich, dass dies keine wirkliche Erklärung war, doch was sollte er machen. 


Rückkehr mit Findelkind

Danz zählte die Jungen durch und blies dann einmal kurz die Tute zum Aufbruch. Erschrocken hielt sich das Mädchen die Ohren zu. Doch ihr Retter hatte sie schon wieder mit Schwung auf den Arm genommen und marschierte voran. Seine Schüler hatten die Geräte unter sich verteilt und trabten hinterher. Bald waren sie an der Schule, wo die Jungen die Gerätschaften verstauten. Sie verabschiedeten sich einer nach dem anderen. „Die Iserlohner werden es euch danken!“, rief der Lehrer, noch immer mit dem Kind auf dem Arm, ihnen fröhlich hinterher. 

„Und was mache ich jetzt mit dir?“, fragte Danz das Mädchen. Das zuckte die Schultern. „Weiß nicht“, sagte sie. „Wie heißt du denn eigentlich?“ „Emilie“, antwortete sie. Er beschloss, mit ihr zur Gendarmerie zu gehen. Gedacht, getan. „Guten Abend, Herr Professor“, begrüßte man ihn dort. „Guten Abend, meine Herren“, antwortete er. „Ich habe hier eine kleine Fundsache“, schmunzelnd ließ er das Kind auf dem Arm hüpfen. Der Gendarm zog die Augenbrauen hoch. „Eine Fundsache?“, fragte er. „Die kleine Emilie ist im Wald in einen Kaninchenbau geraten“, erklärte Danz. „Und wo sind ihre Eltern?“, fragte der Gendarm. „Weiß nicht“, sagte der Professor und zwinkerte Emilie zu. „Wird sie denn nicht vermisst?“ „Bisher nicht“, sagte der Gendarm. „Aber ich nehme den Vorfall natürlich auf.“

„Und was passiert dann?“ „Dann behalten wir sie hier.“ Emilie schossen Tränen in die Augen. „Hier? Sie war mutterseelenallein im Wald und jetzt soll sie mutterseelenallein in eine Zelle? Kommt nicht infrage“, sagte der Professor laut. „Aber das ist das Procedere“, sagte der Gendarm. „Procedere, Procedere!“, sagte Danz. „Wir haben hier ein verängstigtes Kind.“ Er lächelte Emilie an. „Sie kommt mit zu uns. Wenn sich die Eltern melden, wissen Sie, wo sie zu finden ist.“ „Aber Herr Professor …“ Doch der hatte die Wache bereits verlassen und ging seinem Zuhause entgegen.  

Seine Frau war von ihrem Ehemann so manche Überraschung gewohnt. Manchmal hatte er ganze Schulklassen mit nach Hause gebracht. „Emilie bleibt, bis ihre Eltern sie holen“, erklärte Danz, während er sie absetzte. Seine Frau nickte und lächelte Emilie an. Platz für ein zusätzliches Kind gab es genug. „Dann komm“, sagte sie. „Du hast sicher Hunger. Und anschließend waschen wir dich und verarzten deine Wunde. Und dann lernst du unsere Kinder kennen, die sind allerdings schon etwas älter.“ Sie nahm Emilie bei der Hand, die hüpfte auf einem Bein neben ihr in die Küche. Nach dem Bad, mit einem neuen Verband, gehüllt in ein weiches Nachthemd lag sie schon bald in einem der Mädchenzimmer im Bett. Erschöpft von den Aufregungen des Tages schlief sie sofort ein.

Tage vergingen, in denen sich Emilie gut im Danzschen Haushalt einlebte. Der Professor ging täglich nach dem Unterricht zur Gendarmerie, um Neuigkeiten zu erfragen. Mehrmals ohne Erfolg. Am Abend des vierten Tages tauchte dann ein eleganter Herr am Haus Danz auf, stellte sich als Emil Möllering vor und fragte nach Emilie. Die konnte schon wieder laufen, rannte ihrem Vater schluchzend entgegen und fiel ihm in die Arme.

Die Männer gaben sich die Hand. „Ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll, Herr Professor“, sagte Möllering. „Wissen Sie, ich war in geschäftlichen Angelegenheiten in Frankfurt und meine zweite Frau kommt mit meinem kleinen Wildfang nicht zurecht“, er strich seiner Tochter über den Kopf. „Emilie ist ihr einfach davongelaufen.“ Danz ging in die Hocke und ergriff Emilies Hände. „Das nächste Mal kommst du gleich zu mir. Wir gehen dann gemeinsam in den Wald und pflanzen Bäume“, sagte er. Emilie nickte, auf ihrem tränennassen Gesicht blitzte ein Lächeln auf.


Ernst Danz (1822-1905)

Ernst Danz wurde 1822 als Sohn eines Landwirtschaftsbeamten im westpreußischen Neustadt geboren, der heutige Ort Wejherowo liegt ca. 40 Kilometer nordwestlich von Danzig. Er verließ die Heimat zum Theologie- und Philologie-Studium in Jena, Halle und Berlin. Seine ersten Jahre als Lehrer verbrachte Danz in Magdeburg, Merseburg und Halle, danach ging er nach Siegen und Hagen. 1863 kam er an die Iserlohner Realschule, das später das Iserlohner Realgymnasium wurde. An dieser Schule, heute das Märkische Gymnasium Iserlohn, unterrichtete Danz die Fächer Englisch, Französisch, Geschichte, Deutsch, Erdkunde und Turnen. Danz war ab 1873 auch stellvertretender Direktor der Schule. 1880 wurde er zum Professor ernannt. Erst mit 79 Jahren, 1902, verließ er den Schuldienst.

