Geheimnisvolle Moore, Skivergnügen und der letzte Auerhahn

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Heimatbund Märkischer Kreis e.V. (Hg.)

GEHEIMNISVOLLE MOORE, SKIVERGNÜGEN UND DER LETZTE AUERHAHN

Die Geschichten der Forstwege im Ebbegebirge




IMPRESSUM © 2021. Heimatbund Märkischer Kreis e.V., Altena. Alle Rechte vorbehalten. Konzept und Text: Dr. Susanne Padberg-Rohlof, Lennestrand. Verlag für Südwestfalen, Hemer. Fotografien: Ingo Starink, Media4Web, Lüdenscheid. Layout: Ilonka Williams, Lonkigraphics, Hückeswagen. Druck und Bindung: Hausdruckerei des Märkischen Kreises, Lüdenscheid. Printed in Germany. www.heimatbund-mk.de

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Gender-Hinweis: Sämtliche Personenbezeichnungen richten sich an alle Geschlechter (m/w/d).


Heimatbund Märkischer Kreis e.V. (Hg.)

Geheimnisvolle Moore, Skivergnügen und der letzte Auerhahn Die Geschichten der Forstwege im Ebbegebirge

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Liebe Leserin, lieber Leser, wenn Sie den Ebbekamm von oben betrachten, zum Beispiel ein Luftbild oder eine Satellitenaufnahme, zeigt sich noch immer das Landschaftsbild eines vielerorts dicht bewaldeten Höhenzuges. Er mutet fast ursprünglich, beinahe urwüchsig an, doch der Eindruck täuscht. Denn von jeher führten Wege durch das Ebbegebirge. Von Nord nach Süd, von West nach Ost. Menschen überquerten den Ebbekamm, um andernorts zu arbeiten oder um Handel zu treiben. Seit Jahrhunderten wurde Forstwirtschaft betrieben und die Menschen lebten am, im und vom Wald. Zur Orientierung gaben sie zentralen Wegepunkten, markanten Stellen und auch den Wegen und Pfaden selbst Namen. Teilweise nutzen wir diese alten Wege noch heute. Als Forstwege, als Wanderwege, als Zufahrtswege zu den Sendern, die auf der Nordhelle, dem höchsten Punkt des Ebbegebirges, und auf dem Waldberg stehen. Die Wege wurden ausgebaut, teilweise sogar asphaltiert. Es wurden neue angelegt, um den Wald weiter forstwirtschaftlich zu erschließen. Die Tradition, einem Weg einen Namen zu geben, der seine Besonderheit in den Fokus rückt, wurde beibehalten. 2011 hatten der damalige Naturpark Ebbegebirge (seit 2015: Naturpark Sauerland Rothaargebirge), der Märkische Kreis und einige Revierförster die Idee, die Wege auszuschildern und damit die Tradition als besonderes Merkmal der Region auszuweisen. Inzwischen sind mehr als 30 Forstwege beschildert.

Nun tragen sie aber ihre Namen ja nicht zufällig. Dieses Buch holt deshalb nach, was Ihnen die Schilder vorenthalten: eine Erklärung, warum der Weg heißt, wie er heißt. Bei den Recherchen zeigte sich: Oft sind es spannende Geschichten, die dahinterstecken. Bei dem einen oder anderen ließen sich die Hintergründe nicht mehr erschöpfend klären, da bleibt Raum für die lebhafte Phantasie. Vor allem die jüngsten Wege erzählen viel über den Wald und seine Bewohner, auch über die Versuche, den Wald zu gestalten, und inzwischen muss man sagen, ihn zu retten. Die Herausforderungen, vor denen der Wald und damit wir alle gemeinsam stehen, werden ebenfalls Thema in diesem Buch sein. Die Informationen, die wir hier zusammengetragen haben, sind das Ergebnis großartiger Teamarbeit. Viele haben ihr Wissen weitergegeben oder Quellen benannt, die Auskunft geben konnten. Archive wurden bemüht, die Heimatvereine eingebunden, viele Telefonate geführt und E-Mails geschrieben, um an die alten Geschichten zu kommen. Abschließend möchte ich daher all jenen danken, die ihren Beitrag zur Offenlegung der Forstwegenamen geleistet haben. Sie alle zu nennen, würde eine Seite füllen. Fast alle finden Sie jedoch als Wegepaten auf den folgenden Seiten wieder.

Was ich Ihnen, bevor Sie anfangen zu lesen, schon jetzt garantieren kann: Wenn Sie demnächst durch das Ebbegebirge wandern, vielleicht auf einem der Forstwege, werden Sie unser schönes Mittelgebirge mit anderen Augen sehen. Erweitert und tiefer blickend, sozusagen, denn dann kennen Sie auch die Geschichten.

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Viel Vergnügen! Marco Voge, Landrat und Vorsitzender des Heimatbundes Märkischer Kreis e.V.

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Jürgen Messerschmidt, Leiter des Regionalforstamts Kurkölnisches Sauerland


Liebe Wanderfreunde! Seit 2008 bewirtschaftet und verwaltet das Regionalforstamt Kurkölnisches Sauerland mit Sitz in Olpe den Wald des Landes Nordrhein-Westfalen im Ebbegebirge und damit weite Teile der dortigen Wälder. 2008. Das klingt nach einem relativ kurzen Zeitraum. Das Forstamt ist jedoch im Staatswald der direkte Rechtsnachfolger des Staatlichen Forstamtes Attendorn, welches 1946 aus der Oberförsterei Ewig hervorgegangen ist. Letztere wiederum wurde 1898 eingerichtet. Tatsächlich lässt sich historisch seit der frühen Neuzeit ein konsequenter Übergang auf die betreuenden Förstereien und eine intensive Verbundenheit mit der Region herleiten. Natürlich sind die Waldgebiete im Ebbegebirge für uns ein Wirtschaftsgut. Zugleich sehen wir uns aber auch in der Pflicht, den Wald mit seiner artenreichen Flora und Fauna als schützenswertes Naturgut zu erhalten. Zum Dritten sehen wir es als unsere Aufgabe an, den Wald als Erholungsraum und auch als Erlebnisraum – soweit den Lebensgemeinschaften im Wald zuträglich – zu bewahren.

arbeit ihren Beitrag dazu, allen drei Anliegen gerecht zu werden: Die Wege erzählen über unsere Arbeit; denn es waren und sind vor allem die Waldarbeiter und die Förster, die sich mit Hilfe der Wegenamen im Ebbegebirge orientieren. Die Wege erzählen von der Nutzung des Waldes früher und heute. Sie berichten außerdem über das, was im Wald lebt oder lebte, über seine einzigartigen Naturschätze. Die Wege bereiten sozusagen den Weg zum Wald, zum Verständnis dessen, was er für uns Menschen, für die Tiere, für die Umwelt bedeutet. Deshalb haben wir das Projekt des Heimatbundes, die Herkunft der Wegenamen zu recherchieren und in Form eines Buches der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, gerne unterstützt.

Die Ausschilderung der Forstwege mit ihren zum Teil historisch verbrieften, zum Teil erst kürzlich vergebenen Namen leistet im Rahmen unserer Öffentlichkeits-

Wir wünschen allen lesenden Naturliebhabern viel Freude bei der Lektüre und ein ebensolches Vergnügen bei der Erkundung der Forstwege im Ebbegebirge.

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GRUSSWORT Landrat Marco Voge VORWORT Jürgen Messerschmidt, Leiter Regionalforstamt Kurkölnisches Sauerland

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Schon immer in Bewegung – DAS EBBEGEBIRGE

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DAS PROJEKT FORSTWEGEBESCHILDERUNG

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DIE FORSTWEGE

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INDUSTRIEKULTUR Alter Valberter Skiweg Schleipetalweg

24 26 28

Silberkuhlenweg

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JAGD Auerhahnbergweg Hubertusweg Jagdhüttenweg Muffelweg Wilddiebsweg

32 34 36 38 40 42

ORTE Beckerhofweg Ebbergweg Meinerzhagener Weg Sichtertalweg Willertshagener Weg

44 46 48 50 52 54


PFLANZEN Buchholzweg & Eichholzweg Roteichenweg & Douglasienweg Königsfarnweg & Bärlappweg Märzenbecherweg

56 58 60 62 64

NEUER WEG

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WEITERE FORSTWEGE

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DIE ZUKUNFT DES EBBEGEBIRGES

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TOPOGRAPHIE Koppenkopfweg & Dantmickeweg Fürwiggeweg Kammweg & Höhenweg Nordhangweg & Südhangweg

66 68 70 72 74

NACHWORT Jörn Hevendehl, Leiter Regionalforstamt Märkisches Sauerland

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WINTERSPORT Bobbahn Panoramaweg

76 78 80

Quellennachweise Bildnachweise Forstwegekarte (Beileger)

90 96 98 11


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Höchste Erhebung im Ebbegebirge ist im Übrigen die Nordhelle (663 Meter über NN), über die Grenzen des Kreises hinaus auch deswegen bekannt, weil zwei Sendemasten (darunter einer vom WDR) hier für besten Hörfunk-, Mobilfunk- und TV-Empfang sorgen. Ein dritter Sendemast steht auf dem benachbarten Waldberg (632 Meter über NN).


Schon immer in Bewegung Über die Entstehung und die wechselvolle Geschichte des Ebbegebirges wurde von wissenschaftlicher Seite schon viel gesagt. Einige besondere Momentaufnahmen aus der Historie seien hier jedoch erwähnt und zum Teil im Original zitiert, lässt sich doch anhand der O-Töne am eindrücklichsten nachvollziehen, in welchem Zustand sich der Höhenzug zu bestimmten Zeiten befunden hat.

Was das Ebbe mit dem Meer gemeinsam hat „Ebbe“, so nennen die Einheimischen ihren Höhenzug kurz und gut. Nicht von ungefähr drängt sich die Ergänzung „und Flut“ auf. Denn sprachwissenschaftlich haben sowohl das Mittelgebirge wie auch der niederdeutsche Wasserstand den gleichen Ursprung: Die germanische Grundform *Abio- deutet nach Michael Flöer* auf einen Geländenamen hin, der eine Morast- oder Moorgegend bezeichnet. Ziemlich zutreffend, ist der Mittelgebirgskamm doch übersät von zahlreichen Hang- und Quellmooren, zu denen sich wasserreiche, morastige Täler gesellen. Das Matscherlebnis beim Herumtapsen in den moorigen Gründen des Ebbe dürfte also mit dem Wattspaziergang bei Ebbe durchaus vergleichbar sein.

Tief im Süden … … des Märkischen Sauerlandes bildet der Ebbekamm sozusagen die Grenze zum Raum Olpe und zum Siegerland. Herscheid im Norden und Plettenberg im Nordosten, Attendorn im Südwesten, Valbert (Stadt Meinerzhagen) im Süden, Meinerzhagen im Südwesten und Kierspe im Westen, Lüdenscheid im Nordwesten – viele Kommunen haben Teil am Ebbegebirge, das wie ein großes, zusammenhängendes Waldgebiet erscheint.

*Die genaue Quellenangabe befindet sich, wie auch alle zukünftigen, im Quellenverzeichnis am Ende dieses Buches.

Tatsächlich aber teilen sich Staat und private Waldbesitzer ihr Ebbegebirge, wobei der Staat ein deutlich größeres Stück sein Eigen nennt. Forstwirtschaftlich betreut wird das Ebbegebirge vom Landesbetrieb Wald und Holz NRW.

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Wie alles begann „Während und nach dem Rückgang der letzten Vereisungsphase, etwa zwischen 18000 und 10000 v. Chr., herrschte im Gebiet des Süderberglandes eine baumlose und tundrenartige Kältesteppenvegetation vor“, schreibt Martin Speier auf Seite 126 seiner Abhandlung über die Vegetation des Ebbegebirges. Das klingt nicht nach der dicht bewaldeten Gegend, die viele im Sinn haben, wenn sie an den Höhenzug denken. Eher haben wir Bilder im Kopf von Fichtenmonokulturen und mittlerweile auch deren Kahlschlägen. Das Ebbe als Tundra – ein Schlaglicht in der ereignisreichen Geschichte dieser Region. Ein weiteres sind die Laub-Nadel-Mischwälder zur Zeit der ersten Besiedelung durch den Menschen. Jedoch entsprechen diese Mischwälder nicht unserer heutigen Vorstellung. Vielmehr herrschten Eichenmischwälder mit Hasel, Birke und Erle vor. Die einzige regional natürlich vorkommende Nadelbaumart, die Kiefer, war zu diesem Zeitpunkt nur noch marginal vertreten. Um die Zeitenwende kommt die Buche hinzu. Speier schreibt: „Der Mensch übte als nomadisierender Jäger und Sammler in diesen frühen Waldökosystemen keinen [...] nachweisbaren Einfluß auf die Vegetation aus. In der gesamten Phase des bis etwa 8000 v. Chr. andauernden Paläolithikums wurde die Entwicklung der späteiszeitlichen Wälder und Offenlandschaften lediglich von klimatischen Prozessen gesteuert [...].“ War vielleicht auch besser so, denn als der Mensch begann, den Wald intensiv zu nutzen, änderte sich auch sein Anblick. Die Buche wurde das Gewächs der Stunde. „Insgesamt läßt sich [...] festhalten, daß die Massenentfaltung der Buche im Ebbegebirge schubweise zu verschiedenen Zeiten erfolgte, wobei eine Koinzidenz zwischen ihrer verstärkten Ausbreitung und einer Intensivierung der Siedlungstätigkeit in der späten Steinzeit, der frühen Bronzezeit und der Eisenzeit gegeben zu sein scheint“, konstatiert Speier. Von der Bronzezeit über die Eisenzeit und bis ins frühe Mittelalter hinein verknüpft sich das Schicksal des Gebirges und der Menschen, die in und von ihm leben, mit diesem Baum (und teilweise auch anderen Laubbaumarten wie der Eiche). Wieso? Der Mensch hatte die Metallgewinnung entdeckt. Im Ebbegebirge selbst fanden sich Eisen- und Kupfererze und für die Verhüttung war Holzkohle erforderlich. Die Buche war dafür prädestiniert. „Mit dem Beginn der Metallgewinnung setzte seit der Bronzezeit (1800-750 v. Chr.) und verstärkt seit der Hallstatt-Periode (750-450 v. Chr.) ein immer intensiver werdender Zugriff des Menschen auf die natürlichen Ressourcen der damaligen Umwelt ein. Dies hatte für die Waldvegetation weitreichende Folgen, die sich unter dem

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Eindruck eines allgemeinen Siedlungsausbaus nicht nur in einer Flächenreduktion der Wälder äußerten, sondern auch strukturelle Veränderungen im Bestandsaufbau mit sich brachten. […] Für die Reduktion der Erze mußten große Mengen von Holz zu Holzkohle vermeilert werden, die bis zur Nutzung der Steinkohle im 19. Jahrhundert der einzige Energieträger der Metallverhüttung und -verarbeitung war“, so liest sich das streng wissenschaftlich. Konkret hieß das: Die Buchen (und alles andere auch) wurden abgeholzt, zu Holzkohle verarbeitet, darüber hinaus als Bauholz und Brennholz verwertet, ebenso das Laub, die Samen/Früchte und überhaupt alles, was der Wald hergab. Im Rückblick auf 100 Jahre Forstwirtschaft im Forstamt Attendorn, welches 2005 in den Landesbetrieb Wald und Holz NRW integriert wurde, aber immerhin 100 Jahre lang die waldbaulichen Geschicke im Ebbegebirge bestimmte, eigentlich sogar länger, hat es seine Wurzeln doch in der 1803 säkularisierten Kanonie Ewig und der daraus resultierenden Oberförsterei Ewig, bleibt über diesen langen Zeitraum der Ausbeutung festzuhalten: Die Wälder im Ebbegebirge „hatten eine sehr hohe Bedeutung für die Landwirtschaft und das heimische Gewerbe. Beide waren weitgehend vom Wald abhängig; die Landwirtschaft hinsichtlich der Viehhaltung, die Eisenschmelzen und Hämmer hinsichtlich des Holzes als Brennstoff.“ Als weitere Verwendungszwecke werden genannt: Zaun- und Brückenbau sowie die Kalkbrennerei. Die Landwirtschaft wiederum nutzte den Wald als Weide und trieb Rinder und Schweine, Schafe und Ziegen ein. Reisig (für die Holzaschedüngung, sogenanntes „Torfen“) wurde ebenso eingesammelt wie Laub, das als Futter im Winter sowie als Einstreu Verwendung fand. Moose und Heiden dienten ähnlichen Zwecken.


Ein neuerliches Schlaglicht: das ausgeblutete Ebbegebirge.

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Frühe Neuzeit und Neuzeit: ausgelaugt und öde 1704 berichtete der vom preußischen König beauftragte Assessor C. A. Heyden: In einigen Kirchspielen des Amtes Altena, nämlich in Meinerzhagen, Valbert und Herscheid*, seien „die Gewälder so wohl als Gemarken und eigene Gehölzer dergestalt verhauen, daß überall Mangel an Bawholze und Brandholze vorhanden“ sei. Heyden fährt fort, dass „die Leute Gilsterig** brennen und und damit noch kümmerlich sich behelfen“ müssten. Auch die Erzverarbeitung in den vorindustriellen Hämmern liegt der Beobachtung des Assessors zufolge zu diesem Zeitpunkt darnieder: „wegen Kummer*** der Kohlen“ seien viele Hämmer bereits verfallen oder würden sich dem Untergang zuneigen, obwohl sie doch einst wegen der „Weite und Größe der trefflichen Berge und den darin gewesenen schönen [Gehölzen]“ an diesen Orten erbaut worden seien. Die Situation hat sich Ende des Jahrhunderts noch nicht verbessert. Der Freiherr von Hobe schreibt 1791 in seinen „Anweisungen zu einer bessern Holzkultur besonders in der Grafschaft Mark“: „Jedoch gibt es auch hier sehr viele Berge, welche traurig aussehen, nichts als Heede, Wacholder und Heidelbeer-Sträuche enthalten, wo denn auch kein anderer Nutzen daraus gezogen wird [...].“ von Hobe sieht Potential für einen wirtschaftlichen Aufschwung der Region, doch es mangele an Holz: „Die Gegend ohnweit Meinerzhagen, so sich verschiedene Meilen lang erstrecket, hat wirklich sehr vielen Eisenstein, so aber wegen Mangel an Holzes nicht gewonnen werden kann: denn der ganze sogenannte rothe Stein in dieser Gegend ist eine Öde und hat kaum hie und da einen elenden birken Strauch, aber desto mehr Heede und Heidelbeere.“

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Im Original steht „Herbede“. Gemeint ist aber wohl Herscheid. ** Ginster *** Mangel an Kohlen, kümmerliches Angebot/ kümmerliche Verfügbarkeit


Der Heilsbringer: Picea abies Ab dem 19. Jahrhundert wurden auch im Sauerland verstärkt Nadelbäume gesät und angepflanzt; zunächst Fichte (Picea abies) und Kiefer (Pinus). Ende des 19. Jahrhunderts ergriff der preußische Staat intensive Maßnahmen zur Wiederbewaldung. Er kaufte nach und nach die verwüsteten Flächen auf und richtete ein Forstamt ein: das 1898 gegründete Forstamt Attendorn. Für die Wiederbewaldung kam nach Ansicht der damaligen Forstfachleute vor allem die Fichte in Frage. „Von wirtschaftlicher Bedeutung ist in der Oberförsterei Attendorn zur Zeit lediglich die Fichte“, liest sich in einem Bericht von 1927. Für die Umwandlung der heruntergewirtschafteten, „verbeerkrauteten“ und „vergrasten“ „Niederwaldflächen“, die der preußische Staat zusammengekauft hatte, war zunächst nur Fichtenanbau vorgesehen. Systematisch und mit geringen Abständen wurden hier die Setzlinge ausgepflanzt. In den Folgejahrzehnten blieb der Forst nicht sklavisch, aber grundsätzlich dabei. Erst in den 1980er Jahren änderte sich das Konzept der Waldbewirtschaftung grundlegend. Doch der Paradigmenwechsel konnte nicht mehr verhindern, was 2007 mit Kyrill begann und mit den Kalamitäten der Folgejahre bis hin zu Friederike 2018 seine Fortsetzung fand. Stürme und Orkantiefs rissen ganze Hänge nieder. Was die Stürme nicht schafften, erledigten die Extremsommer 2018, 2019 und 2020 – und der Borkenkäfer.

Die Fichte – ohne Zukunft im Ebbegebirge?

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Naturschutz: von der Schönheit der Heimat zur Ökologie


Der Erholungswert von Wald Auch wenn die Flächen des Ebbegebirges stets vorrangig als Wirtschaftsgut betrachtet wurden, der Naturschutzgedanke hielt früh Einzug in die Betrachtungen. Die ältesten Naturschutzgebiete im Ebbe wurden bereits in den 1930er Jahren ausgewiesen, etwa der Märzenbecherwald im Herveler Bruch. Allerdings diente der Naturschutz in jener Zeit anderen Zielen als heute: Das Reichsnaturschutzgesetz von 1935 „dient dem Schutze und der Pflege der heimatlichen Natur in allen ihren Erscheinungen“. Im Vordergrund des Schutzgedankens standen, anders als heute, die „Seltenheit“ und „Schönheit“ der Tier- und Pflanzenwelt sowie die Bewahrung der Heimat, nicht der Erhalt der Artenvielfalt und ihrer Lebensgrundlagen. Die Betrachtungsweisen haben sich geändert. Heute sind weite Teile des Ebbekamms als Naturschutz- oder Wildnisentwicklungsgebiete ausgewiesen. In allen geschützten Arealen gelten strenge Verhaltens- und Nutzungsregeln. In den Wildnisgebieten ist die Nutzung gänzlich untersagt; in den Naturschutzgebieten ist eine forstliche Nutzung, dem jeweiligen Schutzziel entsprechend, eingeschränkt möglich.

Großstadtlärm geplagten Ohren. Sofort bin ich maximal entspannt und freue mich auf die Wanderung auf den Höhen des Ebbegebirges im Naturpark Sauerland-Rothaargebirge“, schreibt Blogger Jens Nordmann 2019 auf seinem Hiking Blog. Portale und Apps wie outdooractive oder komoot bieten zahllose Vorschläge für Wanderungen durch das Ebbegebirge an bzw. ermöglichen die individuelle Planung einer Tour. So gesehen hat sich die wirtschaftliche Nutzung des Waldgebietes in der zweiten Hälfte des 20. und im 21. Jahrhundert verändert: Zur forstwirtschaftlichen Nutzung kam die touristische hinzu. Städte und Kommunen heben den touristischen Schatz, der im Ebbegebirge vergraben ist. Der Erholungs- und Freizeitkultur in unserer Gesellschaft kommen Oasen wie das riesige zusammenhängende Gebiet entgegen. Neben dem Wandern gewinnen Mountainbiking und Trekking im südlichen Sauerland an Bedeutung. Die dazu passende Infrastruktur mit Wanderwegen, Trails, Gaststätten und Hotels ist vorhanden bzw. im Entstehen begriffen.