Dass ihn die Stadt Iserlohn 1902 zum Ehrenbürger ernannte, war nicht nur seiner langjährigen Tätigkeit als Lehrer geschuldet, sondern auch seinem besonderen Engagement für die Stadt. So war der Naturfreund 1874 eines der Gründungsmitglieder der Iserlohner Verschönerungs-Vereins, 1877 übernahm er dessen Vorsitz. 1890 setzte er sich zudem für die Gründung der Iserlohner Abteilung des Sauerländischen Gebirgsvereins (SGV) ein. 
Besonders nachhaltig war jedoch sein Engagement im Rahmen des Iserlohner Verschönerungs-Vereins: Der Verein legte in der Stadt sogenannte Promenaden an, Wege, auf denen Menschen aller Bevölkerungsschichten spazieren und promenieren konnten. Ein besonderes Augenmerk lag auf dem Gebiet um den Rupenteich, wo später auch ein Stadtpark angelegt wurde. Zudem investieren die Vereinsmitglieder eigene finanzielle Mittel, Spenden und ihre eigene Muskelkraft in die Wiederaufforstung der Wälder auf den Höhenzügen um die Stadt. Durch uneingeschränkte Bewirtschaftung waren die ursprünglichen Wälder extrem ausgedünnt: Nicht nur übermäßige Rodung, sondern auch die Holzkohlegewinnung und die Beweidung der Wälder hatten dazu geführt. Danz selbst traf man häufig bei Pflanzarbeiten im Wald an, oft in Begleitung seiner Schüler.

Nach Danz‘ Tod wurde der Aussichtsturm gebaut, den der Iserlohner Verschönerungs-Verein lange geplant hatte. Er wurde 1909 eröffnet und zu seinen Ehren Danzturm genannt. Der Turm auf dem Fröndenberg ist bis heute eines der Wahrzeichen der Waldstadt. 



Wusstest du schon, dass ...

… Ernst Danz ein sehr großer, kräftiger Mann war, der sich junge Bäume einfach über die Schulter warf?

… er ein großer Naturfreund war, der oft in den Wald ging und viele Wanderungen im Sauerland unternahm?

… er 13 Sprachen beherrscht und davon sieben fließend gesprochen haben soll?

… er nichts von Bekleidungsmoden hielt und meistens einen langen, weiten Mantel trug?

… trotzdem kein Waldschrat war, sondern glücklich verheiratet und sechs Kinder hatte, vier Töchter und zwei Söhne?

… er gerne scherzte und viele Anekdoten über ihn kursieren?

… er als Vorsitzender des Verschönerungs-Vereins jahrzehntelang in den Iserlohner Wäldern arbeitete, Bäume pflanzte und Bänke aufstellte, Wege befestigen und Ziermauern errichten ließ? 

… sein Vorstandskollege, der Gartenbauer Wilhelm Schödder, rund um die Stadtsteiche und den Rupenteich Parklandschaften anlegte, u.a. mit Rhododendren, die bis heute dort wachsen?  




Das war Iserlohn im 19. Jahrhundert

Auch heute findest du noch viele Orte in Iserlohn, die es bereits zu Zeiten von Ernst Danz gab. Schau sie dir gerne mal genauer an.
Hier einige Beispiele:


Hinweis

Die Geschichte bedient sich biografischer Details von Ernst Danz. Dennoch ist er hier eine Kunstfigur.

Innerhalb des belegten historischen Rahmens sind Beschreibungen, Handlungen und Situationen der Figuren fiktiv.


Literatur

Marlis Gorki, Der Iserlohner Verschönerungsverein, in: Beiträge zur Heimatkunde für Iserlohn und den märkischen Raum, Band 23 (2019), Seite 125-140, Iserlohn, 2019 

Rico Quaschny: Unermüdlich um die Verschönerung der Stadt und ihrer Umgebung bemüht. Zum 200. Geburtstag von Professor Ernst Danz aus Iserlohn, in: Peter Kracht (Hrsg.): Schönes Westfalen Jahrbuch 2022, S. 189–194, Münster 2021

Professor Ernst Danz, in: Der Märker – Heimatblatt für die ehemalige Grafschaft Mark, Heft 1/1957, S. 8, Altena, 1957

Danz-Turm-Basar, Einige Erinnerungen an Ernst Danz, Iserlohn, 1908

Stadtarchiv Iserlohn, Dokumentation anlässlich des 100. Todestags von Ernst Danz, https://www.iserlohn.de/kultur/stadtarchiv/stadtgeschichte/professor-danz-neu, zuletzt abgerufen am 22. Mai 2023 
 

Text: Sabine Schlüter - Die flotte Feder

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