„Als ich auf dem Wanderparkplatz Quellental aus dem Auto steige, dringt nur Vogelgezwitscher und das Plätschern des Hösinghausener Baches an meine vom

Die Forstwege mit ihren Namen und Geschichten sind Teil dieser Veränderung.

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Die Ausschilderung der alten und neuen Forstwege mit ihren historischen oder neu geschaffenen Bezeichnungen ist eine touristische Besonderheit in der Region. „Gibt‘s nur hier“, würden Marketingmenschen sagen, und den Fachterminus „Alleinstellungsmerkmal“ hervorzaubern. Marketing hin oder her, die Idee, den Forstwegen sprechende Namen zu geben, damit jeder, der den gleichen Soziokontext hat, sich im Wald orientieren kann, geht auf die Waldarbeiter zurück. Wenn der eine von der „Bobbahn“ sprach, wusste der andere, dass der steile Weg vom Stahlschmidt (heute: die Wege-„Spinne“) hinunter in nördlicher Richtung nach Herscheid gemeint war. Die Tradition ging bei allen, die im Wald arbeiteten, irgendwann in den allgemeinen Gebrauch über, und so überdauerten die alten Wegenamen teilweise sogar Jahrhunderte. Wenn neue Wege angelegt wurden, blieb man der Gewohnheit treu, einen Namen zu wählen, mit dem möglichst viele etwas assoziieren konnten. So konnte der „Märzenbecherweg“, der an den eindrucksvollen Märzenbechervorkommen vorbeiführt, die im Frühjahr den Atem jedes Wanderers stocken lassen, eigentlich nur diesen Namen bekommen, und damit wusste jeder, welcher Weg gemeint war und wo er sich befindet. Anfang der 2010er Jahre erhielten die Forstwegenamen, bisher immer noch etwas für “Insider“, offizielle Weihen. Der Naturpark Ebbegebirge (heute Naturpark Sauerland Rothaargebirge), der Märkische Kreis und das Regionalforstamt Kurkölnisches Sauerland hoben gemeinsam mit einigen Revierförstern die Beschilderung aus der Taufe. 2012 und 2013 wurden insgesamt 38 Wege ausgeschildert. Die markanten Holzschilder stammen übrigens von dem Meinerzhagener Schreiner Bernd Lepenies-Beck.

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Forstwege

So erfahren nun auch diejenigen etwas über den Wald und seine Geschichte(n), die ihn auf einer ausgedehnten Spazierrunde vor allem genießen wollen. 21


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INDUSTRIEKULTUR

S. 24

JAGD

S. 32

ORTE

S. 44

PFLANZEN

S. 56

TOPOGRAPHIE

S. 66

WINTERSPORT

S. 76

NEUER WEG

S. 82

WEITERE FORSTWEGE

S. 84

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INDUSTRIEKULTUR 26

Wegepate: Frank Brüggendieck, Vorsitzender Heimatverein Meinerzhagen e.V.


Carpe diem sed memento mori Viele Fichten sind es nicht mehr, die heute noch davon erzählen, warum sie einst am Alten Valberter Skiweg gepflanzt wurden. Nur eine Handvoll der kerzengeraden Langhölzer säumt den rund zweieinhalb Kilometer langen Forstweg, der nur wenige Meter unterhalb des Parkplatzes P5 (Nordhelle) direkt von der L707 nach Valbert in den Wald einbiegt. Einstmals waren es viele Fichten. Vor über 140 Jahren pflanzte der Valberter Pastor von Manger mit seinen Konfirmanden alle 30 bis 50 Meter eine junge Fichte. Sie markierten den Weg von Valbert über den Ebbekamm hinüber nach Herscheid, Plettenberg und ins Lennetal. In den 1870er und 1880er Jahren gingen nämlich viele junge Burschen, die im Winter auf den Höfen keine Arbeit hatten, übers Ebbe ins Versetal und weiter, wo sie in den Industriebetrieben in Bärenstein und Eveking unterkamen. Es war ein beschwerlicher Weg in den tiefverschneiten Wintern des 19. Jahrhunderts, und meistens fanden sich die jungen Männer in kleinen und größeren Gruppen zusammen.

das Unglück zum Anlass, die Fichten am Alten Valberter Skiweg zu setzen. Die Valberter nennen den Weg auch „Kirchweg“. Mal wird diese Bezeichnung mit der Pflanzaktion des Pastors in Verbindung gebracht, mal mit dem Brand der evangelischen Kirche in Valbert 1956. Der Brand zwang die Kirchgänger, zum Gottesdienst nach Herscheid zu gehen – auf dem Weg längsseits der heutigen Ebbestraße. Ob sich der Name Alter Valberter Skiweg vom Wintersport im Ebbegebirge herleitet oder ob die Bauernburschen bei Tiefschnee auf Brettern unterwegs waren, bleibt Vermutung. Fakt ist, die Sommermonate 2018 bis 2021 und der Borkenkäfer brachten das Aus für die Fichten. Nutze den Tag, jedoch bedenke, dass du sterblich bist!

Einer dieser Industriearbeiter namens Mönich verpasste einmal den Aufbruch und geriet allein in einen Schneesturm. Man fand ihn anderntags: erfroren! Pastor von Manger nahm

„Ein Pastor und seine Konfirmanden pflanzten vor über 140 Jahren diese Fichten.“ - Frank Brüggendieck -

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INDUSTRIEKULTUR

Dieser Forstweg verbindet wortwörtlich Natur mit Industriekultur. Er startet und endet am Schleiper Hammer; entlang der beiden Hammerteiche oberhalb der früheren Produktionsstätte für Eisenwaren führt er durch das Naturschutzgebiet Schleipetal. Heute ist der Schleiper Hammer ein Denkmal der Industriekultur und ein Erlebnismuseum.

Die ursprüngliche Einrichtung des Hammerwerks ist leider nicht mehr erhalten. Der Heimatverein Kierspe, der das Technikmuseum heute leitet, hat im Gebäude vor- und frühindustrielle Anlagen installiert, die einen Einblick in die regionale Eisenverarbeitung und in die Herstellung von Breitewaren vermitteln.

1815 kauften die Gebrüder Schriever jenes Hammerwerk in der Nähe von Kierspe. Das Wasser der Schleipe reichte aus, um zuverlässig übers Jahr ein Wasserrad anzutreiben. Durch eine mechanische Übersetzung wurde der Schmiedehammer zum Laufen gebracht.

Neben der Schmiedeabteilung beheimatet das Museum eine historische Schlosserei mit funktionsfähigen Sägen, Fräs- und Hobelmaschinen, Stanzen, Bohrmaschinen und Drehbänken. Auch sie sind Zeugnisse der heimischen Industriegeschichte; die Stanz-, Biege- und Umformtechnik zählt zu den Gewerken im Märkischen Sauerland, die auf eine lange Tradition zurückblicken.

Sehr wahrscheinlich ist die vorindustrielle Produktionsstätte jedoch viel älter, als ihre erste schriftliche Erwähnung beim Erwerb durch die Reidemeister Schriever vermuten lässt. Die Verhüttung und Verarbeitung von Eisenerz zu Eisen ist für das obere Volmetal seit dem 13. Jahrhundert belegt. Diesem Gewerk verdankt auch der Schleiper Hammer seine Existenz. Das 1820 von den Gebrüdern Schriever nebenan errichtete, stattliche Reidemeisterhaus zeugt von der hohen Qualität des Osemund-Eisens, das von 1842 an im Schleiper Hammer für die Drahtindustrie im Lennetal und für Kunden aus Westfalen bzw. aus dem Bergischen Land produziert wurde. Dieses Eisen ließ sich im Schmiedeprozess hervorragend verarbeiten. Vor Ort, also im Schleiper Hammer selbst, wurden daraus sogenannte Breitewaren, wie Spaten, Schüppen, Hacken, aber auch Rübenheber sowie verschiedene Gabeln gefertigt. In späteren Jahren, etwa in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, wurde die Wasserkraft mit einer Dampfmaschine unterstützt. Jetzt konnten auch mit einer Transmissionswelle mehrere Hämmer und Maschinen angetrieben werden. Obwohl der Hammer 1919 elektrifiziert wurde, bauten die Betreiber in den 1930er Jahren noch eine Wasserturbine ein, die das Wasser der Schleipe effektiver nutzte. Neben Riemen-Fallhämmern sind im 1994 eröffneten Technikmuseum Schleiper Hammer auch historische Federhämmer in Aktion zu sehen, eine Weiterentwicklung des Fallhammers vom Anfang des 20. Jahrhunderts.

Wie aus einem der ersten Kunststoffe, dem Bakelit, Gegenstände des täglichen Bedarfs hergestellt werden, das zeigt im Obergeschoss des Museums die Bakelitabteilung mit hand- und motorbetriebenen Pressen, mit Schleif- und Poliermaschinen. In einer Vitrine sind Alltags-, Haushalts- und technische Gegenstände aus Bakelit ausgestellt. Der Schleiper Hammer ist als „außerschulischer Lernort“ zertifiziert. In Workshops bringen die sogenannten „HammerVäter“ Schülerinnen und Schülern die Funktionsweise von Maschinen und die Grundlagen der Metall- und Kunststoffverarbeitung nahe. Die Kinder dürfen dabei selbst Hand anlegen und erfahren auf diese Weise viel über die Grundlagen für den wirtschaftlichen Erfolg des Märkischen Sauerlandes, des WasserEisenLandes und Südwestfalens als Industrie-, Kultur- und Technikstandort. Es lohnt sich daher eine Wanderung entlang des Schleipetalweges in Verbindung mit einem Besuch im Schleiper Hammer. Der Hammer ist von April bis Oktober am 01. Mittwoch des Monats von 10 bis 15 Uhr geöffnet. Anmeldungen für Gruppen sind jederzeit möglich. schleipen ist übrigens das plattdeutsche Wort für schleifen. Der Name des Baches verrät die Nähe zur Eisenproduktion und -verarbeitung, die im Kiersper Raum seit dem Mittelalter zu Hause war.

„Als Reidemeister wurden jene Draht- und Eisenwarenfabrikanten bezeichnet, die ihre Produkte, oftmals schwere Drahtrollen, auf den alten Handelswegen ins Ruhrgebiet oder aber ins Siegerland transportierten.“ 28

- Karl Heinz Kraus -


Eine Wanderung durch die Jahrhunderte

Wegepate: Karl Heinz Kraus, Hammer-Vater

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INDUSTRIEKULTUR

Im Märkischen Sauerland finden sich bis heute in vielen Regionen sogenannte Pingen oder – im landschaftlichen Sprachgebrauch – Kuhlen als Überreste des mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Bergbaus. An den Hängen wurden die Schächte meist senkrecht in die Tiefe gegraben, in der Regel rechteckig im Format ein mal zwei Meter. Um oberflächennahe Erze zu fördern, konnten diese Schächte 15 bis 30 Meter Tiefe erreichen, bis die Bergleute auf Grundwasser stießen, was das weitere Vertiefen des Schachtes verhinderte. Durch Erosion und das Nachrutschen von Erdreich an den Schachträndern entstanden oberirdisch trichterförmige Krater, die den Schächten den Namen Pinge oder Kuhle einbrachten. Im Märkischen Sauerland herrschten Eisen-, Kupfer- und Bleierz vor, stellenweise auch Zinkspat. Größere Silbervorkommen sind für das heutige Hochsauerland verbrieft, und zwar in Olsberg, Winterberg, Rüthen und Brilon, allerdings nicht für das Märkische Sauerland. Jedoch mag es vereinzelt auch Silberfunde gegeben haben. Ortsbezeichnungen wie der Silberg (bei Herscheid) deuten darauf hin. In diesem Kontext muss wohl auch der Silberkuhlenweg am Ebbesüdhang gesehen werden. Die Natur hat sich dort die Kuhlen zurückgeholt, nachdem sie, ausgebeutet oder unwirtschaftlich geworden, verfüllt wurden und anschließend zuge-

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Falsches Spiel mit … zwei Bergwerksingenieuren

Wegepate: Stephan Sensen, 1. Vorsitzender WasserEisenLand e.V.


wachsen sind. Aber: Wer vom Weg aus ein paar Schritte in den Wald hineingeht, erkennt an einigen Stellen noch die einstigen Kuhlen. Ob dort wirklich Silber gefunden wurde? Der von Fred Oehm aufgezeichneten Volkserzählung zufolge stießen zu Beginn des „Maschinenzeitalters“, also der Frühindustrialisierung, zwei Bergwerksingenieure „aus dem Ostland“, so Oehm, in einem Schacht bei Echternhagen auf eine Silberader. Die Ingenieure wurden schwerreich und trugen ihr Vermögen zur Schau. Geld, das sie nicht ausgeben konnten, versteckten sie im Bergwerk selbst. Als Räuber aus der Bande des Schinderhannes, so steht es bei Oehm, dahinterkamen, gaben sie sich als reiche Kaufleute aus und versuchten, sich das Vertrauen der Bergwerksingenieure zu erschleichen. Doch diese durchschauten das falsche Spiel und lockten die Räuber ins Bergwerk – aus dem sie ihre Reichtümer längst hatten forttragen lassen – und ließen die Zugänge einstürzen. Die Ingenieure sollen danach wieder in den Osten gegangen sein. Vom Bergwerk blieb allein ein Versorgungsschacht, der angeblich noch bis in die 1970er Jahre zugänglich war und 80 Meter tief in den Berg hinein führte.

„Pingen sind trichterförmige Krater, die durch Bergbautätigkeiten im Mittelalter und der Frühen Neuzeit entstanden sind.“ - Stephan Sensen -

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JAGD 34

Wegepate: Der letzte Auerhahn


Der Letzte seiner Art Kopfüber hängt er am Haken. Das schwarz-braune Gefieder wirkt schon ein wenig zerfleddert, die Augen sind trüb. Der Tribut der Jahre. Der letzte Auerhahn des Ebbegebirges fristet heute sein präpariertes Dasein in einer Glasvitrine in einer Ecke des Wilkenberger Dorfgemeinschaftshauses. Seiner Behausung ist anzusehen, auch sie hat bereits einige Schützenfeste hinter sich. Viele Jahrhunderte lang fühlten sich Tetrao urogallus, das Auerhuhn, und auch Tetrao tetrix, das Birkhuhn, in den Mittelgebirgslagen des Sauer- und Siegerlandes heimisch. Der Auerhahnberg trägt seinen Namen nicht von ungefähr. Gebalzt wurde bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts unter anderem in Elminghausen (Revier Beckerhof), auf Wilde Wiese, im Piwitt (Revier Valbert) und am besagten Auerhahnberg. Danach nahm die Population jedoch stark und sukzessive ab. Über die Ursachen darf spekuliert werden: Zu starke Bejagung oder gar Wilderei? Veränderte Umwelt- und Lebensbedingungen, etwa durch die monotonen Fichtenforste anstelle von Laubmischwäldern mit Weichlaubhölzern wie Espe, Birke und Eberesche, die für die Ernährung der Raufußhühner essentiell sind? Zwischen 1954 und 1962 versuchte das Forstamt Attendorn, das Auerwild in einem kostenintensiven Aufzucht- und Wiederansiedlungsprojekt erneut zu einem gewohnten Anblick im Ebbegebirge zu machen. Allein, vergeblich! Den Frust des Misslingens teilt man sich mit vielen anderen Regionen in ganz Deutschland: Elf Aussiedlungsprojekte seit 1950, mehr als 5.400 freigelassene Tiere. Fast alle Projekte schlugen fehl, unter anderem, weil in menschlicher Obhut aufgezogene Auerhühner unangemessen auf Feinde reagieren, eine gestörte Nahrungsverwertung und Abnormalitäten im Verhalten zeigen. So lautet in der Rückschau das Urteil von Experten.

Auch dem Wilkenberger Auerhahn wurde seine Vertrautheit mit Menschen offenbar zum Verhängnis. 1960 überquerte ein Auerhahn aus der Auswilderungsstation am Auerhahnbergweg den Ebbekamm und setzte sich in Wilkenberg auf das Dach einer Scheune. Ein Bauer, der das Tier nicht zuordnen konnte, schoss ihn herunter. Erst beim Präparator wurde den Wilkenbergern klar, dass sie ein geschütztes Wild erlegt hatten. Ein Gerichtsverfahren schloss sich an, in dem der Schütze und seine Gehilfen schlussendlich freigesprochen wurden. Der Wilkenberger Schützenverein hält den tragisch ums Leben gekommenen Auerhahn seither im Gedächtnis der Bevölkerung, denn dort wird der Schützenkönig traditionell durch das Werfen von Steinen auf einen hölzernen Vogel (der allerdings wenig Ähnlichkeit mit einem Auerhahn hat) ermittelt. Die übrigen Auerhühner – 1956 sollen sechs Hähne und vier Hennen im Ebbegebirge ausgewildert worden sein – verschwanden im Laufe der Jahre auf ungeklärte Weise. Ein naher Verwandter des Auerhuhns, das Haselhuhn Tetrastes bonasia, könnte aber, so vermuten Förster, bis heute klammheimlich im Ebbegebirge überlebt haben und sich – ungestört und unbeirrt – auf den vom frühmorgendlichen Tau benetzten Lichtungen, vielleicht sogar am Auerhahnbergweg, tummeln. Bitte nicht stören!

„Trotz großer Anstrengungen waren die Wiederansiedlungsversuche vergeblich.“ - Günter Hortmann, 1990 Schützenkönig in Wilkenberg, stellvertretend für den letzten Auerhahn des Ebbegebirges (siehe Foto), der aufgrund seines tragischen Endes nicht mehr für sich selbst sprechen kann -

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Ist der Heiligenstatus erst einmal abgesegnet, ranken sich irgendwann die Legenden wie Efeu um das eigene Wirken. Mir erging es da nicht anders. 655 nach Christus in Toulouse (Frankreich) geboren und 727 nach einem wechselvollen Leben in der Nähe von Brüssel (Belgien) verstorben, wurden meine Reliquien am 03. November 743 erhoben*, was damals der Heiligsprechung gleichkam. Dass ich Mitte des 15. Jahrhunderts zum Schutzpatron der Jäger avancierte, kam jedoch nicht von ungefähr. Gerhard II., Herzog von Jülich und Berg, schrieb mir seinerzeit eine Hirschlegende zu, die bis dato dem Heiligen Eustachius vorbehalten war. Demnach soll ich an einem Karfreitag auf der Jagd beim Anblick eines prächtigen Hirschen mit einem Kruzifix zwischen den Sprossen des Geweihs bekehrt worden sein. Wie kam der Herzog nur darauf? Nun, ich, Hubertus, eigentlich Pfalzgraf, zog mich nach dem Tod meiner Frau als Einsiedler in die Wälder der Ardennen zurück. Theoretisch könnte ich dort meine Erleuchtung gehabt haben. Später, 705, wurde ich dann Bischof von Tongern-Maastricht und verlegte 716 meinen Bischofssitz nach Lüttich. Mein Image war das eines fürsorglichen Wohltäters. Das Herzogtum Jülich-Berg lag am Rande der Ardennen und Herzog Gerhard war ein leidenschaftlicher Jäger. Am 03. November 1444 gelang ihm mit 800 Reitern ein unerwarteter Sieg gegen Arnold von Egmond, den Herzog von Geldern, der mit einer großen Übermacht in das Herzogtum Jülich eingefallen war. Herzog Gerhard gründete am folgenden Tag den ersten St. Hubertus-Orden. Auch wenn dieser zunächst überhaupt nichts mit der Jagd zu tun hatte – und ich auch nicht, ich war nie Jäger –, so kam es doch irgendwann zu dieser Zuschreibung: Ich, St. Hubertus, gelte seither als Schutzheiliger sowohl der Jäger wie auch der Tiere des Waldes. Wie kann das nun wieder sein? Der Legende zufolge soll ich mich nach der Erscheinung des Hirsches von der Jagd losgesagt und zum Nichtjäger geworden sein. Damit mich die gläubigen Jäger aber weiterhin als ihren Schutzpatron betrachten konnten, wurde aus dem Nichtjäger ein Vertreter der gemäßigten, waidgerechten Jagd, die das Wildtier als Geschöpf Gottes ehrt, achtet und erlegt.

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Dass sich im Ebbegebirge ein Hubertusweg vom Meinerzhagener Ortsteil Nocken nahe der A45 bis hinüber zur Ebbestraße (L707) zieht, verwundert mich nicht. Wo Wald ist, ist auch Wild, und da wird auch gejagt. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts kam es durch Erbfolge zur Vereinigung der Herzogtümer Jülich, Kleve und Berg; zu Kleve gehörte damals schon die Grafschaft Mark, in der das Ebbegebirge liegt. Wann genau jener Weg durch das Gebirge Hubertusweg genannt wurde und ob dies mit den Herzögen von Jülich-Kleve-Berg zu tun hat oder einfach mit der Tatsache, dass man dem Jagdheiligen eine Ehre erweisen wollte, wer weiß das schon noch? Schrieb man mir früher Legenden zu, mit denen ich eigentlich nichts zu tun hatte, so macht man heutzutage aus mir den ersten Jagdgegner (eben wegen meiner angeblichen Entsagung). Und tatsächlich ist die Jagd eine heute mehr denn je umstrittene Tätigkeit: Manche halten sie für unerlässlich, um den Wald vor dem Wild zu schützen, andere sehen ihre Aufgabe in der Hege und Pflege des Wildtieres, wieder andere verurteilen sie als Verbrechen. Ein Ausgleich der Interessen? Ich sehe ihn derzeit nicht. Zum Leidwesen von Hirschen, Hasen, Rehen, Füchsen, Wildschweinen und allen anderen beliebten Jagdsubjekten. *Die Erhebung der Reliquien meint die oberirdische Bestattung auf dem Hauptaltar, in meinem (Hubertus von Lüttich) Falle auf dem Hauptaltar der Kathedrale St. Peter zu Lüttich. Der 03. November ist seitdem der Hubertustag, den die christliche Jägerschaft traditionell mit der Hubertusmesse begeht. Was für ein Kult um meine Person!


Schutzpatron von Herzogs Gnaden

„Die Jagd hat mich nie interessiert.“ - Hubertus von Lüttich -

Wegepate: Hubertus von Lüttich, Jagdheiliger

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JAGD Ein Aktenvermerk auf dem Beschluss des Oberverwaltungsgerichts Nordrhein-Westfalen vom 14. Juni 2018 stellt die Frage: „Rückbau erfolgt?“ Beantwortet wird sie über ein Jahr später: „Ja, in 08/2019“. Heute erinnert nur noch eine kleine, mit saftigem Gras bewachsene Lichtung daran, dass auf dem „Grundstück Gemarkung Valbert Flur 4 Flurstück 3“ 117 Jahre lang zunächst eine illegal errichtete Jagdhütte und später ein Wochenendhaus ohne Baugenehmigung gestanden haben. Für die Waldarbeiter im Ebbegebirge war die 1902 errichtete „Ebbetalhütte“* ein markanter Orientierungspunkt an einer Abzweigung vom Hubertusweg. Etwa anderthalb Kilometer lang führt der von ihnen so bezeichnete Jagdhüttenweg in südlicher Richtung den Hang hinab, bis er sich teilt: Rechter Hand geht es weiter zur Siedlung Westebbe, linker Hand ins Quellental. Bereits die Urschrift des „Feldbuches“ im zuständigen Katasteramt (von 1929) verzeichnet auf dem Privatgrundstück ein Gebäude: die ursprünglich aus Holz und Lehm errichtete Jagdhütte. 68 Jahre lang stand sie hier unbehelligt und mittlerweile dem Verfall anheimgefallen. 1970 stellte deshalb der Grundstückseigentümer eine Bauvoranfrage beim Kreis Lüdenscheid, um seine Hütte zu renovieren. Der Oberkreisdirektor lehnte ab; er wollte das Ebbegebirge mit seinen zahlreichen geschützten Fluren von baulichen Anlagen möglichst freihalten, zumal die Jagdhütte vorwiegend als Wochenendhaus genutzt wurde. Für den Eigentümer war die Ablehnung keine Option und der Fall landete – erstmals – vor Gericht. Ein Ortstermin im Laufe des Verfahrens förderte zutage, dass mittlerweile ein zweites Gebäude auf dem Flurstück errichtet worden war. Wohlgemerkt, ohne Baugenehmigung, wie auch schon die Jagdhütte!

Eine Jagdhütte? Wo, bitteschön, steht denn hier eine Jagdhütte?

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*So lautet die Bezeichnung der Jagdhütte in den Gerichtsakten (siehe Quellennachweise). In der Erinnerung der Einwohner von Valbert begegnet sie auch unter anderen Namen, etwa als „Maywegsche Jagdhütte“.


Die Angelegenheit zog sich hin. 1981 erließ der – mittlerweile zuständige – Märkische Kreis eine Beseitigungsverfügung. Iustitia musste die Rechtmäßigkeit der Verfügung erst bestätigen, bis die alte Ebbetalhütte, inzwischen abbruchreif, schließlich rückgebaut wurde. Das Wochenendhaus blieb stehen. 2015 bemerkten vor allem die Förster eine intensive Nutzung durch Wochenendgäste! Auf einem Schild am Wegesrand vermerkte der Eigentümer gar seine Rufnummer zwecks Vermietung. 2016 erließ der – mittlerweile zuständige – Landrat des Märkischen Kreises erneut eine Rückbauverfügung, und einmal mehr wurde Iustitia bemüht: Verwaltungs- und Oberverwaltungsgericht bestätigten die Rechtmäßigkeit der Abrissverfügung. Der Grundstückseigentümer veräußerte daraufhin sein Flurstück samt Aufbauten; 2019 riss der Forst die Hütte des Anstoßes ab. Manchmal mahlen die Mühlen von Justiz und Verwaltung langsam. Aber sie mahlen.

„Wie Sie sehen, sehen Sie nichts, und bis dahin war es ein weiter Weg.“ - Iustitia -

Wegepatin: Iustitia

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Wegepate: Jörn Hevendehl, Leiter des Regionalforstamts Märkisches Sauerland


Ein Einwanderer, der nicht blieb Wer den Weg der Industriearbeiter des 18. und 19. Jahrhunderts, die Bobbahn, hinabwandert, der stößt, bevor er die Talsohle erreicht, auf einen rechter Hand abzweigenden Pfad, der sich am Hang hinaufschraubt. Seit 2013 heißt er Muffelweg. Die Fichten, die hier einst standen, sind abgeholzt und geben den Blick auf die gegenüberliegende Kiesberter Hardt frei. So, wie der Sümberg in der Mittagssonne döst, fällt die Vorstellung nicht schwer, dass hier einst Mufflons (Ovis orientalis) die Steilhänge erklommen haben. Jagdinteresse habe dem Versuch einer Ansiedlung des Europäischen Wildschafes zugrunde gelegen, vermuten die Revierförster. Ursprünglich lebte es auf den Mittelmeerinseln Sardinien, Korsika und Zypern, die sich durch felsiges Gebirge und trockenes Klima auszeichnen. Bereits um 1900 wurde begonnen, es auch in anderen Regionen Europas zu beheimaten, meist in dichten Waldgebieten ab einer Höhenlage von 500 Metern. Zwischen 1944 und 1955 wurde Muffelwild im Ebbegebirge, vorwiegend im Revier Ebbetal, ausgesiedelt. Im Sommer wurden die Tiere vor allem an der Rehberger Hütte und am Hirschkumpen (bis zur Rüenhardt), im Winter an der Kiesberter Haardt gesichtet. Das Wildschaft schien sich gut einzuleben, wurde jedoch seit Anfang der 1960er Jahre im Ebbegebirge nicht mehr gesichtet. Unterschiedliche Erklärungen werden mit seinem Verschwinden in Zusammenhang gebracht.

weichen Waldböden des Ebbegebirges wuchsen die Schalen jedoch in die Länge und behinderten die Tiere bei der Fortbewegung. Hinzu kam wahrscheinlich noch die Moderhinke, eine bakterielle Klaueninfektion bei Schafen und anderen Wiederkäuern, die zu schmerzhaften, eitrigen Entzündungen der Klauen führt. Die Bodenbeschaffenheit im Ebbegebirge könnte eine Infektion begünstigt haben: Auf Kalkböden kommt die Moderhinke seltener vor als auf feuchten oder nassen Böden, wie sie das Ebbegebirge aufweist. Das Mufflon ist ein Beispiel für problematische Eingriffe von Menschenhand in ein bestehendes Ökosystem. Die gesundheitlichen Probleme der Tiere selbst stehen auf der einen Seite, auf der anderen die Vegetationsschäden, die das Mufflon dort anrichtet, wo es – eigentlich – nicht zu Hause ist. Ein Lebensraum beruht in der Regel auf einem exakten Zusammenspiel ökologischer Grundlagen (Boden, Wasser etc.) mit den dort natürlich vorkommenden Tier- und Pflanzenarten. Die Natur braucht lange, um ein Ökosystem einzurichten. Wer hier eingreift, kann nur schwer alle Auswirkungen vorhersehen.

Ein Beispiel für eine erfolgreiche Rückkehr eines früheren Bewohners im Ebbegebirge ist übrigens der Schwarzstorch (Ciconia nigra).

Mufflons sind Paarhufer. Ihre Schalen, also die Klauen an den Vorder- und Hinterläufen, wachsen ständig nach. Auf den trockenen, steinigen Untergründen ihrer Herkunftsgebiete nutzen sich die Schalen ab, so dass Wachstum und Verschleiß im Verhältnis zueinander stehen. Auf den

„Die Wahrheit liegt im Boden.“ - Jörn Hevendehl -

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19. Februar 1803. Es ist kurz nach zehn an diesem Samstagvormittag. Auf dem Kölner Alter Markt hat sich rund um die Guillotine bereits eine große Menschenmenge versammelt. Aufregung, Sensationslust und Anspannung liegen in der Luft. Schließlich soll hier und heute nicht irgendwer einen Kopf kürzer gemacht werden. Der Scharfrichter wartet auf einen der berühmtesten Kriminellen der Zeit, den Räuberhauptmann Mathias Weber, genannt Fetzer. Die Hinrichtung ist für elf Uhr angesetzt. Fetzer, noch in seiner Zelle, schickt nach Anton Keil, Professor der Jurisprudenz zu Köln und öffentlicher Ankläger (Staatsanwalt) im Prozess gegen Fetzer. Er, Fetzer, habe ihm, Keil, noch Wichtiges mitzuteilen. Keil eilt ins Gefängnis. Im letzten Gespräch vor seinem Tod packt Fetzer aus: Er gesteht gegenüber Keil weitere Raubzüge und Schandtaten, die er vor Gericht nicht eingeräumt hatte, er benennt Mittäter und Helfershelfer, um sein Gewissen zu entlasten. Fetzer: „Keil, ich muss Ihnen noch wichtige Entdeckungen machen! Taten, von denen ich bis itzt geschwiegen habe.“ Keil: „Sie werden an dem Todesurteil nichts mehr ändern, Fetzer. Das Special-Gericht hat entschieden.“ Fetzer: „Ich will keine Geheimnisse mit ins Grab nehmen. Was ich getan, soll offenbart werden. Auch habe ich das eine oder andere zu korrigieren. Ihr erinnert Euch, vor Gericht, da hab ich geleugnet, ich sei Theil der Bande beim famösen Raub auf der Klinke gewesen. Ich war‘s aber doch! Anfangs hab ich nur Schildwache gestanden, aber weil die Bande nicht fertig wurde, hab ich das Kommando übernommen. Auch war ich zugegen bei Räubereyen in Uerdingen, Neuß und Düsseldorf. Im August 1801 logirten Picard und ich in einem Wirthshause in Velbert und kundschafteten einen Fabrikanten aus. Wir erleichterten ihn um 1500 Reichsthaler, Uhren, Ringe, Ketten und andere Kostbarkeiten. Auf der Flucht kamen wir bis Schwelm. Dort wurden Picard und ich arretirt. Die Beute konnte ich noch verstecken. Ich packte alles in ein Schnupftuch und schob es unter den Schrank im Bureau des Stadt-Secretairs von Schwelm, wo wir verhört wurden. Schaut nach, Keil, schaut nach! Es ist alles wahr, was ich Euch in diesem Moment berichte.“ Keil: „Ich lass es prüfen, Fetzer. Doch es wird nichts ändern. Ihr werdet nicht mehr sein, mag man die Beute finden oder nicht.“ Fetzer: „Darum geht‘s mir nicht. Begreift doch, Keil! Man brachte uns von Schwelm nach Altena, das war im September. Man steckte uns des Nachts in ein unterirdisches Verlies, doch wir bestachen die Wache und entkamen. Die Flucht war abenteuerlich. Überall lauerten die Schergen. Flugblätter mit unseren Köpfen waren im Umlauf. Picard, ich und Schmidt, der war auch dabei, entschlossen uns, südlich von Altena durchs Gebirge zu wandern und dann in die Richtung

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auf Cöln. Glaubt‘s mir, Keil, wir trafen kaum eine Seele. Nur Wald und Moor und des Nachts heulten die Wölfe um uns herum. Wir versteckten uns einen Monat lang, ernährten uns vom Wild, erleichterten den ein oder anderen Bauernburschen um sein Mittagsbrot und tranken am Stahlschmidt mit den Fuhrleuten Bier. Die kümmert‘ es nicht, mit wem sie tranken. Dann gingen wir auf Deutz und fuhren fort wie einst.“ Keil: „Und Euch hat niemand erkannt?“ Fetzer: „Anscheinend nicht. Und falls doch, so wagten sie‘s nicht, Hand an uns zu legen, oder es war ihnen gleich. S‘ist ein merkwürdig raues Volk da im Gebirge. Mutig, ernst und selbstbewusst.“ Keil: „S‘ist Zeit, Fetzer. Habt Ihr noch was?“ Fetzer: „Nein, Keil, das ist alles, was ich noch zu sagen hatte.“ Nachtrag: Die Wahrheit ist, Mathias Weber nutzte vor seinem Tod das letzte Gespräch mit dem öffentlichen Ankläger zu einem umfassenden Geständnis. Zum Zeitpunkt von Fetzers Tod dokumentierte Keil 180 vollendete und 122 misslungene Straftaten. Belegt ist auch die Inhaftierung Fetzers in Altena sowie die Flucht aus dem Kerker. Erfunden, oder besser gesagt: nicht belegt, ist das Versteck im Ebbegebirge. Fetzer und seine Kumpanen agierten vor allem vom Rheinland aus. Ihre Raubzüge führten sie bis in die Niederlande, den Raum Frankfurt, ins Ruhrdepartement und ins Bergische (Wuppertal, Velbert). Freveltaten im Sauerland sind nicht überliefert; wie die Inhaftierung in Altena zeigt, hat er sich aber in der Region aufgehalten. Unter den zahlreichen Geschichten, Gerüchten, Sagen und Erzählungen über Räuber, Wilddiebe und andere finstere Gestalten, die den Wald unsicher machten, wurde diejenige Fetzers als eine der spektakulärsten und am besten dokumentierten herausgegriffen. Der Schinderhannes, alias Johann Bückler, soll übrigens auch einmal in der Gegend gewesen sein; ihm und seiner Bande wurde lange Zeit ein Überfall auf die Ingemerter Mühle (bei Meinerzhagen) zugeschrieben, doch ob es sich bei dem Räuber um den echten Schinderhannes handelte, wird heute bezweifelt. Der Schinderhannes war nämlich so berühmt und prägend, dass im 19. Jahrhundert jeder Strauchdieb Schinderhannes genannt wurde. Der Wilddiebsweg im Ebbegebirge lässt sich wohl keiner dieser finsteren Gestalten konkret zuordnen. Jedoch muss davon ausgegangen werden, dass auch das Ebbegebirge allerlei Gesindel Unterschlupf geboten hat.


„Mein Ruhm zog meinen Untergang nach sich.“ - Fetzer -

Wegepate: Fetzer alias Mathias Weber, Räuber (1778 - 1803)

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Heimatschutz: Gilt der auch für uns?

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Wegepaten: Hans-Georg und Marlene Kauz


Der Vollmond malt die Blätter der alten Buche am Forsthaus silbern an. Leicht wiegen sie sich in der lauen Sommernacht. Marlene: „Was für ein SCHÖNER ABEND! Findest du nicht auch, Hans-Georg?“ Hans-Georg: „Hm.“ Marlene: „Diese laue Luft! Dieser leichte Wind, der mit den Blättern spielt!“ Hans-Georg: „Hm.“ Marlene: „Da geht die Phantasie auf Reisen. … Nicht wahr, Hans-Georg?“ Hans-Georg: „Hm.“ Marlene (seufzt): „Du bist heute aber auch wieder einsilbig …“ Hans-Georg: „Hm.“ Nach einem Moment gemeinsamen Schweigens. Marlene: „Was hast du denn schon wieder?“ Hans-Georg: „Nichts.“ Marlene: „Aber es ist doch was.“ Hans-Georg: „Nein.“ Marlene: „Aber du redest nicht mit mir.“ Hans-Georg: „Worüber denn?“ Marlene: „Na, wie beruhigend der Ast schaukelt, auf dem wir sitzen. Quasi ein … Schaukelast. Wenn sich jetzt noch der Förster eine Hängematte in den Garten hängt, dann könnte er … nach getaner Arbeit … in seiner Hängematte liegen … und vielleicht auch ein bisschen schaukeln … während wir hier … unseren Schaukelast haben.“ Hans-Georg: „Na, und?“ Marlene: „Also, ich finde das schon bemerkenswert … wie ähnlich wir uns in manchen Dingen sind … Mensch und Kauz, Kauz und Mensch.“ Hans-Georg: „Im Ernst?“ Marlene: „Alle lieben Schaukeln … schaukelnde Hängematten … schaukelnde Äste …“ Hans-Georg (interveniert): „Der Förster liebt keine schaukelnden Äste. Der sägt sie ab, wenn sie ihm zu sehr schaukeln. … Und wenn du Pech hast, sitzen wir gerade drauf.“ Marlene (beleidigt): „Du bist nicht die Spur romantisch.“ Hans-Georg: „Nein.“ Erneut vergeht ein Moment des Schweigens. Der Mond ist am Nachthimmel genau einen Zentimeter weitergezogen. Marlene (seufzt):„Dabei ist es hier so romantisch. Unten im Tal am Beckerhof. … Das alte Forsthaus … von 1934. Das vorher ein Gehöft war. Bis es sich die Kanonie Ewig einverleibte und die Förster hier einzogen. So um 1788/89.“ Hans-Georg: „Woher weißt du denn SO WAS???“ Marlene (schnippisch): „Von meiner Mutter.“ Hans-Georg: „Hä???“ Marlene: „Ja, wir Raufußkäuze wohnen hier auch schon seit mehreren Generationen. Da kriegt man so was mit.“

Hans-Georg: „Aha.“ Marlene: „Heimatschutzstil.“ Hans-Georg: „Bitte was?“ Marlene:„HEIMATSCHUTZSTIL. Das ist der Stil, in dem das Haus 1934 errichtet wurde. Es hat einen Bruchsteinsockel und Fachwerk und ahmt damit einen früheren Baustil nach, der in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts eigentlich gar nicht mehr modern war und auch gar nicht hier hinpasst. Als Renaissance und Adaption aber schon. Deshalb steht das Forsthaus auch seit 2009 unter Denkmalschutz.“ Hans-Georg (platt): „Also, du erstaunst mich immer wieder.“ Marlene: „Ich bin nun mal interessiert an meiner Umwelt.“ Hans-Georg: „Und ich nicht, oder was!“ Marlene: „Hm.“ Hans-Georg: „Heimatschutz. Gilt der auch für uns?“ Marlene: „Wie meinst du das?“ Hans-Georg: „Na, wenn es doch, wie du sagst, so viele Gemeinsamkeiten gibt zwischen Menschen und Käuzen, warum schützen sie dann nicht den Wald, aber ihre Häuser?“ Marlene: „Versuchen sie doch! Den Wald zu bewahren. Was meinst du, was der Förster den ganzen Tag macht. Deswegen isser ja abends so platt.“ Hans-Georg: „Hm. Besonders erfolgreich sind sie dabei aber nicht, die Menschen.“ Marlene: „Na, ja. Du hast ja recht. … Weißt du eigentlich, warum der Beckerhof Beckerhof heißt?“ Hans-Georg: „Nee, aber du wirst es mir gleich sagen.“ Marlene: „Der Beckerhof liegt im Tal zwischen zwei Zuflüssen der Fürwiggetalsperre. Der eine ist die Verse, der andere ist die Schürfelder Becke, also der Bach der Bauerschaft Schürfeld.“ Hans-Georg: „Und wieso heißt der Bach Becke?“ Marlene: „Becke ist ein niederdeutsches oder plattdeutsches Wort für Bach. Becke heißt Bach. Ganz einfach.“ Hans-Georg: „Also ein Hof an einem Bach. Das hättest du mir auch gleich sagen können.“ Marlene: „Aber dann fehlt dir doch der Kontext!“ Hans-Georg: „Brauch ich nicht.“ Schweigen. Marlene: „Also, manchmal weiß ich wirklich nicht mehr, warum wir hier abends sitzen, Hans-Georg.“ Hans-Georg: „Hm.“

„Also ein Hof in der Nähe eines Baches. Das hättest du mir auch gleich sagen können.“ - Hans-Georg Kauz -

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Gehorsamst, die Einwohner Ebbergs Wege führten immer durch und über das Ebbegebirge, vor allem Wild- und Trampelpfade. Doch nur wenige Strecken, etwa die Bobbahn, waren auch mit Fuhrwerken befahrbar. Während anderswo schon Automobile, Trambahnen und Omnibusse für Mobilität sorgten, waren die Bauerschaften und Wüstungen, Weiler und Gehöfte im Ebbegebirge noch ohne Anschluss an die Zivilisation. Davon zeugt ein Gesuch der Einwohner von Ebberg, einem kleinen Dorf östlich von Meinerzhagen, vom 08. August 1903: „Am Fuße des Ebbegebirges, abgeschnitten von allem Verkehr, liegt der Ort Ebberg mit seinen 72 Einwohnern. […] nur Waldund Fußwege verbinden unsern Ort mit der fernen Außenwelt, dazu kommt noch, dass die Ungunst der Witterung durch aufgeweichten Boden, Eis und Schnee unsern Ort gar oft von allem Verkehr absperrt.“ Die Ebberger baten daher die Gemeindevertretung von Valbert, eine befestigte Gemeindestraße von Ebberg nach dem etwa zweieinhalb Kilometer entfernten Rinkscheid anzulegen, unter anderem, damit die Kinder dort zur Schule gehen konnten. Das Gesuch endet mit den Worten: „Helft den abgeschlossenen, schwer ums Dasein ringenden Gemeindegliedern Ebbergs […]!“ Die Gemeindevertreter erkannten durchaus die Dringlichkeit des Gesuchs und beschieden den Ebbergern bereits am 13. August 1903, dass die Gemeinde ihr Anliegen vorantreiben werde, vorausgesetzt, die Ebberger trügen die anfallenden Grunderwerbskosten und seien sich über den Verlauf der Straße einig. Beim Thema Geld lag dann allerdings der berühmte Hase im Pfeffer. Am 05. September antworteten die Ebberger der Gemeindevertretung, sie könnten in Anbetracht ihrer bescheidenen Verhältnisse keine nennenswerten finanziellen Beiträge leisten. Zugleich unterbreiteten die pfiffigen Sauerländer aber untertänigst Vorschläge, welche anderen Geldquellen sich für den Bau der Straße gegebenenfalls anzapfen ließen. So habe beispielsweise die Provinzialverwaltung bereits ähnliche Projekte finanziell unterstützt, und die Oberförsterei Ewig (das spätere Forstamt Attendorn) plane ohnehin schon länger einen Weg durch das nahegelegene Weschedetal, um ihren ausgedehnten Grundbesitz zu erschließen. Züge zum Aufspringen gab es durchaus. Die Oberförsterei Ewig hatte mit und in den Jahren nach ihrer Gründung 1898 diverse

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„Beim Geld lag der Hase im Pfeffer.“ - Rudi Sönnecken (1. Vorsitzender) -


Forstgebiete übernommen: 1899 die Försterei Beckerhof oder 1902 Valbert. Der Erwerb der Waldungen erforderte die Erschließung durch Wegebau, um die Bestände pflegen und nutzen zu können; 1901 wurde damit begonnen, einen Forstweg nach Breddershaus anzulegen. Die Idee der Ebberger war also ziemlich schlau und an Selbstbewusstsein, für ihre Interessen einzutreten, mangelte es den Dörflern, mag es der unterwürfige Ton ihrer Briefe vielleicht nahelegen, auch nicht. In ihrem Schreiben an die Gemeindevertretung bringen die Ebberger abschließend den aktuellen Stand 1903 auf den Punkt: 1. Ein Anschluss an die Zivilisation ist überfällig (sinngemäß). 2. Ob dieser nun an Rinkscheid oder alternativ an Papiermühle erfolgt, ist den Ebbergern egal. 3. Grund und Boden stellen sie zur Verfügung – soweit er ihnen gehört. 4. Finanziell beteiligen können/wollen sie sich aber nicht. Sie bekamen ihre Straße(n). Heute führen asphaltierte Verbindungen sowohl nach Papiermühle wie nach Rinkscheid. Der Ebbergweg (Forstweg) verläuft von Ebbelinghagen aus teilweise parallel zum Südhangweg und umrundet das Dorf Ebberg in südlicher Richtung bis kurz vor Rinkscheid. Dass in Ebberg ein „Schüttenverein“ Tradition und Dorfgemeinschaftsleben aufrechterhält, während sich andernorts der örtliche „Schützenverein“ dieser Aufgaben annimmt, ist im Übrigen kein Schreibfehler unter dem Einfluss alkoholischer Getränke. Der Konsum von Alkoholika ist bei Schützenfesten bekanntermaßen ein Teil des Brauchtums. Mit einem Augenzwinkern haben wir das gesellige „Schütten“ im Namen unseres 1988 gegründeten Vereins in den Fokus gerückt.

Wegepate: Schüttenverein Ebberg

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Meinerzhagen Rundflug Meinerzhagen: Rund 20.000 Menschen leben hier in dieser Stadt, deren Wurzeln bis ins zwölfte Jahrhundert zurückreichen. Als Namensgeber soll der Einsiedlermönch Meinhardus in Frage kommen. Das Suffix -hagen stand für ein „umfriedetes Gelände“, eine Hecke oder ein Gehölz. Natur hat Meinerzhagen auch heute noch in enormer Vielfalt zu bieten: Eingebettet in eine traumhafte Landschaft aus Wäldern, Talsperren und dem Ebbegebirge, hat sich die Stadt zu einem traditionell wirtschaftsstarken Standort entwickelt, in dem viel Platz zum Leben ist und sich die Seele entfalten kann. Ein ausgeprägtes Wege- und Wandernetz spannt sich durch und um die Stadt, die als Einstiegsportal des Naturparks Sauerland-Rothaargebirge mit all seinen Möglichkeiten zum Wandern, Biken und Natur Erkunden dient. Auch der Meinerzhagener Weg ist Teil dieses Netzes, das die Menschen miteinander verbindet und Spaziergängern immer wieder neue Eindrücke bietet. Weit im Norden des Stadtgebietes, fast an der Grenze zur Nachbarstadt Kierspe, liegt der Weg doch noch, entgegen so mancher Vermutung, in Meinerzhagen und trägt seinen Namen damit zurecht: Östlich der A45 beginnend und den Rand des Naturschutzgebietes Ebbemoore streifend, windet er sich in einer tiefen Kurve weit nach Süden bis kurz vor Korbecke, bevor er sich weiter nordwestlich zwischen Sulenbecke und Singerbrink mit dem Sichertalweg trifft. Als guter Startpunkt für Wanderungen in der Natur bietet der Meinerzhagener Weg mit seinen Ausblicken auf die Stadt und ihre Siedlungen, auf Wiesen und Wälder viel Abwechslung. Damit eignet er sich bestens, um einen Eindruck von der Stadt zu erhalten, die ihm seinen Namen gab: auf Meinerzhagen, die südlichste Kommune im Märkischen Kreis, die ihren Gästen neben Natur pur noch einiges mehr zu bieten hat. Die Meinhardus-Schanzen. Die Mattenschanzen geben ein eindrucksvolles Zeugnis von den Zeiten Meinerzhagens als Wintersportort vor allem in den 1950er und 1960er Jahren ab; auch internationale Wettbewerbe wurden hier ausgetragen. In den Wintermonaten reisten tausende Skibegeisterte nach Meinerzhagen und Valbert. So vermeldete die Meinerzhagener Zeitung im Januar 1957 zum Saisonauftakt einen Besucherrekord: Über 12.000 Gäste waren vor allem aus dem Ruhrgebiet gekommen, um das Schneetreiben zu genießen. Dank ihrer Matten sind die

Meinhardus-Schanzen auch heute noch ganzjährig im Betrieb. Ein Wahrzeichen für die Stadt sind sie mit ihrer eindrucksvollen Höhe allemal. Jesus-Christus-Kirche. Die Emporenbasilika, architektonisch bemerkenswert als einziges Bauwerk seiner Art in der gesamten Region, prägt seit dem 13. Jahrhundert das Bild Meinerzhagens: Erbaut auf einer Anhöhe im Ortskern, ist sie charakteristisch für die Stadt. Damit wird die Kirche, die immer wieder neue Elemente erhielt, zum Sinnbild für Vergangenheit und Moderne gleichermaßen. Wasserschloss Badinghagen. Alter Rittersitz und malerisch gelegenes Wasserschloss mit über tausendjähriger Geschichte: In idyllischer Lage und durch seine wunderschöne Architektur ist Badinghagen, das sich bis heute im Privatbesitz befindet und nur von außen zu begehen ist, ein beliebtes Fotomotiv. Hörenswert: die Sage vom „Schäfer von Badinghagen“, die auf einer Bank entlang des Sauerland-Höhenflugs auf dem Weg Richtung Wasserschloss als Hörspiel über einen QR-Code abrufbar ist. Knochenmühle in Mühlhofe. Die Knochenmühle, in der noch bis in die 1930er Jahre Düngemittel aus Knochenmehl hergestellt wurden, ist das letzte in Westfalen erhaltene Kulturdenkmal seiner Art. Bis heute funktionstüchtig, lädt das Bauwerk zur Besichtigung ein und wirft dazu auch das Wasserrad an. Volmequelle. Meinerzhagen wird auch als „Volmestadt“ bezeichnet, denn hier entspringt der kleine Fluss, der bei Hagen in die Ruhr mündet. Am Volmehof eingefasst, ist die Quelle ein beliebtes Ausflugsziel und bietet ihren Besuchern eine ruhige und entspannende Auszeit vor oder während einer Wanderung. Sauerland-Höhenflug. Über 200 Kilometer Wanderwege von Meinerzhagen bis ins hessische Korbach, traumhafte Panoramablicke und viel Abwechslung: Der Qualitätswanderweg Sauerland-Höhenflug bietet entlang von 19 Stadt- und Gemeindegebieten fantastische Eindrücke von Wäldern, Mooren, Mittelgebirgszügen und vielen weiteren Sehenswürdigkeiten.

„Pilgerpfade, Wanderstrecken, Handelsrouten, Wirtschaftszentren – und vor allem Lebensräume: Viele Wege führen nach Meinerzhagen. “ 50

- Jan Nesselrath -


Wegepate: Jan Nesselrath, Bürgermeister Meinerzhagen

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ORTE 52

Wegepate: Marco Voge, Landrat und Vorsitzender des Heimatbundes Märkischer Kreis e.V.


Artenreiche Heimat Ein kleiner, aber feiner Wanderweg entlang der mäandrierenden Sichter. Auf anderthalb Kilometern, den zahllosen Schleifen des namengebenden Bachlaufes folgend, erhalten Wanderer und Spaziergänger einen Eindruck von der typischen „Waldund Wiesen-Landschaft“ im Märkischen Sauerland. Während sich der Ebbekamm dicht bewaldet zeigt – beziehungsweise sich bis zu den Orkanen in den 2000er Jahren, bis zu den knochentrockenen Sommern 2018, 2019, 2020 und vor dem Borkenkäfer zumindest zeigte –, geht der westliche Ausläufer des Höhenzuges bereits in jenen abwechslungsreichen LandWirtschafts-Raum über, der die Region seit Jahrhunderten prägt. Der Sichtertalweg verläuft durch das im Jahr 2000 ausgewiesene, knapp 24 Hektar große Naturschutzgebiet Sichter-Talräume. Die Sichter ist ein typischer Mittelgebirgsbach. Sie durchfließt ein Kerbtal, das an den Hängen größtenteils bewaldet ist. Die schmale Aue der Sichter ist durchsetzt mit moos- bzw. torfmoosreichen Erlenwäldern. Einzelne Grünlandbrachen lockern die Aue auf. Entlang des Bachlaufes ist verstärkt Fichtennaturverjüngung vorhanden. Naturräume wie das Sichtertal bieten zahlreichen Tier- und Pflanzenarten eine Heimat – auch für die Zukunft. Sie haben deshalb überregionale Bedeutung für Artendiversität und Artenerhalt. Das Sichtertal im Märkischen Sauerland zählt zu den besonders schützenswerten Naturdenkmälern.

„Ein Wald- und Wiesen-Tal.“ - Marco Voge -

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ORTE

Wo der Teufel mit den Hufen scharrt Die Willertshagener sind ein sagenhaftes Völkchen. Da liegt auf dem Weg von Willertshagen nördlich in Richtung des Moores Grundlose ein großer Felsbrocken aus Grauwacke, in den sich tiefe Furchen eingegraben haben, und schon wird MIR unterstellt, ich hätte was damit zu tun! Also, ich bin ja für viele unerklärliche Vorfälle, vor allem Todesfälle, verantwortlich, aber DAFÜR nun wirklich nicht! Jedenfalls … die Leute von Willertshagen erzählen sich, einst sei ich über das Läuten der Kirchenglocken von Meinerzhagen so wütend gewesen, dass ich mir um Mitternacht herum einen Felsbrocken aufschulterte. Mit dem sei ich über den Ebbekamm gestiefelt, um ihn auf den Kirchturm der Liebfrauenkirche – die seit der Reformation Herz-Jesu-Kirche heißt, aber das ist eine andere Geschichte, mit der ich auch nichts zu tun habe – zu schleudern. Doch in jenem Moment, als ich ihn von meinen Schultern in meine Hände nahm, um ihn zu werfen, da läuteten die Glocken zur ersten Stunde des Tages und damit das Ende der Geisterstunde ein, mit der auch meine Zuständigkeit endete. Also hätte ich den Felsbrocken – angeblich – nicht mehr auf die Kirche, sondern nur noch auf den Weg geschleudert, wo er heute noch liege. Durch die Wucht des Aufpralls sei er so tief im Boden eingesunken, dass nur noch die zerfurchte Oberfläche zu sehen sei. Was soll ich sagen! Menschliche Phantasie. Fakt ist, die Furchen auf der Grauwacke stammen von den zahllosen Fuhrwerken, die vom Ebbekamm hinunter ins Tal der Volme gezogen sind. Schwer beladen mit Holzkohle und Roheisen für die Hammerwerke, fuhren die Wagen talwärts und mussten dabei stark gebremst werden. Die Räder haben ihre Spuren im Gestein hinterlassen. Von wegen Teufelsstein (so nennen die Willertshagener den Klumpen)! Aber wenn sich der Mensch keinen rechten Reim auf etwas machen kann – oder die Erklärung zu simpel scheint –, dann muss ich herhalten! Teuflisches Schicksal!

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„Was mich WIRKLICH aufregt!“ - Der Gehörnte -


Wegepate: Der Gehörnte

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PFLANZEN

Wer wird Millionär? Frage: Was ist ein Stockausschlag? A. B. C. D.

Eine Zauberstab-Tirade Harry Potters („Ascendio“) Das Tänzeln einer Wünschelrute, die auf eine Wasserader trifft Die plötzliche Vermehrung einer Pilzart Die Ausbildung neuer Seitensprossen am Stumpf eines gefällten Baumes Auflösung: Antwort D.

Buchholzweg und Eichholzweg, zwei kürzere, jeweils ein- bis anderthalb Kilometer lange Forstwege am unteren Ebbenordhang, erinnern an eine vor- und frühindustrielle Form der Waldbewirtschaftung: den Kopfholzbetrieb beziehungsweise Stockausschlag. Der Holzbedarf jener Menschen, die am Wald, im Wald und vom Wald lebten, war enorm groß. Das geschlagene Holz diente als Brennholz, als Bauholz und zur Gewinnung von Holzkohle für die Erz- beziehungsweise Metallverarbeitung; Reisig wurde zum Torfen* verwendet, das frische Laub als Viehfutter, trockenes Laub als wärmendes Dämmmaterial und Unterstreu. Eine Methode, mehr Holz aus einem Baum zu generieren, ist: Nach einigen Jahren des Kernwuchses** werden die nun etwa armdicken Äste des Baumes mit der Axt abgeschlagen (und dieses Holz schon mal verwendet). Ein Trieb bleibt stehen, damit der Baum genug Kraft entwickeln kann, um wieder auszutreiben. Das tut er in der Regel auch, und zwar seitlich vom Stamm/Stock. Diese Stock- oder Kopfausschläge, je nachdem, wo der Stamm abgeschlagen wird, wachsen in den ersten zwei Jahrzehnten sehr schnell und erreichen einen beträchtlichen Durchmesser.*** Auf diese Weise lässt sich in relativ kurzen Zeiträumen (zwei Jahrzehnte) viel Holz erwirtschaften.

Der Kopfholzbetrieb beziehungsweise Stockausschlag wurde im Ebbegebirge vor allem auf die Buchen (Fagus) angewandt, weil diese Holzart sich am besten für die Verwendungszwecke eignete. Aber auch Eichen (Quercus) und andere Baumarten können in dieser Weise bewirtschaftet werden. In die Buchenbestände wurde außerdem das Vieh eingetrieben. Weil die Buchen, vor allem beim Stockausschlag, auf niedriger Höhe austrieben, waren viele Knospen und Blätter für Ziegen, Kühe und Schafe noch gut erreichbar, ebenso die Bucheckern, die zu Boden fielen. Eine gute Alternative zu den mageren Weideböden im Ebbegebirge. Auch produzierten die Kopfbuchen oder Stockausschlaggehölze mehr Laub als die Kernbuchen. Die Kopfbuchen oder Stockausschläge, die heute noch im Ebbegebirge zu finden sind, etwa am Beckerhof, bei Buschhausen, Brink, Buschhöh, Hellsiepen und Scherl, sind natürlich mittlerweile mehrere hundert Jahre alt**** und im wahrsten Sinne des Wortes auf dem absteigenden Ast. Immer noch sind sie imposante Baumriesen, die dem Wald einen magisch-mystischen Zauber verleihen und die Phantasie anregen. J.R.R. Tolkien, Autor des „Herrn der Ringe“ und des „Hobbit“, Erfinder der Ents, der Baumhirten, hätte seine Freude an den sauerländischen Oldies gehabt.

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Eine Form der Bodendünnung, bei der Rasen und Reisig in die Ackerfurchen gelegt und verbrannt werden. ** Austrieb aus dem Pflanzensamen (Buchecker, Eichel etc.) *** Stockausschlag: Der Stamm wird relativ nah am Boden gekappt. Kopfholzbetrieb: Der Stamm wird auf einer Höhe von anderthalb bis zwei Metern gekappt. **** In der Regel werden Buchen bis zu 300 Jahre alt. Es existieren aber auch deutlich ältere Exemplare.

„Magisch-mystische Baum-Oldies, die Kopfbuchen im Ebbegebirge.“ - Markus Ingenohl -


Wegepate: Markus Ingenohl, Revierförster Forstbetriebsbezirk Ebbetal

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PFLANZEN

Der Wald der Zukunft

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Wegepate: Markus Gumpricht, Leiter Forstbetriebsbezirk Meinerzhagen


Die Hoffnungen der Forstwirte und Privatwaldbesitzer ruhen auf diesen Arten: Douglasie (Pseudotsuga menziesii), Weißtanne (Abies alba), nordamerikanische Küstentanne (Abies grandis) und Hemlocktanne (Tsuga canadensis) könnten im klimagewandelten deutschen Wald schon bald die Fichte (Picea abies) ersetzen beziehungsweise ergänzen. Roteiche (Quercus rubra), Traubeneiche (Quercus petraea), Baumhasel (Corylus colurna) und Esskastanie (Castanea sativa) bereichern den Mischwald der Zukunft um klimataugliche Arten. Die Forstleute denken an die „Walderhaltung bzw. Waldneubegründung“ mit „klimastabilen Ersatzbaumarten“, selbstverständlich in Mischung mit den heimischen Baumarten. Der Wald der Zukunft wird ein Laub-Nadel-Mischwald verschiedener Baumarten sein, der im Sinne einer „multifunktionalen Forstwirtschaft“ möglichst viele Ansprüche unserer Gesellschaft, von der Rohstoffbereitstellung (Holz) über die Erholungsnutzung und die Trinkwasserbereitstellung bis hin zur Artenschutzfunktion, erfüllen soll. Was wenig bekannt ist: Die Forstwissenschaft hat die Notwendigkeit, mit einem Laub-Nadel-Mischwald quasi zurück zu den Ursprüngen zu gehen, schon vor Jahrzehnten, genauer gesagt, in den 1980er Jahren erkannt. Eine naturgemäße Waldwirtschaft ist das Ziel, die systematische Naturverjüngung die Methode. Es wird aktuell viel ausprobiert, weil noch niemand genau sagen kann, ob die Arten, auf die sich alle Hoffnungen richten, auch wirklich den klimatischen Veränderungen in unserer Region gewachsen sein werden. Streng geschützte Naturschutz- und Wildnisgebiete schließen sich heute an mit Bedacht angelegte Aufforstungen an, alles, um dem Wald, seinen Bewohnern und Nutzern Perspektive zu bieten. Die Aussichten auf Erfolg? So offen wie die Folgen des Klimawandels. Die Förster selbst erleben nur die Anfänge ihrer Arbeit, langfristige Ergebnisse bleiben zukünftigen Generationen vorbehalten. Vertrauen in die regenerative Kraft der Natur und in ihre Anpassungsfähigkeit gegenüber veränderten Bedingungen ist angesagt. Dieses Vertrauen lässt hoffen, dass wir auch noch am Ende des 21. Jahrhunderts auf dem Ebbekamm ein großflächiges Waldgebiet vorfinden werden, das Tieren Schutz und Nahrung bietet, Menschen Arbeit und Erholung.

„Vertrauen wir in die regenerativen Kräfte der Natur!“ - Markus Gumpricht -

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PFLANZEN

Alter Adel Ihre Majestät Osmunda regalis, der Königsfarn, liebt es mild und sumpfig. Gern darf sich das Sonnenlicht seinen Weg durch die Wipfel bis auf den Waldboden suchen. Im Ebbegebirge mit seinen Hangmooren, Erlen- und Birkenbruchwäldern hat sich Hoheit gleich mehrere standesgemäße Residenzen eingerichtet. Martin Speier, Adelsexperte, der sich in den 1990er Jahren intensiv mit der königlichen Linie derer zu Königsfarn beschäftigt hat, traf auf Gemächer Ihrer Exzellenz unter anderem am Kahlen Kopf bei Westebbe, am Rothenstein, in der Wilden Wiese und in der Sauschlucht bei Echternhagen. Der „kosmopolitische Königsfarn“, so schreibt Experte Speier auf Seite 41 seiner Abhandlung, ist „als temperat-subozeanisches Geoelement in wintermilden Lagen zu finden“ und hat im Ebbegebirge „die Südostgrenze seines europäischen Areals“ erreicht. Mit anderen Worten, das Territorium des Hauses Königsfarn endet mehr oder weniger an den Grenzen des Ebbekamms. Arg zu schaffen machen Osmunda regalis mittlerweile die Emporkömmlinge. Der Adlerfarn (Pteridium aquilinum) zum Beispiel drängt sich immer gerne nach vorne und nimmt mächtig Platz ein. Auch das Klima und die Biotope entsprechen nur noch bedingt den königlichen Bedürfnissen. Fest steht, das hat Martin Speier bei seinen pollenanalytischen Untersuchungen im Piwitt, in der Grundlose, im Kammoor und im Wolfsbruch festgestellt, dass Ihre Majestät schon sehr, sehr lange im Ebbe regiert, nachweislich seit etwa 5195 vor Christus (schätzungsweise +365 Jahre) unter anderem an den Moorrändern des Piwitt. Diese Residenz, wie auch die in der Grundlose, wurde dann, als die Auenwälder verschwanden, aufgegeben. Ein Paparazzo hat aber Ihre Hoheit mit Hilfe von Revierförster Kermes in der Residenz aufgespürt und Beweisfotos gemacht. Dem Adelsgeschlecht der Grafen von Bärlapp ergeht es übrigens wenig besser, dabei sind wir wahre Kriechpioniere und Rohbodenkeimer, sagt der Martin Speier, also eigentlich gehen wir mutig und furchtlos voran und sind wirklich keine Prinzessinnen auf der Erbse. Aber auch unsere verschiedenen Stammbäume – die von KeulenBärlapp (Lycopodium clavatum), die von Sprossen-Bärlapp (Lycopodium annotinum) oder auch die von SumpfBärlapp (Lycopodiella inundata) – haben es heutzutage schwer, und der Paparazzo hat trotz intensiver Suche leider kein Foto für euch.

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„Ihre Majestät der Königsfarn ist ein Kosmopolit.“ - Graf von Bärlapp -


Wegepate: Graf von Bärlapp, Hofberichterstatter

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PFLANZEN Wenn im Frühjahr die Tage länger werden, küssen die ersten warmen Sonnenstrahlen die kleinen braunen Zwiebelchen wach. Dann durchbrechen die gelbgrünen Stängel die noch gefrorene Erdkrume. Kurz darauf läuten die weißen Glöckchen mit den gelben Punkten an den Zipfeln den Frühling ein. Lautlos flutet ein Meer aus Märzenbechern den Herveler Bruch. Aber nicht nur hier, im sumpfigen Erlenwald, blühen die streng geschützten Frühlingsboten zu Tausenden. Überall unterhalb des Märzenbecherweges, dort, wo der Boden schön feucht ist, wiegen sich die „Großen Schneeglöckchen“ oder auch „Frühlings-Knotenblumen“ im Wind. Die märkischen Refugien von Leucojum vernum, so lautet der botanische Name der zarten, aber giftigen Pflänzchen aus der Familie der Amaryllidaceae (Amaryllisgewächse), wurden bereits 1938 als Naturschutzgebiet sichergestellt. Dass die kleinen Sonnenanbeter sich seither auf dreizehneinhalb Hektar weitgehend ungestört wohlfühlen können, ist dem Sauerländer Pädagogen Wilhelm Lienenkämper (1899 – 1965) zu verdanken. Schon in den 1920er Jahren machte er sich für den Naturschutz in der Region stark, von den Zeitgenossen oftmals belächelt. Was den

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Lautloses Klingeln im Frühlingswald

„Der Naturschutzgedanke entstand – unter anderem – im Sauerland.“ - Dr. Klaus Hüttebräucker -


Wanderfreund Lienenkämper nicht davon abhielt, sich bis an sein Lebensende für den Naturschutz einzusetzen: Als er am 2. April 1965 starb, waren im Regierungsbezirk Arnsberg 65 Naturschutzgebiete, 3613 Naturdenkmale und 1348 Quadratkilometer Landschaftsschutzgebiete ausgewiesen. Im Herveler Bruch erinnert heute ein Gedenkstein an Wilhelm Lienenkämper. Jedes Jahr im März wandert außerdem die Lüdenscheider Abteilung des Sauerländischen Gebirgsvereins in den Herveler Bruch, um sein Vermächtnis zu ehren. Als wir den Märzenbecherweg im August 2021 für das Fotoshooting besuchten, trafen wir zwar nicht auf die Namensgeber (die Zwiebeln schlummerten friedlich im Erdreich), jedoch auf einen anderen seltenen und schon sehr alten Einheimischen: Der WaldSchachtelhalm (Equisetum sylvaticum) existiert in fast unveränderter Form bereits seit über 2,5 Millionen Jahren; schon im Karbon und Perm, also vor 250 bis 359 Millionen Jahren, bevölkerten Schachtelhalme unseren Planeten und erreichten dabei eine Höhe bis zu dreißig Metern.

Wegepate: Dr. Klaus Hüttebräucker, 1. Vorsitzender Geschichts- und Heimatverein Herscheid e.V.

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TOPOGRAPHIE 68

Wegepate: Detlef Krüger, Leiter Fachdienst Kultur und Tourismus beim Märkischen Kreis


Von Bergen und Bächen Der Koppenkopf ist mit seinen 564 Metern über NN eine der Erhebungen im Ebbegebirge, neben Nordhelle (663 Meter), Waldberg (632 Meter), Rehberg (646 Meter), Rüenhardt (636 Meter) und weiteren. Im Grunde handelt es sich bei der Bezeichnung um eine Art hyperbolische Tautologie: Tautologisch, weil Koppe oder Kuppe die Anhöhe eines Berges bezeichnet und Kopf ebenfalls eine gängige Bezeichnung für einen Berg oder Gipfel darstellt. Eine Hyperbel, weil die Spitze des Berges das Maximum ist, was unter Beihaltung von Bodenhaftung erreicht werden kann. Der Koppenkopf liegt im Nordwesten Valberts. Das Haus am Ebbehang, ehemals eine evangelische Jugendbildungsstätte, heute ein Event- und Freizeitheim, und das Landhaus Nordhelle, ein Hotel, befinden sich direkt am/auf dem Koppenkopf. Der Name Dantmicke … tja … bleibt wohl ein Geheimnis. Er dürfte einen der zahlreichen Bäche in der näheren Umgebung des Weges oder einen Ort an einem gleichnamigen Bachlauf bezeichnen. Darauf deutet das Suffix (also das nachgelagerte Anhängsel) -micke hin. -micke (wie in Freisemicke, ein Ortsteil von Valbert) oder -mecke (wie in Lettmecke, ein Ortsteil von Plettenberg) sind Sprachvarianten von -becke, einem niederdeutschen Synonym für -bach. Doch ganz gleich, ob Orts- oder Gewässername, das Präfix Danterschließt sich heute nicht mehr; möglicherweise handelt es sich um einen Personen- oder sonstigen Eigennamen. Koppenkopf- und Dantmickeweg bilden zusammen den SGV-Rundwanderweg A2 durch das beschauliche Quellental. Der Wanderparkplatz Quellental dient als Startpunkt für einen rund dreieinhalb Kilometer langen Spaziergang. Eine Kneipp-Station lädt zum Wassertreten ein, vor oder nach dem Aufstieg zum Koppenkopf eine willkommene Erholung für die müden Füße.

„Wer um die Geschichte weiß, sieht den Weg mit anderen Augen.“ - Detlef Krüger -

Am Koppenkopf erinnert eine Kriegsgedenkstätte an die im Zweiten Weltkrieg auf der Nordhelle stationierten Gebirgsjäger. Die zahllosen kleinen Bäche und Rinnsale, die dem Quellental seinen Namen gaben, münden in kleine und größere Löschteiche. Auch sie dienten früher einem militärischen Zweck: Die in der Hemeraner Blücher-Kaserne bis 2006 stationierten Heereskompanien bzw. -bataillone nutzten das Quellental für Übungen und Manöver. 69


TOPOGRAPHIE

Frühe Sonnenstrahlen tanzen auf der Oberfläche. Eine sanfte Brise schwingt sich von den Hügelketten hinab und schlägt kleine Wellen auf dem ansonsten spiegelglatten Wasser. In aller Ruhe streckt die Fürwiggetalsperre ihre fünf Finger in die Täler hinein, breitet sich aus wie eine beruhigende Hand. So zeigt sich der Stausee dem Spaziergänger, der seinen Blick vom hochgelegenen Fürwiggeweg über die Landschaft schweifen lässt. Doch sie birgt Geheimnisse, die Fürwiggetalsperre, die 1904 bei ihrer Inbetriebnahme noch Versetalsperre hieß, bis 1954 ihre jüngere große Schwester den Namen annahm. Sechs Bäche speisen die Talsperre auf Meinerzhagener Stadtgebiet, die der heutigen Verse bei Lüdenscheid vorgelagert ist: Hülsebach, Drögenpütt, Fürwigge, Schürfelder Becke, Verse und Brinkbach. Noch 1878 ahnten die Bewohner des Fürwigge- und Brinktales nichts von den einschneidenden Veränderungen, die die malerische Landschaft um die Jahrhundertwende über sich ergehen lassen musste. Ein Chronist aus jener Zeit beschreibt das Tal noch folgendermaßen: „ein romantisches Fleckchen, umsäumt von uralten Weidenbäumen, so liegt der Fürwiggehammer unvermutet vor uns. Wenige Schritte weiter, dicht unter dem Beckerhof, ein altes sauerländisches Bauernhaus. Das Leben bringt der silberne Bach in diese Einsamkeit; führt er genügend Wasser, lockt schon von Fern das Gepoch des Iserhammers – das ist im Sommer wahrlich selten!“ Wasserknappheit kennt das Märkische Sauerland also nicht erst seit dem Klimawandel. Ein Einwohner, der sich noch an jene Sommer erinnern kann, sei hier zitiert: „Wenn wir in den Jahren (vor dem Bau der Sperre) mal einen trockenen Sommer hatten – und das kam oft vor –, war in der Verse auch nicht ein Tropfen Wasser mehr. Die Hämmer lagen dann da, die Teiche trocken, und auch die großen Fabriken in Bärenstein, Eveking und in Brüninghausen mußten wochenlang stillstehen. Das war dann eine Not! Den Hammerschmieden und Arbeitern blieb der Verdienst aus, und wenn die wasserarme Zeit lange dauerte, mußten sie Hunger leiden. Im Winter, wenn der Schnee schmolz, im Frühling und Herbst, wenn es in Strömen regnete, war Wasser in Hülle und Fülle da, viel mehr, als die Hammerwerke und Fabriken gebrauchen konnten. Oft auch so viel, daß die Verse ihre Ufer überschwemmte und die Hammerteiche überflossen. Dann kam

das Wasser bis in die Hämmer, und die Arbeiter mußten machen, daß sie fortkamen. Nachher ging es dann an das Aufräumen: in den Arbeitsstätten lag der Schlamm fußdick, und es dauerte Wochen, bis die Maschinen wieder rundgingen.“ Infolge der Unwetterkatastrophe 2021 liefen im gesamten Märkischen Sauerland, von Lüdenscheid bis Menden, die Wohnhäuser und die Produktionshallen voll. Menschen verloren ihr Heim, ihr Hab und Gut, Unternehmen konnten teilweise wochenlang nicht mehr produzieren. Die Fürwiggetalsperre und auch die Versetalsperre, die neben der Wasserregulierung auch Katastrophen wie die geschilderte verhindern oder zumindest abmildern sollen, hielten stand. Die um 1900 und bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts entstandenen heimischen Talsperren sind ein Ausweis deutscher Ingenieurskunst. Im Falle der Fürwiggetalsperre taten sich 1900 einige Industrielle zusammen, um ihr Problem, durch die unregelmäßige Wasserverfügbarkeit nur vier bis fünf Monate im Jahr vollumfänglich produzieren zu können, gemeinsam zu lösen. Die Geschäftsleute gründeten eine Genossenschaft und beauftragten den Aachener Professor Otto Intze, eine Koryphäe auf dem Gebiet des Talsperrenbaus, mit der Planung und Konstruktion. 1902 wurde der Grundstein zur Sperrmauer gelegt; 1904 wurde der Stausee in Betrieb genommen. Die vergleichsweise kleine Fürwiggetalsperre – sie fasst „nur“ etwa 1,67 Millionen Kubikmeter – reichte nicht aus, um den steigenden Wasserbedarf der wachsenden Kommunen und den Wasserhunger der Industrie zu befriedigen. 1929 wurde mit dem Bau der „Großen Versesperre“, wie die heutige Versetalsperre zur Abgrenzung gegenüber der „eigentlichen“ Versetalsperre seinerzeit genannt wurde, begonnen. Ihr Stauraum beträgt 32,8 Millionen Kubikmeter. Es dauerte, auch bedingt durch den Zweiten Weltkrieg, über 20 Jahre, bis sie in Betrieb genommen wurde. Heute ist sie Bestandteil des mit 463 Millionen Kubikmetern größten zusammenhängenden Talsperrensystems eines einzelnen Flussgebietes, nämlich der Ruhr, und wird vom Ruhrverband betrieben. Doch was ist das Geheimnis der Fürwigge? Der ehemalige Hammer und der Hammerteich liegen heute am Grund des tiefblauen Wassers. Auch vom alten Bauernhaus zeugen nur noch einige Mauerreste, die bei Unterwasseruntersuchungen zum Vorschein kommen, ansonsten jedoch vor allen Blicken verborgen sind.

„Sie trat ihren Namen an die jüngere große Schwester ab.“ - Michael Berkenkopf & Professor Dr. Norbert Jardin -

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Wegepaten: Michael Berkenkopf, Geschäftsführer Stadtwerke Meinerzhagen GmbH (li.), Professor Dr. Norbert Jardin, Vorstandsvorsitzender Ruhrverband (re.)


Eine Talsperre gegen Wasserknappheit und Überschwemmungen

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TOPOGRAPHIE

Schneiderweiche oder Schneider weiche? Kammweg und Höhenweg – oder Höhweg – bezeichnen eigentlich EINEN Weg, nämlich jenen, der von West (Kammweg) nach Ost (Höhenweg) einmal über den Höhenrücken des Gebirgszuges führt. Der Kammweg ist dabei eine Verlängerung des Hubertusweges, von dem er, topographisch gesehen, oberhalb des Herveler Bruchs abzweigt. An der orthogonalen Schnittstelle L707 (Ebbestraße) wird aus dem Kamm- der Höhenweg. Er führt zur höchsten Erhebung im Ebbegebirge, der Nordhelle mit ihren 663 Metern über NN und den Sendern, anschließend weiter zur „Spinne“. Nach etwa sieben Kilometern, die neben der Nordhelle auch den Rehberg und die Rüenhardt (zwei weitere markante Erhebungen des Ebbegebirges) mit einbeziehen, endet der Höhenweg schließlich kurz vor dem Forsthaus Ebbe. Der Kamm- bzw. Höh(en)weg dürfte zu jenen alten Pfaden zählen, die schon vor Jahrhunderten die Überquerung des Höhenzuges ermöglichten. Wer zu Fuß, zu Pferd oder mit einem Karren bzw. einer Kutsche unterwegs war, hatte in alter Zeit zwei Möglichkeiten: durchs Tal oder über den Kamm/die Pässe. Letztere war mitunter die bequemere Lösung. Weder Flüsse noch ausgedehnte Auen, Weiden und Sümpfe behinderten die Reise. Vermutlich lagen auch weniger Mautstellen auf dem Weg, dafür aber gegebenenfalls der ein oder andere Wegelagerer mehr. Der Höhenweg ist Teil der Ebbekammloipe, einer in den schneereichen Wintern viel frequentierten Langlaufstrecke. Um den Zustand und das Spuren der Loipe kümmert sich der Förderverein Ebbekammloipe e.V. Der Punkt, an dem der Kammweg vom Hubertusweg abzweigt, wird von den Forstbediensteten und den Alteingesessenen Schneiderweiche genannt. Je nachdem, wen man fragt, werden zwei unterschiedliche Erklärungen angeboten:

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1. Mündlichen Berichten zufolge hatte die Region nach dem Zweiten Weltkrieg Reparationsleistungen gegenüber den Alliierten zu erbringen, vor allem für die im südlichen Märkischen Kreis stationierten Briten. Den gleichen Berichten zufolge war Holz aus dem Ebbegebirge als Reparation hoch willkommen. Um das Holz aus dem Wald holen zu können, sei seinerzeit eine Eisenbahnstrecke in den Wald verlegt worden. Die Waldeisenbahn dürfte aufgrund des hohen Aufwandes beim Gleisbau einspurig gewesen sein. Damit die Strecke dennoch mit zwei Zügen befahren werden konnte, legten die Eisenbahnbauer vermutlich an einer Stelle eine Ausweichmöglichkeit an, an der ein Zug dem entgegenkommenden ausweichen konnte, also dort, wo sich die Züge schnitten. Diese Ausweichmöglichkeit (zwei Weichen und eine kurze parallele Gleisstrecke) könnte als Schneiderweiche bezeichnet worden sein; tatsächlich begegnet der Begriff auch andernorts in Deutschland im Zusammenhang mit einer einspurigen Bahn (dazu mehr in den Quellennachweisen). Die Strecke wurde nach dem Ende der Reparationszahlungen zurückgebaut. Einzig die Schneiderweiche und der Forstort Lokschuppen erinnern heute noch an die Waldeisenbahn. 2. Zwischen den Revierförstern Otto Schneider (Revier Beckerhof 1946 bis 1975) und Karl-Heinrich Vogel (Revier Valbert1960 bis 1989) kam es in den 1960er Jahren mehrfach zu Auseinandersetzungen. Einmal sollen sich die beiden Kontrahenten an besagter Stelle im Ebbegebirge begegnet sein und Förster Vogel äußerte den Satz: „Schneider, weiche von mir!“ Nun, beide Erklärungen sind historisch schwer belegbar. Sie werden daher hier nur vorgestellt. Zu Version 1 ließen sich sicher noch Archive befragen.

„Schwer zu sagen, welche Version stimmt.“ - Matthias Borgmann -


Wegepate: Matthias Borgmann, Revierförster Forstbetriebsbezirk Beckerhof

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TOPOGRAPHIE

Am Saum geheimnisvoller Moorlandschaften Die L707, die Ebbestraße von Herscheid nach Valbert, zerteilt den Ebbekamm in ein westliches und zwei östliche Drittel. Um das wesentlich größere östliche Gebiet für die Fahrzeuge der Forstwirtschaft zu erschließen, war es notwendig, von der Landesstraße aus Forstwege am Nord- und den Südhang entlang anzulegen und so solide auszubauen, dass die Holztransporter die schweren Stämme unbeschadet bis zur L707 und von dort aus weiter in nördlicher oder südlicher Richtung abfahren konnten. Der Südhangweg wurde in den Nachkriegsjahren 1947 bis 1953 von Ebbelinghagen bis zur Ebbestraße ausgebaut. Auf über acht Kilometern zieht er sich über den gesamten Höhenzug. Vom Parkplatz P5 Nordhelle bis zur Spinne ist er asphaltiert. Der Nordhangweg wurde in diesen Jahren planiert und in den Folgejahren weiter

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Wegepaten: Uwe Schmalenbach (li.), Bürgermeister von Herscheid, Jan Nesselrath (re.), Bürgermeister von Meinerzhagen


befestigt. Er reicht aber nur von der Ebbestraße bis zur Spinne, wo er in den Höhenweg mündet. Seine Gesamtlänge beträgt 3,1 Kilometer. Über weite Teile verläuft der Nordhangweg parallel zum Panoramaweg, der Anfang der 1970er Jahre über dem Nordhangweg angelegt wurde. Unterhalb des Nordhangweges verstecken sich heute die Überreste der einstigen Skisprungschanze von 1950, deren Auslaufzone kurz vor Daum/Stucken endete. In der Örtlichkeit ist sie nur noch zu erahnen, so sehr ist sie mit den Jahren zugewachsen. Die Skisprungschanze war Teil des Wintersportgebietes am Ebbenordhang mit mehreren Pisten und Skiliften, das sich vor allem in den schneereichen Wintern großer Beliebtheit erfreute, jedoch 2009 geschlossen wurde. Etwa 700 Meter östlich der Nordhelle streift der Nordhangweg das Naturschutzgebiet Wolfsbruch. Es liegt im Quellgebiet des Baches Erlmecke. Am Wegesrand wächst Adlerfarn, so hoch, dass der Wanderer kaum auf die Idee kommt, hinter dem Wald aus Farn könnte eines der streng geschützten Hangmoore mit seinen seltenen Pflanzen- und Tierarten liegen. Von oben aber fängt die Kamera des Copters Tümpel, Pfeifengrasbüschel und Moosteppiche ein. Es ist übrigens bereits seit 1930 als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Warum das Hangmoor Wolfsbruch genannt wird? Vermutlich wurde ihm schon vor vielen Jahrhunderten der Name gegeben, als noch Wölfe durchs Ebbegebirge streiften und vielleicht an dieser Stelle des Öfteren gesichtet oder gar erlegt wurden. Das Wort „Bruch“ bezeichnet eine Sumpf- oder feuchte Wiesenlandschaft, wie schon die Gebrüder Grimm in ihrem Deutschen Wörterbuch nachweisen (siehe Quellenverzeichnis). Streng geschützte Moorlandschaften säumen auch den Südhangweg, etwa das Naturschutzgebiet Ebbemoore (ebenfalls seit 1930) und der Wesebruch (seit 1996).

„Wirtschaftswege mit Erholungswert.“ - Uwe Schmalenbach & Jan Nesselrath -

Nordhangweg & Südhangweg, zwei Forstwirtschaftswege, die zugleich Naturerlebnis und Erholungswert bieten. 75


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Zeitzeugen Quercus junior: „Papaaa …“ Quercus senior: „Ja, Sohn!“ Quercus junior: „Was ist ein Bob?“ Quercus senior: „Ein Bob ist eine spezielle Art Schlitten.“ Quercus junior: „Und was ist ein Schlitten?“ Quercus senior: „Tja, ein Schlitten ist eine Konstruktion aus Holz. Mit einer Sitzfläche und zwei Kufen aus Stahl.“ Quercus junior: „Aus HOLZ?? Etwa aus EICHE?“ Quercus senior: „Nee! Meistens sind die aus Buche.“ Quercus junior: „Echt? Ein Glück!“ Quercus senior: „Mach‘ dir keine Sorgen! In den letzten Wintern ist selbst hier oben so wenig Schnee gefallen. Das reicht nie und nimmer zum Rodeln. … Vielleicht wirst du eines Tages zu einem Schrank oder Tisch verarbeitet, aber kaum zum Schlitten.“ Quercus junior: „Ich werde also wahrscheinlich NIE einen Bob die Bobbahn runterfahren sehen? Oder einen Schlitten?“ Quercus senior: „Hier sind NOCH NIE Bobs oder Schlitten runtergefahren, Sohn. Nicht einmal in den völlig verschneiten Wintern, die ich erlebt habe. Das kann ich dir versichern. Immerhin stehe ich hier schon seit 300 Jahren.“ Quercus junior: „Aber wieso heißt der Weg dann ‚Bobbahn‘?“ Quercus senior: „Menschlicher Humor, Sohn! Sie geben Dingen einen Namen, der nur im übertragenen Sinne zu ihnen passt, und finden es witzig. Ein Charmebolzen ist auch kein sympathischer Holzpflock, sondern ein Womanizer, der mit Komplimenten um sich wirft.“ Quercus junior: „Was du alles weißt, Papa. … Aber was haben sich die Menschen denn dabei gedacht, die Bobbahn Bobbahn zu nennen?“ Quercus senior: „Nun, ich denke, es hat damit zu tun, dass der Weg sehr steil ist und einige scharfe Kurven aufweist. Man KÖNNTE ihn wunderbar mit einem Bob fahren, vor allem, wenn im Winter das Wasser, das hier an einigen Stellen aus dem Erdreich tritt und über den Weg fließt, zu Eis gefriert. Dann hast du hier den reinsten Eiskanal und dein Pferde- oder Ochsengespann mit dem Karren hintendran würde unfreiwillig zur Wintersportmannschaft.“ Quercus junior: „Hä?? Pferde- und Ochsengespann? Karren? Wann hast du die denn gesehen?“ Quercus senior: „Och, das ist tatsächlich schon ein paar Jahre her. Also hundert bestimmt. Eher mehr. Da haben die Menschen ihre Waren, Holz und Eisenerz über den Ebbekamm transportiert. Von Meinerzhagen aus kamen sie zum Beispiel über den Höhenweg und sind dann hier am Stahlschmidt abgebogen, um über den Nordhang runter nach Herscheid und von dort aus weiter nach Plettenberg und ins Lennetal zu gelangen. Und von Valbert aus haben die Industriearbeiter den Alten Valberter Skiweg genommen, sind dann auf den Höhenweg abgebogen und ebenfalls am Stahlschmidt runter nach Herscheid gewandert.“

Quercus junior: „Ach so!“ Quercus senior: „An der Gaststätte Stahlschmidt haben sie oft Pause gemacht, bevor sie weitergezogen sind. Die Pferde und Ochsen wurden hier getränkt, manchmal auch umgespannt, und dann ging‘s weiter.“ Quercus junior: „Davon sieht man heute aber nichts mehr, oder?“ Quercus senior: „Im oberen Bereich der Bobbahn, kurz hinter der Wegespinne, so heißt der Stahlschmidt heute, befinden sich noch die Überreste von Fundamenten und ein alter Brunnen. Der ist eingezäunt, damit niemand hineinfällt. Hier hat wohl damals das Gehöft gestanden, das Stahlschmidt hieß. Nach der Familie, der es gehörte und die den Gasthof betrieb.“ Quercus junior: „Aha, ich verstehe langsam, was das mit dem menschlichen Humor auf sich hat.“ Quercus senior: „Die Menschen erzählen sich sogar heute noch, dass die Ehefrauen der Industriearbeiter zu jener Zeit am Stahlschmidt auf ihre Ehemänner gewartet haben, um zu verhindern, dass diese in der Schankwirtschaft ihren Lohn versaufen.“ Quercus junior: „Ach!“ Quercus senior: „Jaja, wenn man es von Plettenberg aus erst einmal bis hier oben geschafft hat, dann hat man Durst, und weil es so gemütlich ist, trinkt man gleich zwei oder mehr Gläser Bier und Schnaps, und ganz schnell ist die Lohntüte leer, und für die Familie bleibt nichts mehr übrig. Es waren schon harte Zeiten damals.“ Quercus junior: „Ich kann die Frauen verstehen.“ Quercus senior: „Ich auch. Aber sei‘s drum. Das ist lange her.“ Quercus junior: „Papaa …“ Quercus senior: „Ja, Sohn!“ Quercus junior: „Wo ist eigentlich Mama?“ Quercus senior: „Nun, ich war mir stets selbst genug. Wir Eichen sind Zwitter, mein Sohn. Das entbindet uns von der Notwendigkeit, auf Partnersuche zu gehen, indem wir irgendwelche Pollen in die weite Welt hinausschicken. Es reicht, wenn sie bis zum Nachbarzweig fliegen, wo die Blüte schon auf sie wartet, und im Herbst lasse ich meine Eicheln zu Boden fallen, hoffe, dass nicht alle von den Wildschweinen gefressen werden, und im idealen Fall entstehst du daraus, eine naturverjüngte Eiche.“ Quercus junior: „Das klingt schön, Papa.“ Quercus senior: „Ist es auch.“


„Die Ehefrauen der Industriearbeiter haben ihre Ehemänner am Stahlschmidt in Empfang genommen, damit sie den Lohn nicht versaufen.“ - Quercus robur senior -

Wegepaten: Die Stieleichen

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Wegepate: Klaus-Ulrich Kermes, Leiter Forstbetriebsbezirk Herscheid (bis 2021)


Sprung ins Blaue Eine Aussichtsterrasse mit Fernwehpotential. Wie ein gespannter Bogen stülpt sich der Panoramaweg am Ebbenordhang heraus, über ihm der Höhenweg, unter ihm der Nordhangweg, und dabei gibt er seinen herrlichen Ausblick tief hinunter ins Ruhrgebiet, ins Münsterland und bis nach Werl und Soest preis. „1972 begannen wir mit den Planungen für den Panoramaweg. Ich war damals Praktikant“, erinnert sich Klaus-Ulrich Kermes, Revierförster und nach mehreren Stationen bei Wald und Holz NRW inzwischen Leiter des Forstbetriebsbezirks Herscheid. 16 Jahre war er damals alt und die Mitwirkung am etwa anderthalb Kilometer langen Panoramaweg sein erstes Projekt. Oberhalb des Panoramaweges, der dann 1973/74 schließlich angelegt wurde, heben heute die Paraglider ab, genießen die Aufwinde am Nordhang und berühren nach einem atemberaubenden Sinkflug schließlich den Boden der kleinen Ortschaft Ebbefeld. Dort, wo sich früher die Skifahrer in schneereichen Wintern vom Lift den Hang hinaufschleppen ließen. Drei Pisten, drei Lifte, und wer wollte, stieg noch ein paar Meter zum Höhenweg hinauf und startete von dort. 145 Meter betrug der maximale Höhenunterschied zwischen Berg- und Talstation; jede Piste lockte mit einer Länge von 500 bis 600 Metern. Die Schneisen, die für den Wintersport seinerzeit in den Wald geschlagen wurden, sind noch heute erkennbar. Beim Blick in den Hang, vor allem aber von oben, via Satellit. 2009 wurde der Skibetrieb eingestellt, Lifte und Gebäude abgebaut. Zu wenig Schnee in den letzten Jahren. Es lohnte sich einfach nicht mehr. Weniger leicht zu entdecken ist die alte Skisprungschanze. Sie befand sich östlich des untersten Skilifts am Nordhangweg. Sie ist völlig zugewachsen und auch im Satellitenbild nur noch schwer auszumachen. Doch dazu mehr im Kapitel über den Nordhangweg!

„Als wir 1972 mit den Planungen begannen, war ich noch Praktikant.“ - Klaus-Ulrich Kermes -

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Römertopf Der Neue Weg, nun ja, ist nach Aussage der Förster eben jener, welcher erst vor einigen Jahren angelegt worden ist. Er startet auf Höhe des Meinerzhagener Stadtteils Korbecke östlich der A45 und verläuft auf dreieinhalb Kilometern S-förmig durch das Naturschutzgebiet Ebbemoore. Die nördliche Kurve windet sich um eines der bekanntesten Hangmoore der Region, die Grundlose. Bereits 1940 wurde dieses sechs Hektar große Feuchtbiotop unter Naturschutz gestellt. Die Grundlose. Kaum ein Begriff könnte die besondere Bodenbeschaffenheit eines Moores treffender beschreiben, und selbstverständlich sind auch in der Grundlose die Zeitgenossen versunken. – Wenn der Leser sich von dem sagenhaften Gericht verführen lässt, das ihm der Meinerzhagener Heimatforscher Fred Oehm in seinem Buch „Als Junkern Stine noch spukte“ auftischt!

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Wegepate: Bernd Strotkemper, Regionalmanager Naturpark Sauerland Rothaargebirge


Demnach bekriegten sich kurz nach Christi Geburt in den hiesigen Breiten die ortsansässigen Germanenstämme der Sigamberer und der Marsen mit den aus dem Rheinland vorstoßenden Römern. Sigamberer – Oehm zufolge haben sie ihren Namen sogar von den unergründlichen Sümpfen, in denen dieses tapfere Volk lebte. Nachdem die Römer unter ihrem siegreichen Feldherrn Germanikus ein Volksfest der Sigamberer genutzt hatten, um ihre Gegner abzuschlachten, sannen die Hinterbliebenen auf Rache. Vom Ebbegebirge aus zogen die Germanen auf Gummersbach, wo die römischen Legionäre ihr Lager errichtet hatten, und legten es in Schutt und Asche. Anschließend lockten sie die Römer, die die Verfolgung aufgenommen hatten, über den Ebbekamm in die Sümpfe Grundlose und Wilde Wiese, wo sie sich bestens auskannten. Mit Mann und Pferd gingen die Römer in den Sümpfen unter. Wer des Nachts durch die Grundlose wandert, kann, so Oehm, noch heute die Schreie der versinkenden Römer hören, ebenso das Gurgeln der Ertrinkenden, und wie ein letztes Aufblitzen in den Augen der Sterbenden funkelt das fahle Mondlicht in den Tümpeln und Pfützen. Spooky, nicht wahr? Aber was ist dran? Zog das Moor die ortsunkundigen Eroberer tatsächlich hinunter in seinen Schlund? Übte die Natur ungewollt Rache für den frevelhaften Völkermord, den die Südeuropäer an den Sigamberern und Marsen verübten? Nun ja, die ziemlich alte Grundlose – ihr Alter wird auf etwa 5500 bis 6000 Jahre geschätzt – weist eine grundwassergespeiste, durchnässte Torfschicht von bis zu 145 Zentimetern auf und gehört damit zu den mächtigsten Hangquellmooren im Ebbegebirge. Steckenbleiben, zum Beispiel mit einem Karren, das geht. Bis zur Hüfte im Wasser versinken, geht auch. Aber untergehen? Anders als in den Droste-Hülshoffschen Hochmooren der niederdeutschen Tiefebene wirken hier keine Sogkräfte, die den verirrten Wanderer hinunterziehen und im Schlamm für die Ewigkeit konservieren. Am Schluss seiner Erzählung schreibt Heimatforscher Oehm: „Der aufgeklärte Mensch von heute sieht nur in den aufblitzenden Lichtern aufflammende Faulgase oder Glühwürmchenschwärme, im Gurgeln erkennt er nur kleine Wasserstrudel. Das ist schade, mit der verlorengegangenen Phantasie verliert der Mensch ein Stück von sich und seinen Wurzeln, die bis zu unseren tapferen Vorfahren, den Sigamberern, zurückreichen.“

„Unsere Augen sehen, was ist. Den Rest erledigt unser Gehirn.“ - Bernd Strotkemper -

Mag sein, aber am Ende ist es genau das, was wir in der Grundlose sehen: Wasserstrudel und Glühwürmchen.

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Welche Geschichten erzählen Ihnen diese und die anderen Wege?

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Schreiben Sie eine E-Mail an heimatbund@maerkischer-kreis.de und erzählen Sie uns Ihre Geschichte!


BABERGWEG BUSCHHAUSER WEG HÜTTENWEG LENGELSCHEIDER WIRTSCHAFTSWEG LEYENWEG ... UND WEITERE

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Multikulti im Wald „Auf großen Strecken, namentlich auf dem nördlichen Abhang des Gebirges hat sich ein überaus üppiger Heidekrautwuchs, welcher sogar der Birke nur spärlichen Zutritt gewährt, entwickelt und bedeckt als Leichentuch das Zerstörungswerk des Menschen“, schreibt ein Forstmeister 1904 über das Ebbegebirge. Jahrhundertelang hatten sich die Waldbauern, der Adel, die Hammerwerksbesitzer und frühen Industriellen an allem bedient, was der Ebbekamm zu bieten hatte: Holz, Erz, Weideland, Wild. Den preußischen Inspektoren, die Ende des 19. Jahrhunderts die Region begutachteten und letztlich entschieden, die Fichte sei der am besten geeignete Baum, um die Gegend wieder aufzuforsten, muss sich ein verstörendes Landschaftsbild präsentiert haben: kahle Höhen, arme Böden, die nur den Bewuchs robuster Heidegewächse und niedriger Sträucher zuließen – und ebenso verarmte Anwohner, denen Wald und Feld kaum noch das Nötigste zum Überleben boten. Wiederholt sich die Geschichte? Wird das Ebbegebirge schon in wenigen Jahren wieder so aussehen? Kahl und karg? Abgeholzte Hänge jedenfalls prägen schon heute den Anblick, der sich von den Forstwegen aus an vielen Stellen bietet. Und es werden noch mehr werden. Die abgestorbenen und vom Borkenkäfer befallenen Fichten müssen gerodet und abtransportiert werden. Da die Monokulturen jahrzehntelang das Bild einer dunkelgrünen, dicht bewaldeten Hügelkette vermittelten, scheint das Ebbegebirge sich tatsächlich wieder in seinen früheren Zustand zurückzuentwickeln. Wie schrieb doch gleich der Forstmeister: „das Zerstörungswerk des Menschen“; die Formulierung ließe sich heutzutage 1:1 auf den fortschreitenden Klimawandel und seine Folgen beziehen. Die Revierförster schätzen, dass in fünf bis sechs Jahren die Fichtenkulturen abgeholzt und freigeräumt sind. Zeit für einen Neuanfang – der allerdings schon längst begonnen hat. Denn Forstwirte und Forstwissenschaft haben schon früh erkannt, dass die Fichtenmonokultur auf Dauer keine allein seligmachende Lösung darstellt. Schon im 19. Jahrhundert gab es einzelne Mahner; ihre Zahl wurde später mehr. In den 1980er und 1990er Jahren schließlich gewann das Konzept einer naturnahen Waldwirtschaft zunehmend Befürworter und mündete 1990 in das Gesamtkonzept „Wald 2000“ für eine ökologische Waldbewirtschaftung des Staatswaldes in Nordrhein-Westfalen. Die Förster selbst probieren seit Jahren bereits aus, welche Baumarten sich für die Erneuerung des Ebbegebirges eignen könnten. Einen langen Atem muss allerdings jeder haben, der sich dieser Aufgabe stellt: Ob eine Baumart sich wirklich langfristig in der Region etablieren kann, steht oft erst fest, wenn der Förster längst in Rente ist. So bleibt eben oft nur das – vermeintlich willkürliche – Ausprobieren. Schon heute zeigen sich auch Lichtblicke am Horizont: Das Konzept einer systematischen Naturverjüngung funktioniert. So wachsen und gedeihen bereits an vielen Stellen im Ebbe zwischen uralten und oft schon toten Fichten junge Buchen, Eichen, Tannen, Ahorne und viele weitere Baumarten. Auf den abgeholzten Flächen holen sich Birken, Erlen und Eschen den Raum zurück; Samen, die viele Jahre lang reglos im Erdboden geschlummert haben, keimen plötzlich, und so wachsen auf den Kahlflächen nach einiger Zeit auch wieder hier und da vereinzelt Fichten.

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Ein bunter Mix entsteht, eine Multikulti-Waldgesellschaft, und vielleicht ist es genau diese Vielfalt – die vielbeschworene Artendiversität –, die dem Ebbegebirge das Überleben als zusammenhängendes Waldgebiet ermöglichen wird.

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Jörn Hevendehl, Leiter des Regionalforstamts Märkisches Sauerland


Liebe Leserin, lieber Leser! Das Ebbegebirge, wie wir es jahrzehntelang kannten, verändert sich. Die Fichten, jene hoch gewachsenen Nadelhölzer, die sozusagen das „Gesicht“ des Ebbegebirges waren, sind vielerorts bereits verschwunden, und Sie blicken auf kahlgeschlagene Hänge. Die Gründe für die Veränderungen kennen Sie: die trockenen Sommer infolge der Erderhitzung und der Einfall des Borkenkäfers in die geschwächten Kulturen. Bedeutet das, dass die Fichte als prägender Baum unserer Region gänzlich verschwinden wird? Nein, sicher nicht. Sie werden auch noch in späteren Jahren Fichten im Ebbe antreffen; dafür sorgen die zahllosen Fichtensamen, die im Erdboden schlummern und irgendwann anfangen zu keimen. Die Fichte wird dann jedoch eine Baumart unter zahlreichen weiteren sein. Der Wald insgesamt wird bunter und vielfältiger werden. Artenreicher, strukturierter Laub-Nadel-Mischwald soll in der Zukunft die Hänge im Ebbegebirge prägen. Unsere Förster sind bereits dabei, diesen Wald systematisch anzulegen und aufzubauen. Bereits in 20 bis 30 Jahren werden wir hoffentlich durch junge, bunt gemischte Wälder wandern. 2100 erleben nachfolgende Generationen das Ebbegebirge mit seinen nun wieder lichtdurchfluteten, rauschenden Wäldern als Naturraum von hohem Erholungswert. Eine schöne Vorstellung und eine positive Aussicht, nicht wahr? Dieses Erlebnis knüpft sich allerdings an zwei Bedingungen: Das Ziel einer Erderhitzung um maximal 1,5 Grad muss eingehalten werden. Extremwetterereignisse müssen sich in Grenzen halten; ihr Auftreten beziehungsweise Ausbleiben hängt ebenfalls unmittelbar mit dem Klimawandel zusammen. Gelingt es nicht, die Erderhitzung zu begrenzen, werden wir uns im Ebbegebirge auf eine niedrige Buschlandschaft einstellen müssen, denn Bäume benötigen für ihr Wachstum nun einmal ein gemäßigtes Klima. Die Mitarbeiter und Experten beim Landesbetrieb Wald und Holz NRW werden alles dafür tun, dass das oben geschilderte Szenario eines artenreichen Laub-Nadel-Mischwaldes Realität wird. Helfen Sie uns dabei, indem Sie verantwortungsvoll und umweltbewusst mit unseren Ressourcen umgehen!

Denken Sie daran: Der Wald braucht uns Menschen nicht, aber wir brauchen den Wald.

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QUELLENNACHWEISE Längenangaben zu den Forstwegen wurden mit dem Tourenplaner der App outdooractive ermittelt. Siehe auch https://www.outdooractive.com/de/routeplanner/ (Zugriff vom 08.09.2021, 10:04 Uhr). Es handelt sich bei diesem Buch um keine wissenschaftliche Abhandlung, die den Anforderungen an wissenschaftliches Arbeiten genügt. Soweit möglich, werden sämtliche Aussagen mit Quellen belegt. Um den Lesefluss nicht zu beeinträchtigen, erfolgt dies jedoch nur im Quellenverzeichnis, nicht im Fließtext. Viele Angaben haben sich in Gesprächen mit den Förstern und anderen fachkundigen Experten ergeben, beruhen daher auf mündlichen Aussagen. Soweit darauf referenziert wird, ist dies ebenfalls im Quellenverzeichnis angegeben. Vorwort Marco Voge Einzelnachweise zur Geschichte des Ebbegebirges und der Forstwege finden sich unter anderem in den Kapiteln DAS EBBEGEBIRGE und DAS PROJEKT FORSTWEGEBESCHILDERUNG sowie in den Kapiteln der Forstwege. Vorwort Jürgen Messerschmidt Die Geschichte des Forstamtes Attendorn von 1898 bis 1998 ist aufgearbeitet in: Staatliches Forstamt Attendorn (Hg.). 1898 bis 1998. 100 Jahre Staatliches Forstamt Attendorn. Meinerzhagen 1998, S. 10ff. Informationen zum Landesbetrieb Wald und Holz NRW finden sich auf der Website https://www.wald-und-holz.nrw.de (Zugriff vom 21.09.2021, 20:37 Uhr). Schon immer in Bewegung – das Ebbegebirge Zur Klärung des Geländenamens Ebbe vgl. Flöer, Michael. Die Ortsnamen des Märkischen Kreises. Westfälisches Ortsnamenbuch (WOB). Band 12. Bielefeld 2018, S. 117f. Auf der Internetpräsenz des Landesbetriebs Wald und Holz NRW finden sich umfassende Informationen und Daten zur Waldbewirtschaftung, zur Waldstruktur, zum Waldzustand usw.: https://www.wald-und-holz.nrw.de/ (Zugriff vom 03.10.2021, 15:12 Uhr). Die Darstellung der Besiedlung, Nutzung und Entwicklung des Ebbegebirges in der Vor- und Frühgeschichte folgt: Speier, Martin. Das Ebbegebirge – Vegetationskundliche und paläoökologische Untersuchungen zur Vegetations- und Landschaftsgeschichte des Hochsauerlandes. Abhandlungen aus dem Westfälischen Museum für Naturkunde. 61. Jahrgang, 1999. Heft 4, S. 125ff, insbesondere die Seiten 126f und 136, aus denen hier zitiert wird. Herangezogen wurden außerdem mündliche Ausführungen der Revierförster. An dieser Stelle ein herzlicher Dank an: Matthias Borgmann, Markus Gumpricht, Markus Ingenohl und Klaus-Ulrich Kermes für ihre Zeit und Unterstützung! Zur Gründung des Landesbetriebs Wald und Holz NRW 2005, in dem das Staatliche Forstamt Attendorn aufging, vgl. folgenden Weblink: https://www.wald-und-holz.nrw. de/ueber-uns/einrichtungen (Zugriff vom 03.10.2021, 15:55 Uhr). Zur (Vor-)Geschichte des Staatlichen Forstamtes Attendorn vgl. Staatliches Forstamt Attendorn (Hg.). 1898 bis 1998. 100 Jahre Staatliches Forstamt Attendorn. Meinerzhagen 1998, S. 1ff. Zur Nutzung des Waldes in Landwirtschaft und Gewerbe ebd., S. 3. C.A. Heyden und von Hobe werden zitiert nach: Hesmer, Herbert. Wald und Forstwirtschaft in Nordrhein-Westfalen. Hannover 1958, S. 93. Hier findet sich ebenfalls (S. 94) die Aussage, dass die Verwüstung des Höhenzuges letztlich den preußischen Staat zum Handeln bewegte, was den massiven Ankauf von Privatland und die Einrichtung eines staatlichen Forstamtes auslöste. Zum Fichtenanbau im Ebbegebirge ebd., S. 28. Zum Paradigmenwechsel in der Forstwirtschaft der 1980er Jahre (naturnahe Waldwirtschaft) ebd., S. 203ff. Zu Kyrill und seinen Folgen vgl. den Weblink: https://www.wald-und-holz.nrw.de/ wald-in-nrw/wald-und-klima/kyrill-und-seine-folgen-in-nrw (Zugriff vom 03.10.2021, 16:27 Uhr). Allgemein über den Waldzustand in NRW: https://www.wald-und-holz.nrw.de/wald-

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in-nrw/waldzustand (Zugriff vom 03.10.2021, 16:28 Uhr). Zum Naturschutz im Ebbegebirge vgl. Staatliches Forstamt Attendorn (Hg.). 1898 bis 1998. 100 Jahre Staatliches Forstamt Attendorn. Meinerzhagen 1998, S. 189ff. Zu den Naturschutzgebieten im Märkischen Kreis vgl. Bußmann, Michael. Die Naturschutzgebiete im Märkischen Kreis. Lüdenscheid 2009. Weblink zum Konzept der Wildnisentwicklungsgebiete in NRW: https://www.waldund-holz.nrw.de/en/naturschutz/urwald-von-morgen/wildnis (Zugriff vom 03.10.2021, 16:42 Uhr). Weblink Hiking-Blog: https://www.hiking-blog.de/touren/auf-den-hoehen-desebbegebirges-im-naturpark-sauerland-rothaargebirge/ (Zugriff vom 03.10.2021, 11:25 Uhr). Weblink outdooractive: https://www.outdooractive.com/de/ (Zugriff vom 03.10.2021, 11:32 Uhr). Die App ist verfügbar im AppStore sowie im Google Play Store. Weblink komoot: https://www.komoot.de/ (Zugriff vom 03.10.2021, 11:33 Uhr). Die App ist verfügbar im AppStore sowie im Google Play Store. Das Projekt Forstwegebeschilderung Die lokale und regionale Presse berichtete: https://www.derwesten.de/incoming/aufspuren-von-wilddieben-und-auerhahn-id6983017.html (Zugriff vom 04.10.2021, 09:05 Uhr). Alter Valberter Skiweg Die Darstellung beruht auf folgender Grundlage (Autor Christian Voswinkel): http:// www.heimatverein-meinerzhagen.de/index.php/32-kat-home/95-der-alte-skiweg (Zugriff vom 26.08.2021, 12:45 Uhr). Siehe auch: https://www.come-on.de/lennetal/herscheid/versteckte-kleinode-imebbegebirge-auf-der-nordhelle-bei-herscheid-mit-astrid-bauriedel-90928559.html (Zugriff vom 26.08.2021, 13:48 Uhr). Abdruck auch in der Meinerzhagener Zeitung vom 25.08.2021, Lokalteil Meinerzhagen. Schleipetalweg Das Naturschutzgebiet Schleipetal beschreibt Michael Bußmann in: Bußmann, Michael. Die Naturschutzgebiete im Märkischen Kreis. Lüdenscheid 2009, S. 107ff. Zur Historie des Industriekulturdenkmals Schleiper Hammer vgl. folgende Quellen: https://www.kierspe.de/de/verein/heimatverein/schleiper-hammer/schleiper-hammer.php (Zugriff vom 27.09.2021, 10:44 Uhr). https://www.wassereisenland.de/de/Toubiz-POI/Schleiper-Hammer (Zugriff vom 27.09.2021, 10:44 Uhr). Die Darstellung in diesem Kapitel folgt im Übrigen einem persönlichen Gespräch mit den „Hammer-Vätern“ im Schleiper Hammer. Dabei handelt es sich um Ehrenamtliche, die in verschiedenen technischen Berufen gearbeitet haben – teils auch als Schmiede und an Bakelitpressen in Kiersper Betrieben – und die sich heutzutage im Heimatverein Kierspe e.V. für den Erhalt des Industriemuseums Schleiper Hammer engagieren. Das Gespräch wurde am 14.07.2021 vor Ort geführt. Zur Etymologie des Worte schleifen vgl.: https://www.dwds.de/wb/etymwb/ schleifen#wb-1 (Zugriff vom 27.09.2021, 11:07 Uhr). Niederdeutsche Sprachen, wozu auch das Plattdeutsche gehört, haben die Zweite (Hochdeutsche) Lautverschiebung zwischen dem 6. und dem 9. Jahrhundert nach Christus nicht umgesetzt. Die Zweite Lautverschiebung betraf auch den Konsonanten p; im Hochdeutschen wird dabei aus dem Laut p der Laut f. Die Zweite Lautverschiebung wird hier allgemeinverständlich erklärt: https://www.youtube.com/ watch?v=OqFcgVvD7pY (Zugriff vom 27.09.2021, 11:23 Uhr). Silberkuhlenweg Zum historischen Erzbergbau im Sauerland vgl.: https://www.lwl.org/LWL/Kultur/ Westfalen_Regional/Wirtschaft/Erzbergbau (Zugriff vom 27.09.2021, 11:54 Uhr). Hier findet sich auch eine Definition der Pinge/Kuhle sowie eine Übersichtskarte mit den vor- und frühindustriellen Erzvorkommen in der Region.


Die volkstümliche Erzählung von der Silberkuhle bei Echternhagen wurde abgedruckt in: Nübel, Karl-Hans, Oehm, Fred (Hg.). Als Junkern Stine noch spukte und andere Geschichten. Lüdenscheid 1998. S. 50ff.

Zum Schwarzstorch im Ebbegebirge: https://www.natur-erleben-nrw.de/natura-2000/ regionen-und-gebiete-in-nrw/details/ebbemoore/ (Zugriff vom 08.11.2021, 09:58 Uhr).

Auerhahnbergweg Zu den verschiedenen Arten von Raufußhühnern (Auerhuhn, Birkhuhn, Haselhuhn) im Ebbegebirge vgl. Staatliches Forstamt Attendorn (Hg.). 1898 bis 1998. 100 Jahre Staatliches Forstamt Attendorn. Meinerzhagen 1998, S. 211f.

Wilddiebsweg Bereits kurz nach Fetzers Tod erschien die erste Biographie; vor der Exekution hatte Fetzer noch Gelegenheit, die ersten Seiten des Andrucks zu lesen. Sie lag der fiktiven Darstellung in diesem Buch zugrunde.

Über den Rückgang der Raufußhühner in den deutschen Mittelgebirgen, Ursachen, Wiederansiedlungsprojekte und die Gründe für Ihr Fehlschlagen siehe: https://www.sonnenseite.com/de/tipps/heimliche-voegel-in-wilder-natur-in-not/ (Zugriff vom 03.09.2021, 18:35 Uhr). https://www.vogelwelt.com/die-vogelwelt-bd-134-12013/ (Zugriff vom 03.09.2021, 18:37 Uhr).

Keil/Diepenbach (Hg.). Leben und Hinrichtung des Mathias Weber, genannt Fetzer, des Anführers und Mitglieds der Crevelder, Neußer, Niederländischen und Westphälischen Räuberbande. Cöln 1803. Neuauflage mit einem Vorwort von Dr. Dr. Mark Scheibe Kelkheim 2013.

Anmerkung: Die Angaben in den Quellen zur Anzahl freigelassener Auerhühner schwanken. Siehe auch: Klaus, Siegfried; Bergmann, Hans-Heiner. Auerhühner & Co. Heimliche Vögel in wilder Natur. Wiebelsheim 2020, S. 65ff. Die Vorkommnisse rund um den Wilkenberger Auerhahn schilder Fred Oehm in: Nübel, Karl-Hans, Oehm, Fred (Hg.). Als Junkern Stine noch spukte und andere Geschichten. Lüdenscheid 1998. S. 184ff. Hubertusweg Zu Leben, Wirken und Legendenbildung rund um den Heiligen Hubertus vgl. den Beitrag St. Hubertus in: Weber, J. J. (Hg.). Illustrierte Zeitung. 2. Band. Leipzig 1844, S. 174f. Vgl. ferner den Beitrag von Lahrkamp, Helmut: Hubert. In: Neue Deutsche Biographie. Band 9. Berlin 1972, S. 702. Informative Weblinks zu Hubertus von Lüttich/St. Hubertus/Hubertus-Orden etc.: https://www.heiligenlexikon.de/BiographienH/Hubertus_von_Luettich.html (Zugriff vom 29.09.2021, 18:30 Uhr). https://deutscher-jagdblog.de/die-legende-vom-heiligen-hubertus/ (Zugriff vom 29.09.2021, 18:30 Uhr). http://www.hubertus-orden.org/german/legende.htm (Zugriff vom 29.09.2021, 18:31 Uhr). Zu den vereinigten Herzogtümern Jülich-Kleve-Berg und zur Grafschaft Mark gibt Wikipedia – vorbehaltlich einer Prüfung im Detail – immerhin einen groben Überblick: https://de.wikipedia.org/wiki/Grafschaft_Mark#Vereinigte_ Herzogt%C3%BCmer_J%C3%BClich-Kleve-Berg_(1521%E2%80%931609)_und_ Brandenburg-Preu%C3%9Fen_(1609%E2%80%931807) (Zugriff vom 29.09.2021, 18:36 Uhr). Jagdhüttenweg Der Sachverhalt rund um die Jagdhütte und das Wochenendhaus gehen hervor aus dem Urteil des Verwaltungsgerichts Arnsberg vom 11.12.2017 (Aktenzeichen 8 K 6319/16) und dem Beschluss des Oberverwaltungsgerichts für das Land Nordrhein-Westfalen mit Sitz in Münster vom 14. 05.2018 (Aktenzeichen 2 A 327/18). Muffelweg Zu den Versuchen, das Mufflon im Ebbegebirge anzusiedeln, vgl. Staatliches Forstamt Attendorn (Hg.). 1898 bis 1998. 100 Jahre Staatliches Forstamt Attendorn. Meinerzhagen 1998, S. 210. Ovis orientalis, seine Herkunft, seine Lebensgrundlagen: https://nrw.nabu.de/naturund-landschaft/landnutzung/jagd/jagdbare-arten/weitere-saeugetiere/06783.html (Zugriff vom 06.09.2021, 18:00 Uhr). Zur Klauenkrankheit Moderhinke: https://www.blv.admin.ch/blv/de/home/tiere/tierseuchen/uebersicht-seuchen/alle-tierseuchen/moderhinke.html (Zugriff vom 06.09.2021, 18:01 Uhr).

Über die beiden berühmtesten Räuberhauptmänner des 18. Jahrhunderts, Fetzer und Schinderhannes, berichtete das Online-Magazin rheinische ART in seiner Ausgabe 03/2021: http://www.rheinische-art.de/cms/topics/rheinische-raeuberbandender-fetzer-mathias-weber-schinderhannes-postraub-langenfeld.php (Zugriff vom 13.09.2021, 16:44 Uhr). Zur Person und zum Leben des Mathias Weber, genannt Fetzer, vgl. auch: Striewski, Jennifer, Mathias Weber, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: http://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/mathias-weber/DE-2086/ lido/57c833e79249f6.80910163 (Zugriff vom 13.09.2021, 16:45 Uhr). Zum Überfall auf die Ingemerter Mühle, den der Schinderhannes begangen haben soll, vgl.: Meinerzhagener Heimatverein e.V. (Hg.). Meinhardus. Meinerzhagener Heimatblätter. Ausgabe I/70 (4. Jahrgang), Meinerzhagen 1970, S. 20. Zum Schinderhannes sind ferner zwei Veröffentlichungen des oben genannten Dr. Dr. Mark Scheibe erschienen: Scheibe, Mark. Schinderhannes. 5., erweiterte Auflage, Kelkheim 2010. Scheibe, Mark (Hg.). Schinderhannes und seine Bande. Neudruck der Ausgabe von 1804. 2. Auflage, Kelkheim 2009. Eine jüngere Abhandlung zur Wilderei im Sauerland stammt von dem Autor und Publizisten Peter Bürger, der sich mehrfach diesem Thema gewidmet hat: Bürger, Peter (Hg.). Krieg im Wald. Forstfrevel, Wilddiebe und tödliche Konflikte in Südwestfalen. edition leutekirche sauerland 12. Norderstedt 2018. Leider findet sich bei Bürger viel zu den Regionen Arnsberg, Meschede und Olpe, jedoch sehr wenig zum Märkischen Sauerland. Aus dem Großraum Ebbegebirge wird einzig und allein der – anscheinend nicht genehmigte – Abschuss eines Rehs durch einen „Jäger des Klosters Ewig“ erwähnt (ebd., S. 18); der Vorfall fand 1696 statt. Bürger hat sich intensiv mit den Themen Wilderei, Holzfrevel und Gewalt gegen Forstbeamte auseinandergesetzt, aber, wie bereits angedeutet, hat er vor allem Vorfälle aus dem Hochsauerland, Raum Olpe und Schmallenberg, Raum Marsberg, Arnsberger Wald und Siegerland zusammengetragen. Das Ebbegebirge bleibt merkwürdigerweise ausgespart. Zu vermuten ist allerdings, dass es im Ebbegebirge genauso häufig zu kriminellen Taten gekommen ist wie andernorts. Es wurde bislang nur nicht erforscht und aufgearbeitet. Siehe auch: Bald, D.; Bürger, P.; Haumann, H.; Homrighausen, K. et al. Wo Wild ist, da wird auch gewildert. Historische Waldkonflikte im Wittgensteiner Land und Siegerland. edition leutekirche sauerland 19. Norderstedt 2020. Bürger, P.; Höffer, O.; Scherer, W.; Vormberg, M. et al. Heimliche Jagd. Historische Waldkonflikte im Kreisgebiet Olpe. edition leutekirche sauerland 20. Norderstedt 2020. Beckerhofweg Über das Försterhaus und den Heimatschutzstil: https://www.ich-geh-wandern. de/f%C3%BCrwiggetalsperre (Zugriff vom 09.09.2021, 14:09 Uhr). Zur Historie der Försterei Beckerhof vgl. außerdem: https://issuu.com/komplett-magazin/docs/magazin_1909_volme_web (Zugriff vom 09.09.2021, 14:12 Uhr). Archivalien zum Gehöft und Forsthaus Beckerhof können unter https://www.archive. nrw.de/archivsuche recherchiert werden.

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QUELLENNACHWEISE Zur Etymologie des Wortes „Bach“ und seiner niederdeutschen Form „Becke“: https://www.dwds.de/wb/Bach und https://de.wikipedia.org/wiki/ Gew%C3%A4ssernamen_auf_-bach#cite_note-4 (Zugriff vom 09.09.2021, 14:15 Uhr). Ebbergweg Das Gesuch der Ebberger und der sich anschließende Schriftverkehr befinden sich heute im Archiv der Stadt Meinerzhagen unter der Signatur A 394. Eine Abschrift wurde den Herausgebern vom dortigen Schüttenverein zur Verfügung gestellt. Der Dank geht an Rudi Sönnecken und Ralf Hampel. Zur Wegeerschließung um 1900 durch die Försterei Attendorn vgl. Staatliches Forstamt Attendorn (Hg.). 1898 bis 1998. 100 Jahre Staatliches Forstamt Attendorn. Meinerzhagen 1998, S. 33f. Meinerzhagener Weg Informationen zur Stadt Meinerzhagen bietet die Internetseite www.meinerzhagen.de. Weblink Meinhardus-Schanzen: http://www.skisprungschanzen.com/DE/ Schanzen/GER-Deutschland/NW-Nordrhein-Westfalen/Meinerzhagen/1021/.htm (Zugriff vom 30.09.2021, 16:55 Uhr). Weblink Ski-Klub Meinerzhagen 1911 e.V.: https://skiklub-meinerzhagen.de/ (Zugriff vom 30.09.2021, 16:55 Uhr). Die Winterfreuden anno dazumal in Meinerzhagen beschreibt ein Beitrag von Beate Hoppe in: Meinerzhagener Heimatverein e.V. (Hg.). Meinhardus. Meinerzhagener Heimatblätter. Ausgabe 2/2019 (53. Jahrgang), Meinerzhagen 2019, S. 2ff. Dort findet sich auch ein Abdruck des Zeitungsartikels vom 21.01.1957. Weblink Jesus-Christus-Kirche: https://www.stiftung-jesuschristuskirche.de/ (Zugriff vom 30.09.2021, 17:09 Uhr). https://www.amd-westfalen.de/zugaenge-eroeffnen/initiative-offene-kirchen/ karte-a-z-liste-offene-kirchen/karte-offene-kirchen/offene-kirchen//meinerzhagen-jesus-christus-kirche/ (Zugriff vom 30.09.2021, 17:11 Uhr). Zum Ortsnamen Meinerzhagen und zur gefälschten Urkunde vgl. Flöer, Michael. Die Ortsnamen des Märkischen Kreises. Westfälisches Ortsnamenbuch (WOB). Band 12. Bielefeld 2018, S. 254f. Zum Suffix -hagen ebd., S. 390. Vgl. ferner den Beitrag von K. M. Muschalek in : Meinerzhagener Heimatverein e.V. (Hg.). Meinhardus. Meinerzhagener Heimatblätter. Ausgabe II/68 (2. Jahrgang), Meinerzhagen 1968, S. 7f. Die These, dass ein Einsiedlermönch Meinhardus der Stadt ihren Namen gab, findet sich auf vielen Internetseiten; zugleich wird angegeben, dass sie nicht belegbar sei. Doch auch dafür werden keine Belege angegeben. Deshalb sei sie hier mit Vorbehalt angeführt. Weblink zum Qualitätswanderweg Sauerland-Höhenflug: https://www. sauerland-hoehenflug.de/ (Zugriff vom 30.09.2021, 17:48 Uhr). Weblink zum Wasserschloss Badinghagen: https://visit.oben-an-der-volme.de/ wasserschloss-badinghagen/ (Zugriff vom 30.09.2021, 17:53 Uhr). Das Hörspiel zur Sage vom „Schäfer von Badinghagen“ ist hier abrufbar: https:// visit.oben-an-der-volme.de/sagenkarte/ (Zugriff vom 30.09.2021, 17:59 Uhr). Sichtertalweg Zu den schützenswerten Mittelgebirgstälern wie dem Sichtertal vgl. Bußmann, Michael. Die Naturschutzgebiete im Märkischen Kreis. Lüdenscheid 2009, S. 107ff. Weblink zum Naturschutzgebiet Sichter-Talräume: http://nsg.naturschutzinformationen.nrw.de/nsg/de/fachinfo/gebiete/gesamt/MK_103 (Zugriff vom 18.09.2021, 19:37 Uhr). Willertshagener Weg Die Sage vom Willertshagener Teufelsstein wurde entnommen aus: Ohne Hg.

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Meinerzhagener Geschichten. Berichte – Sagen – Bräuche – Erzählungen, gesammelt und bearbeitet von Roland Büttner. Meinerzhagen 1981. S. 119f. Im „Meinhardus“, den Meinerzhagener Heimatblättern, wird die Sage ebenfalls beschrieben, zugleich aber auch der historische Hintergrund: Meinerzhagener Heimatverein e.V. (Hg.). Meinhardus. Meinerzhagener Heimatblätter. Ausgabe IV/73 (7. Jahrgang), Meinerzhagen 1973, S. 88f. Buchholzweg & Eichholzweg Eine gut verständliche Darlegung des Kopfholzbetriebs findet sich in: Staatliches Forstamt Attendorn (Hg.). 1898 bis 1998. 100 Jahre Staatliches Forstamt Attendorn. Meinerzhagen 1998, S. 7f. Auch Speier, Martin. Das Ebbegebirge – Vegetationskundliche und paläoökologische Untersuchungen zur Vegetations- und Landschaftsgeschichte des Hochsauerlandes. Abhandlungen aus dem Westfälischen Museum für Naturkunde. 61. Jahrgang, 1999. Heft 4, behandelt an mehreren Stellen die Kopfbuchen im Ebbegebirge. Zur Herkunft und Bedeutung des Wortes „torfen“: https://www.dwds.de/wb/dwb/ torfen#GT06951 (Zugriff vom 14.09.2021, 18:06 Uhr). Zehn erstaunliche Fakten über Buchen: https://www.baumpflegeportal.de/aktuell/ zehn-fakten-buche-fagus/ (Zugriff vom 14.09.2021, 18:07 Uhr). Zu den Tolkienschen Ents: https://www.faszination-tolkien.de/voelker-wesen-mittelerde/ents/ (Zugriff vom 14.09.2021, 18:08 Uhr). Roteichenweg & Douglasienweg Der Wald der Zukunft wurde beschrieben in Anlehnung an die Gespräche mit den Revierförstern Mathias Borgmann und Markus Ingenohl sowie den Forstbetriebsbezirksleitern Markus Gumpricht und Klaus-Ulrich Kermes. Auf der Internetseite des Landesbetriebs Wald und Holz NRW werden die Zukunftskonzepte einer ökologischen Waldwirtschaft ausführlich beschrieben: https://www.waldund-holz.nrw.de/naturschutz/oekologische-waldwirtschaft (Zugriff vom 14.09.2021, 19:10 Uhr). Das Waldbaukonzept NRW kann hier ebenfalls eingesehen und heruntergeladen werden: https://www.wald-und-holz.nrw.de/fileadmin/Presse/Dokumente/2020/ waldbaukonzept_nrw_broschuere.pdf (Zugriff vom 14.09.2021, 19:11 Uhr). Das Gleiche gilt für das Wiederbewaldungskonzept NRW: https://www.wald-und-holz. nrw.de/fileadmin/Presse/Dokumente/2020/Wiederbewaldungskonzept_NRW.pdf (Zugriff vom 14.09.2021, 19:13 Uhr). Die Grundlagen einer naturnahen Waldwirtschaft werden außerdem beschrieben in: Staatliches Forstamt Attendorn (Hg.). 1898 bis 1998. 100 Jahre Staatliches Forstamt Attendorn. Meinerzhagen 1998, S. 203ff. Königsfarnweg & Bärlappweg Die Abhandlung des Adelsexperten: Speier, Martin. Das Ebbegebirge - Vegetationskundliche und paläoökologische Untersuchungen zur Vegetations- und Landschaftsgeschichte des Hochsauerlandes. Abhandlungen aus dem Westfälischen Museum für Naturkunde. 61. Jahrgang, 1999. Heft 4. Zu Königsfarn und Bärlapp siehe vor allem die Seiten 21f, 27, 38, 41, 106, 126 und 156. Zum Adlerfarn ebendort auf Seite 33, 35f, 50, 76, 78, 104ff, 109f, 139. Märzenbecherweg Botanisches zu Leucojum vernum: https://www.pflanzenreich.com/enzyklopaedie/ leucojum-vernum/ (Zugriff vom 02.09.2021, 07:20 Uhr). Über Wilhelm Lienenkämper: https://ghv-herscheid.de/persoenlichkeiten/ (Zugriff vom 02.09.2021, 07:45 Uhr). Über die Gedenkveranstaltungen der Abteilung Lüdenscheid im Sauerländischen Gebirgsverein: https://ghv-herscheid.de/persoenlichkeiten/ (Zugriff vom 02.09.2021, 07:46 Uhr). Zu Equisetum sylvaticum: https://www.stiftung-naturschutz.de/unsere-projekte/ koordinierungsstelle-florenschutz/pflanze-des-monats/wald-schachtelhalm


(Zugriff vom 02.09.2021, 08:04 Uhr). Zum Herveler Bruch als Naturschutzgebiet vgl. Bußmann, Michael. Die Naturschutzgebiete im Märkischen Kreis. Lüdenscheid 2009, S. 52ff. Koppenkopfweg & Dantmickeweg Geographisches zu den Erhebungen im Ebbegebirge findet sich hier: https://de-academic.com/dic.nsf/dewiki/367581 (Zugriff vom 01.10.2021, 15:55 Uhr). Weblink zu den Wortbedeutungen von Koppe: https://www.dwds.de/wb/Koppe (Zugriff vom 01.10.2021, 16:13 Uhr). Kopf als Bezeichnung für einen Berg ohne Spitze wird hier diskutiert (allerdings für den alpinen Raum): Steiner, Thaddäus. Bildhafte Bergnamen. (S. 146). Abrufbar unter: https://ul.qucosa.de/api/qucosa%3A12557/attachment/ATT-0/ (Zugriff vom 01.10.2021, 16:30 Uhr). Weblink zum Haus am Ebbehang: https://www.haus-am-ebbehang.de/ (Zugriff vom 01.10.2021, 16:11 Uhr). Weblink zum Landhaus Nordhelle: https://www.landhaus-nordhelle.de/ (Zugriff vom 01.10.2021, 16:12 Uhr). Zu den Suffixen -micke und -mecke als Varianten von -becke/-bach vgl. Flöer, Michael. Die Ortsnamen des Märkischen Kreises. Westfälisches Ortsnamenbuch (WOB). Band 12. Bielefeld 2018, S. 384f. Zum Ortsteil Freisemicke ebd., S. 143f. Zum Ortsteil Lettmecke ebd., S. 242f. Eine Beschreibung des zauberhaften Rundwanderweges durch das Quellental findet sich unter diesem Weblink: https://www.sauerland.com/Media/Touren/Rundwanderweg-Valbert-A2-Kneipp-sche-Spuren-im-Quellental (Zugriff vom 01.10.2021, 17:15 Uhr). Ein interessanter Beitrag über die Jägerleitstellung auf der Nordhelle und die noch heute vorhandenen Überreste findet sich auf der Internetseite des Heimatvereins Meinerzhagen e.V.: http://www.heimatverein-meinerzhagen.de/index.php/32-kathome/94-jaegerleitstellung-an-der-nordhelle (Zugriff vom 01.10.2021, 17:21 Uhr). Weblink zur Blücher-Kaserne in Hemer: https://de.wikipedia.org/wiki/Bl%C3%BCcherKaserne_(Hemer) (Zugriff vom 01.10.2021, 17:21 Uhr). Den Hinweis auf die Übungen der Hemeraner Soldaten im Ebbegebirge gab Revierförster Matthias Borgmann. Fürwiggeweg D. Cromberg schildert in einem Aufsatz die Hintergründe und die Entstehung der Fürwiggetalsperre. Vgl. Meinerzhagener Heimatverein e.V. (Hg.). Meinhardus. Meinerzhagener Heimatblätter. Ausgabe II/III/69 (3. Jahrgang), Meinerzhagen 1969, S. 8ff. Aktuelle Informationen und auch Historisches finden sich auf der Internetseite des Ruhrverbandes, der heute die Verse- und die Fürwiggetalsperre betreibt: https://www.ruhrverband.de/fluesse-seen/talsperren/verse-fuerwiggetalsperre/ (Zugriff vom 28.09.2021, 18:51 Uhr). http://www.ruhrverband.de/fluesse-seen/talsperren/verse-fuerwiggetalsperre/historie/ (Zugriff vom 28.09.2021, 18:51 Uhr). http://www.ruhrverband.de/fluesse-seen/talsperren/verse-fuerwiggetalsperre/ technische-angaben/ (Zugriff vom 28.09.2021, 18:53 Uhr). Einen umfassenden Überblick über das Wirken des Bauingenieurs Otto Intze, der zahlreiche Talsperren im Sauerland, Siegerland und im Bergischen Land konstruiert hat, vermittelt tatsächlich der Wikipedia-Beitrag: https://de.wikipedia.org/wiki/Otto_Intze (Zugriff vom 28.09.2021, 18:53 Uhr). Da es sich um die Wikipedia handelt, sei zugleich darauf hingewiesen, dass die dort eingestellten Informationen unter Vorbehalt zur Kenntnis genommen werden sollten. Im Juli 2021, während der Unwetterkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, trat das Wasser der Fürwiggetalsperre zwar nicht über die Staumauer, aber alle Überläufe wurden ausgenutzt, um das Wasser, das die Talsperre nicht mehr halten konnte, abzuführen. Ein Video auf Youtube dokumentiert dies eindrucksvoll: https:// www.youtube.com/watch?v=bAJaCA2EI78 (Zugriff vom 28.09.2021, 11:07 Uhr).

Kammweg & Höhenweg Dass es sich bei dem Höh(en)weg um eine alte Wanderstrecke handelt, beschreibt Kneebusch in seinem Wanderführer: „Auf seinem [des Ebbegebirges] Kamme führte ehemals ein Höhenweg entlang, der jetzt zum Teil nur noch als Fusst. dient, aber von den [SGV-]Abteilungen Herscheid und Meinerzhagen immer weiter offengelegt wird, sodass er in 2-3 Jahren in seiner ganzen Länge freiliegt.“ In: Kneebusch, Karl. Dr. Kneebusch‘ Wanderführer für das Sauerland, Siegerland, Wuppergebiet und Waldeck. 5. Auflage, Dortmund 1894, S. 93. Zur Ebbekammloipe vgl. folgende Links: http://www.ebbekammloipe.de/ (Zugriff vom 26.09.2021, 10:34 Uhr). https://www.sauerland.com/Media/Attraktionen/Ebbekammloipe (Zugriff vom 26.09.2021, 10:35 Uhr). Die Waldeisenbahn wurde von den Förstern Matthias Borgmann und Klaus-Ulrich Kermes erwähnt. Sie berufen sich auf Berichte aus der Bevölkerung. Leider ist es nicht gelungen, in den Archiven des Kreises oder des ehemaligen Forstamtes Attendorn Hinweise auf die Waldeisenbahn zu finden. Der Forstwissenschafter Andreas Schulte dokumentiert allerdings in seiner Veröffentlichung von 2003 Waldeisenbahnen in der Region und schreibt dazu: „Eine Besonderheit stellte der Einsatz von Waldeisenbahnen dar. »1882/83 wurde die erste größere Waldeisenbahn in der Kgl. Oberförsterei Rumbeck i.W. angelegt« (LINCKE 1921). Aus dem Kottenforst bei Bonn ist belegt, dass 1885 eine Waldeisenbahn mit Pferdezug zum Bahnhof Kottenforst in Betrieb genommen wurde (SCHÖLMERICH 1999). Im Klever Reichswald war von 1917 bis 1944 eine 60-cm-Schmalspur-Waldeisenbahn mit zunächst zwei Dampflokomotiven (Anmk.: eine davon hieß »Moritz«) in Betrieb, der 1944 zum Munitionstransport noch einmal eine besondere Bedeutung zufiel. Am 24. September 1944 wurde die Bahn in einem Bombenangriff der britischen Luftwaffe, bei dem fünf Personen ums Leben kamen und fünf Munitions- sowie zwei Personenwagen ausbrannten, völlig zerstört (KOEPP 1989). In den Forstämtern Schmallenberg, Attendorn und Arnsberg weisen noch heute entsprechende Forstortsbezeichnungen auf ehemalige Waldeisenbahnen hin.“ (Schulte, Andreas. Wald in Nordrhein-Westfalen. Münster 2003, S. 339). Schulte dürfte dabei nicht nur an die Schneiderweiche, sondern auch an den Forstort „Lokschuppen“ gedacht haben, welcher ebenfalls auf eine Waldeisenbahn im Ebbegebirge hindeuten könnte (Hinweis von Klaus-Ulrich Kermes). Eine Schneiderweiche besitzt auch die Kirnitzschtalbahn in der Sächsischen Schweiz (Sachsen). Hier sind die Bedingungen ganz ähnlich wie im Ebbegebirge: Eine einspurige (Schmalspur-) Bahn führt ins Gebirge hinein. Die Schneiderweiche befindet sich zwischen den Stellen Forsthaus und Nasser Grund; hier schneiden sich die Wege der talabwärts bzw. talaufwärts fahrenden Bahn; letztere muss in der Schneiderweiche warten, bis der talabwärts fahrende Zug vorbei ist. Wie eine solche Begegnung aussieht, zeigt eine Fotografie auf folgender Internetseite: http://www.trainslide.com/k-bahn/schneiderweiche.html (Zugriff vom 26.09.2021, 10:47 Uhr). Zur Kirnitzschtalbahn allgemein: https://www.hey-dresden.de/freizeit/wandern/ kirnitzschtalbahn/ (Zugriff vom 26.09.2021, 10:49 Uhr). Der Vorfall zwischen den Förstern Schneider und Vogel wird rein mündlich tradiert. 1975 übernahm Siegfried Kotthoff das Revier Beckerhof von Otto Schneider und leitete es bis 2006. Im selben Jahr löste Matthias Borgmann seinen Kollegen Kotthoff als Revierförster im Forstbetriebsbezirk Beckerhof ab. Karl-Heinrich Vogel leitete von 1956 bis 1960 die Forstwartei Rothenstein; diese wurde 1966 aufgelöst. 1960 wurde Vogel Revierförster in Valbert; 1989 übernahm Klaus-Ulrich Kermes die Leitung des Forstbetriebsbezirks. Vgl. Staatliches Forstamt Attendorn (Hg.). 1898 bis 1998. 100 Jahre Staatliches Forstamt Attendorn. Meinerzhagen 1998, S. 18f. Nordhangweg & Südhangweg Zur Anlage der zentralen Forstwirtschaftswege vgl. Staatliches Forstamt Attendorn (Hg.). 1898 bis 1998. 100 Jahre Staatliches Forstamt Attendorn. Meinerzhagen 1998, S. 33-36, vor allem S. 34f.

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QUELLENNACHWEISE Zur Sprungschanze am Ebbe-Nordhang: http://www.skisprungschanzen.com/DE/ Schanzen/GER-Deutschland/NW-Nordrhein-Westfalen/Herscheid/2298/ (Zugriff vom 08.09.2021, 10:05 Uhr).

Ein herzlicher Dank geht an die Revierförster Matthias Borgmann, Markus Gumpricht, Markus Ingenohl und Klaus-Ulrich Kermes, die im Interview ihre individuellen Wege zu einer ökologischen Waldwirtschaft erläutert haben.

Zum Naturschutzgebiet Wolfsbruch: http://nsg.naturschutzinformationen.nrw.de/nsg/ de/fachinfo/gebiete/gesamt/MK_010 (Zugriff vom 08.09.2021, 10:08 Uhr).

Weitere Informationen und Downloads bietet außerdem der Weblink https://www. wald-und-holz.nrw.de/naturschutz/oekologische-waldwirtschaft (Zugriff vom 02.10.2021, 18:16 Uhr).

Das Wort Bruch im Deutschen Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm: https://woerterbuchnetz.de/?sigle=DWB&bookref=2,410,3#0 (Zugriff vom 08.09.2021, 10:10 Uhr). Zum Naturschutzgebiet Ebbemoore: http://nsg.naturschutzinformationen.nrw.de/nsg/ de/fachinfo/gebiete/gesamt/MK_074 (Zugriff vom 08.09.2021, 10:12 Uhr). Zum Naturschutzgebiet Wesebruch: http://nsg.naturschutzinformationen.nrw.de/nsg/ de/fachinfo/gebiete/gesamt/MK_077 (Zugriff vom 08.09.2021, 10:13 Uhr). Zu den zahlreichen Naturschutzgebieten, Hang- und Quellmooren im Ebbegebirge vgl. auch das entsprechende Kapitel in diesem Buch. Bobbahn Die Gaststätte Stahlschmidt in der Nähe der Nordhelle erwähnt ein Wanderführer von 1896: „12 Min. vom Turme [gemeint ist der Aussichtsturm auf der Nordhelle] befindet sich die Wirtschaft: Zur Nordhelle (D. W. Stahlschmidt). Um dieselbe zu erreichen, verfolge man den Höhenweg (rot) in der Richtung nach Attendorn, bis zu einer Tafel, welche die Richtung zur Wirtschaft angibt, 2 Min. Man kann dort jederzeit frische Eier, ff. Schinken, gutes Flaschenbier (Lehmkuhl, Dortmund) und echten Kornschnaps erhalten.“ In: Kneebusch, Karl. Dr. Kneebusch‘ Wanderführer für das Sauerland, Siegerland, Wuppergebiet und Waldeck. 5. Auflage, Dortmund 1894, S. 94. Ein Auszug aus der Antiquarie wurde freundlicherweise von Dietmar Stahlschmidt zur Verfügung gestellt. Die Geschichte der Ehefrauen, die am Stahlschmidt auf ihre Männer warteten, folgt einem Interview mit den Förstern Matthias Borgmann und Klaus-Ulrich Kermes. Ihnen zufolge handelte es sich bei der Wirtschaft Stahlschmidt ursprünglich um ein einzelnes Gehöft, das dann mit Beginn der Industrialisierung und dem zunehmenden Verkehr über die Nordhelle zur Schankwirtschaft wurde. Zur Vermehrung der Eichen vgl. folgenden Link: https://www.tierfreund.de/deutsche_eiche/ (Zugriff vom 27.09.2021, 18:40 Uhr). Panoramaweg Zum einstigen Skihang Nordhelle: https://www.alpinforum.com/forum/viewtopic. php?t=39496 (Zugriff vom 31.08.2021, 12:34 Uhr). Paragliding-Start- und Landefläche: https://www.dhv.de/db2/details.php?qi=glp_ details&popup=1&item=120 (Zugriff vom 31.08.2021, 12:35 Uhr). In der Satellitenansicht lassen sich gut die Schneisen der ehemaligen Skipisten sowie die Auslaufflächen erkennen. Neuer Weg Die Erzählung vom Kampf der Sigamberer und Marsen gegen die Römer findet sich in: Nübel, Karl-Hans, Oehm, Fred (Hg.). Als Junkern Stine noch spukte und andere Geschichten. Lüdenscheid 1998. S. 42ff. Zum Hangquellmoor Grundlose vgl. Bußmann, Michael. Die Naturschutzgebiete im Märkischen Kreis. Lüdenscheid 2009, S. 99ff. Zur Bodenstruktur der Ebbemoore, insbesondere der Grundlose, vgl. die Grafik in: Biologische Station Oberberg & Naturschutzzentrum Märkischer Kreis (Hg.). Moore in deutschen Mittelgebirgen unter besonderer Berücksichtigung des Süderberglandes. Wiehl 1996, S 34. Die Zukunft des Ebbegebirges Der Forstmeister wird zitiert nach: Hesmer, Herbert. Wald und Forstwirtschaft in Nordrhein-Westfalen. Hannover 1958, S. 94. Zu frühen Vertretern einer naturnahen Waldwirtschaft und ihrer Umsetzung im Gesamtkonzept Wald 2000 vgl. Staatliches Forstamt Attendorn (Hg.). 1898 bis 1998. 100 Jahre Staatliches Forstamt Attendorn. Meinerzhagen 1998, S. 203ff.

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BILDNACHWEISE Seite 1 (Titel): Die „Spinne“ (Wegekreuzung am Stahlschmidt) aus der CopterPerspektive; die Bobbahn am linken Bildrand, Foto: Ingo Starink. Seite 2/3: Herbstliche Idylle am Silberkuhlenweg, Foto: Ingo Starink. Seite 4/5: Stiller Teich am Schleipetalweg, Foto: Ingo Starink. Seite 6/7: Steg im Naturschutzgebiet Ebbemoore, Foto: Ingo Starink. Foto Marco Voge: Märkischer Kreis, Büro des Landrats. Seite 8/9: Willertshagener Teufelsstein, Foto: Ingo Starink. Foto Jürgen Messerschmidt: freundlicherweise von ihm selbst zur Verfügung gestellt. Seite 10/11: Schmuckholzplantage am Ebbergweg, Foto: Ingo Starink. Seite 12/13: Blick vom Panoramaweg auf die Oestertalsperre, im Hintergrund das Lennetal, Foto: Ingo Starink. Seite 14/15: Alter Valberter Skiweg, Blick über einen liegenden Baumstamm, Foto: Ingo Starink. Seite 16/17: Bodenständig, Neuer Weg, Foto: Ingo Starink. Seite 18/19: Alte Kopfbuche bei Buschhausen, Foto: Ingo Starink. Seite 20/21: Forstwegeschilder am Kammweg und am Alten Valberter Skiweg, Hinweisschild an der „Grundlose“, einem der bekanntesten Moore im Ebbegebirge, Fotos: Ingo Starink. Seite 22/23: Fichten in der Nähe von Buschhausen, dahinter Birkenbruchwald, Foto: Ingo Starink. Seite 24/25: Schleiper Hammer, Foto: Volker Speckenwirth, WAZ Fotopool; das Bild wurde von WasserEisenLand e.V. zur Verfügung gestellt. Seite 26/27: Die weit über 100 Jahre alten Fichten am Alten Valberter Skiweg, Foto: Ingo Starink. Foto Frank Brüggendieck: freundlicherweise von ihm selbst zur Verfügung gestellt. Seite 28/29: Teich bei Grünenschlade, Schleipetalweg, Foto: Ingo Starink. Foto Karl Heinz Kraus: freundlicherweise von ihm selbst zur Verfügung gestellt. Seite 30/31: Anhöhe am Silberkuhlenweg, Foto: Ingo Starink. Foto Stephan Sensen: freundlicherweise von ihm selbst zur Verfügung gestellt. Seite 32/33: Hochsitz am Naturschutzgebiet Piwitt bei Valbert, Foto: Ingo Starink. Seite 34/35: Alte Markenbuche am Auerhahnbergweg, Foto: Ingo Starink. Foto des Wilkenberger Auerhahns: Barbara Dienstel-Kümper mit freundlicher Genehmigung der Wilkenberger Dorfgemeinschaft. Seite 36/37: Ein Oktobermorgen am Hubertusweg, Foto: Ingo Starink. Der Heilige Hubertus: https://stock.adobe.com/de/ (Bildarchiv). Seite 38/39: Jagdhüttenweg; die Lichtung, auf der die Jagdhütte stand, befindet sich am rechten Bildrand, Foto: Ingo Starink. Iustitia: https://stock.adobe.com/de/ (Bildarchiv). Seite 40/41: Der Muffelweg aus der Luft, Foto: Ingo Starink. Foto Jörn Hevendehl: Roland U. Neumann (Wald und Holz NRW). Seite 43: Der Wilddiebsweg an einem kalten, klaren Oktobermorgen, Foto: Ingo Starink. Der Fetzer: Entnommen aus Keil/Diepenbach (Hg.). Leben und Hinrichtung des Mathias Weber, genannt Fetzer, des Anführers und Mitglieds der Crevelder, Neußer, Niederländischen und Westphälischen Räuberbande. Cöln 1803. Neuauflage mit einem Vorwort von Dr. Dr. Mark Scheibe Kelkheim 2013, Seite 7. Seite 44/45: Panoramaweg, Blick auf den Winzenberg und Spielberg, Foto: Ingo Starink. Seite 46: Forsthaus Beckerhof, Foto: Ingo Starink. Hans-Georg und Marlene Kauz: https://stock.adobe.com/de/ (Bildarchiv). Seite 48/49: Schmuckholzplantage am Ebbergweg, Foto: Ingo Starink. Foto Rudi Sönnecken (links) und Ralf Hampel (rechts; beide Ebberger Schüttenverein): freundlicherweise von Rudi Sönnecken zur Verfügung gestellt.

Seite 50/51:

Moosboden am Meinerzhagener Weg, Foto: Ingo Starink. Foto Jan Nesselrath: ©Photogracia, zur Verfügung gestellt vom Büro des Bürgermeisters der Stadt Meinerzhagen. Seite 52/53: Die mäandrierende Sichter am gleichnamigen Weg, Foto: Ingo Starink. Foto Marco Voge: Märkischer Kreis, Büro des Landrats. Seite 54/55: Der Willertshagener Teufelsstein; gut sichtbar: die Furchen, die die Räder der Fuhrwerke, die über die Steinplatte fuhren, hinterlassen haben, Foto: Ingo Starink. Der Gehörnte: aus einem Aquarell von Melanie Winkler (Malerei & Design, Herscheid). Seite 56/57: Späte Brombeeren am Willertshagener Weg, Foto: Ingo Starink. Seite 58/59: Alte Kopfbuche (Achtung! Nicht am Buchholzweg, sondern bei Buschhausen!), Foto: Ingo Starink. Foto Markus Ingenohl: Ingo Starink. Seite 60/61: Roteichenblätter am gleichnamigen Weg, Foto: Ingo Starink. Foto Markus Gumpricht: Wald und Holz NRW. Seite 62/63: Königsfarn in einem Birkenbruchwald bei Buschhausen, Foto: Ingo Starink. Sprossender oder Schlangen-Bärlapp (Lycopodium annotinum): https://stock.adobe.com/de/ (Bildarchiv). Seite 64/65: Waldschachtelhalm im Herveler Bruch, einem der großen MärzenbecherRefugien im Ebbegebirge; zum Zeitpunkt der Fotoshootings (September bis November 2021) schlummerten die Märzenbecherzwiebeln im Boden, Foto: Ingo Starink. Märzenbecher: https://stock.adobe.com/de/ (Bildarchiv). Foto Dr. Klaus Hüttebräucker: freundlicherweise von ihm selbst zur Verfügung gestellt. Seite 66/67: Das Hangmoor „Wolfsbruch“ aus der Copter-Perspektive, Foto: Ingo Starink. Seite 68/69: Grund des Bachlaufs am Dantmickeweg, Foto: Ingo Starink. Foto Detlef Krüger: freundlicherweise von ihm selbst zur Verfügung gestellt. Seite 71: Fürwiggetalsperre, Copteraufnahme vom oberhalb verlaufenden, gleichnamigen Weg aus, Foto: Ingo Starink. Foto Michael Berkenkopf (links): Stadtwerke Meinerzhagen GmbH. Foto Dr. Norbert Jardin (rechts): Ruhrverband. Seite 72/73: Kastanie an der Schneiderweiche (Treffpunkt von Hubertus- und Kammweg), Foto: Ingo Starink. Foto Matthias Borgmann: freundlicherweise von ihm selbst zur Verfügung gestellt. Seite 74/75: Tümpel im Naturschutzgebiet „Wolfsbruch“ (Copteraufnahme), Foto: Ingo Starink. Foto Uwe Schmalenbach (links): freundlicherweise von ihm selbst zur Verfügung gestellt. Foto Jan Nesselrath (rechts): ©Photogracia, zur Verfügung gestellt vom Büro des Bürgermeisters der Stadt Meinerzhagen. Seite 76/77: Hubertusweg an einem Oktobermorgen, Foto: Ingo Starink. Seite 78/79: Die „Spinne“ (Wegekreuzung am Stahlschmidt) aus der Copterperspektive; die Bobbahn am linken Bildrand, Foto: Ingo Starink. Eiche: https://stock.adobe.com/de/ (Bildarchiv). Seite 80/81: Blick vom Panoramaweg aus nach Norden, Foto: Ingo Starink. Foto Klaus Ulrich Kermes: Wald und Holz NRW. Seite 82/83: Blick vom Neuen Weg auf den gegenüberliegenden Hügel, Foto: Ingo Starink. Foto Bernd Strotkemper: Ingo Starink. Seite 84/85: Bobbahn, Foto: Ingo Starink. Seite 86/87: Ein Verbindungsweg in der Nähe des Neuen Weges, links Naturverjüngung (Laub-Nadel-Mischwald), rechts Fichtenmonokultur, Foto: Ingo Starink. Seite 88/89: Waldschachtelhalm im Herveler Bruch, Foto: Ingo Starink. Foto Jörn Hevendehl: Roland U. Neumann (Wald und Holz NRW). Seite 95: Loch in einer alten Kopfbuche, Foto: Ingo Starink. Seite 96: Tümpel am Schleipetalweg, Foto: Ingo Starink. Seite 98/99: Birkenbruchwald bei Buschhausen, Foto: Ingo Starink. Seite 100 (Rücktitel): Moosboden am Meinerzhagener Weg, Foto: Ingo Starink. Bärlappweg, Foto: Ingo Starink. Piktogramme (auf diversen Seiten): https://stock.adobe.com/de/ (Bildarchiv).

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Was ich Ihnen, bevor Sie anfangen zu lesen, schon jetzt garantieren kann: Wenn Sie demnächst durch das Ebbegebirge wandern, vielleicht auf einem der Forstwege, werden Sie unser schönes Mittelgebirge mit anderen Augen sehen. Erweitert und tiefer blickend, sozusagen, denn dann kennen Sie auch die Geschichten.

Landrat und Vorsitzender des Heimatbundes Märkischer Kreis e.V.

INDUSTRIEKULTUR JAGD ORTE PFLANZEN TOPOGRAPHIE WINTERSPORT

Die Ausschilderung der alten und neuen Forstwege mit ihren historischen oder neu geschaffenen Bezeichnungen ist eine touristische Besonderheit in der Region. „Gibt‘s nur hier“, würden Marketingmenschen sagen, und den Fachterminus „Alleinstellungsmerkmal“ hervorzaubern. SSo erfahren auch diejenigen etwas über den Wald und seine Geschichte(n), die ihn auf einer ausgedehnten Spazierrunde vor allem genießen wollen.


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Bildnachweise

4min
pages 96-97

NACHWORT

1min
pages 88-89

Quellennachweise

18min
pages 90-95

DIE ZUKUNFT DES EBBEGEBIRGES

2min
pages 86-87

NEUER WEG

2min
pages 82-83

Nordhangweg & Südhangweg

2min
pages 74-75

Bobbahn Panoramaweg 80 11

5min
pages 78-81

Kammweg & Höhenweg

2min
pages 72-73

Märzenbecherweg

1min
pages 64-65

Fürwiggeweg

3min
pages 70-71

Koppenkopfweg & Dantmickeweg

1min
pages 68-69

Roteichenweg & Douglasienweg

1min
pages 60-61

Königsfarnweg & Bärlappweg

1min
pages 62-63

Buchholzweg & Eichholzweg

2min
pages 58-59

Willertshagener Weg

1min
pages 54-55

Sichtertalweg

1min
pages 52-53

Beckerhofweg

3min
pages 46-47

Meinerzhagener Weg

3min
pages 50-51

Ebbergweg

2min
pages 48-49

Muff elweg

2min
pages 40-41

Jagdhüttenweg

2min
pages 38-39

Hubertusweg

3min
pages 36-37

Wilddiebsweg

4min
pages 42-43

Landrat Marco Voge

2min
pages 6-7

Auerhahnbergweg

2min
pages 34-35

DAS EBBEGEBIRGE

9min
pages 12-19

Jürgen Messerschmidt Leiter Regionalforstamt Kurkölnisches Sauerland

2min
pages 8-11

Alter Valberter Skiweg

1min
pages 26-27

Schleipetalweg

2min
pages 28-29

Silberkuhlenweg

2min
pages 30-31

DAS PROJEKT FORSTWEGEBESCHILDERUNG

1min
pages 20-21
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